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Dienstag, 5. Juni 2018

"Fast" wie zu Hause

Am Wochenende waren wir essen und wurden im Restaurant von einer Frau um die dreissig bedient. Ich bemerkte, dass die Dame hochdeutsch sprach, aber Rosalie fragte mich irgendwann, ob sie eben ein "jut" gehört haben könnte. Möglicherweise war es mir entgangen, denn dieser Dialekt ist mir einfach zu vertraut, wenn auch nicht unbedingt mitten in Bern.

Ich hörte aber danach etwas genauer hin und fand einige verräterische Wörter wie "wat" oder "did" in den Sätzen. Also fragte ich sie irgendwann, als sie wieder an unseren Tisch kam, aus welcher Ecke rund um Berlin sie denn käme. Sie war überrascht von der Frage und entgegnete, dass sie in Potsdam geboren und in Berlin aufgewachsen sei. Sie wäre jetzt seit sechs Jahren in Bern und wolle auf keinen Fall zurück. Ich outete mich dann auch als Berliner. Wir sprachen nur noch kurz, weil der Laden brechend voll war.

Die Deutschen haben sich also nicht nur im Gesundheitswesen breit gemacht, sie sind überall in der Schweiz. :-) Berliner habe ich darunter allerdings bisher noch sehr selten entdeckt. Deshalb war es lustig, für einen Augenblick mal ungeniert und deftig Dialekt zu sprechen.

Ansonsten belasse ich es dann doch eher beim Hochdeutsch, auch wenn im normalen Gespräch die "üblichen Verdächtigen" der Berliner Sprache nicht zu überhören sind. Mein Kollege amüsiert sich dann immer darüber und versucht, mich nach zu machen, was wohl genauso lustig klingt wie mein Versuch, Berndeutsch zu sprechen. :-)

Dienstag, 22. Mai 2018

Das ist anders

Seit rund 1,5 Jahren bin ich jetzt hier im Spital tätig, und was mir von Anfang an auffiel, war der ganz andere Umgang(-ston) untereinander. War ich aus dem ÖV in Berlin eine sachliche, nüchterne und sehr stark an Hierarchien angelehnte Kommunikation gewohnt, war schon mein erster Eindruck hier, dass es einen sehr offenen, fast freundschaftlichen Umgang miteinander gibt.

Ob das nun am Gesundheitswesen und/oder am Land (oder Berlin) liegt, kann ich nicht so recht beurteilen, weil mir der Vergleich fehlt, aber angenehm ist es auf jeden Fall. Wenn ich nur schon daran zurückdenke, wie wichtig sich damals einige Menschen anhand ihres "Ranges" genommen haben. Furchtbar. Gut, es gibt hier auch einige wenige Ärzte in Führungspositionen, die sich wie Götter fühlen, aber das ist wirklich die Ausnahme. Ansonsten weiss man nie, ob einem ein leitender Oberarzt oder Assistenzarzt gegenübersteht. Selbst der Klinikchef spricht einen mit Vornamen an. Diese Lockerheit ist wohltuend. Verwirrt hat mich dabei anfangs auch, dass man in Mails dann oft mit:"Lieber ..." angeschrieben wird. Damit habe ich mich etwas schwer getan, schliesslich kannte ich das daheim nur von mehr oder weniger vertrauten Personen. Inzwischen kommt mir das aber recht locker in die Tastatur

Neulich hatte ich eine weitere, fast schon typische Begegnung im Hause. Es gibt eine "Frau in Weiss", der ich fast täglich, manchmal sogar mehrfach auf dem Flur begegne. Wie das im Spital üblich ist, grüsst man sich auch unbekannterweise. Wir grinsten inzwischen schon, weil wir uns tatsächlich ungewohnt oft über den Weg liefen. So auch an diesem Tag: Zum ersten Mal trafen wir uns am Aufzug, zwei Stunden später auf dem Flur. Plötzlich streckte sie mir die Hand entgegen und meinte: "Also ich bin J. So oft wie Dich treffe ich hier niemanden im ganzen Spital!" Ich war überrascht, nannte auch meinen Vornamen, wir wünschten uns einen schönen Tag und gingen weiter.

Später im Büro schaute ich dann mal, wen ich da gerade begrüsst hatte: Eine Oberärztin aus einer anderen Klinik (übrigens auch eine Deutsche). Dienstlich haben wir überhaupt nichts miteinander zu tun. Um so sympathischer fand ich die Situation. Und es arbeitet sich halt viel besser, wenn man auf den Fluren nicht ständig irgendwelchen verkalkten, grummelnden, in sich gekehrten Angestellten oder Beamten über den Weg läuft, sondern sich irgendwie einem (riesigen) sympathischen Team zugehörig fühlt, in dem jeder den Anderen achtet.

Dienstag, 8. Mai 2018

Ein Tag zum Wegwerfen

Mehrere solcher Tage wie gestern, und man könnte sich direkt einweisen lassen. Der Arbeitstag war schon eine Katastrophe. Dem unteren Management Entscheidungen schmackhaft machen zu müssen, hinter denen man selbst nicht steht, ist immer eine schöne Aufgabe. Und den ganzen Tag von Büro zu Büro zu hüpfen, weil jeder was von einem will oder etwas nicht funktioniert, mag zwar fürs Ego gut sein, aber am Ende hat  man von den eigentlich wichtigen Dingen nichts geschafft. Und wenn man dann zwischendurch mal ins Büro zurück kommt und auf einen schmatzenden, Video schauenden Kollegen trifft, fragt man sich, was falsch läuft ...

Eigentlich wäre dann das Zuhause der Ort, an dem man sich erholt und den Tag in Ruhe ausklingen lässt. Wenn, ja wenn da nicht die verschiedenen Gerichtsverfahren wären. Post vom Scheidungsrichter, der "nicht gewillt" ist, sich die Beweise von Rosalie anzusehen und deswegen einen Gutachter beauftragen will, für den sie einen fünfstelligen Betrag vorschiessen soll. Post von ihrem Anwalt, der das ähnlich sieht und völlig empathielos um Überweisung bittet, damit das Verfahren fortgesetzt wird (ansonsten würden die Beweise halt nicht berücksichtigt werden ...?!). Und das alles bei ausstehenden Alimenten im ebenfalls fünfstelligen Bereich. Wer soll das alles bezahlen? Und wofür? Post vom Ex, der ohne Anschreiben eine Liste schickt mit Posten, an denen sich Rosalie gefälligst zu beteiligen habe, unter anderem seine Kehrichtgebühren oder ein neuer Tischtennis-Tisch. Dem Mann ist irgendwie scheinbar was auf den Kopf gefallen.

Und, nicht zu vergessen, Post vom Bau-Anwalt mit einer Stellungnahme und der Bitte um Antwort zum Baugesuch gegenüber. Da stehen vom gegnerischen Anwalt so lustige Sachen drin, wie: "Es gebe kein Gesetz, das vorschreibe, dass ein Spielplatz gerade (also waagerecht) sein müsse." Interessant, oder? auf dem geplanten "Spielplatz" könnte man nicht mal einen Ball ablegen, da der unweigerlich Richtung Strasse rollen würde. Das sei aber alles völlig in Ordnung und rechtens.

Was ist hier los mit der Justiz? Oder sind wir paranoid?

Freitag, 27. April 2018

Berlin, wie es leibt und lebt

Da bin ich also wieder, in meiner alten Heimat. Trotz der Abwesenheit kann ich mich immer noch mit traumwandlerischer Sicherheit in der Stadt bewegen, als wäre ich nie weg gewesen. Und der Ärger ist auch immer noch der selbe: Kaum wollte ich zum ersten Mal S-Bahn fahren, um zu meiner Verabredung zu kommen, hieß es auf dem Bahnhof: "Nach einem Polizeieinsatz UND einer Signalstörung ist der Verkehr derzeit unregelmäßig". Der nächste Zug käme in 21 Minuten ... Ganz toll!

Abgesehen davon ist es aber schön, wieder hier zu sein. Mittwoch Frozen Strawberry Margarita mit einer alten Freundin, bis man uns quasi raus gefegt hat, gestern erst ein Besuch in meiner guten alten Behörde (bei dem ich wieder gemerkt habe, dass es Zeit wurde, von dort weg zu kommen) und dann bei E. Sie hat es gerade richtig schwer, denn ihr Stiefvater ist stark dement, redet nicht mehr, verlässt das Haus nicht und beißt und tritt nach Medizinern, die ihn versorgen wollen. Es muss schlimm sein, das mit ansehen zu müssen.

Hoffentlich bleiben mir solche Szenen bei meinem Papa später erspart. Ihn werde ich nun ab heute Mittag besuchen und sicherlich den Rest des Tages dort verbringen. Dann komme ich am Abend voll beladen ins Hotel zurück, denn bei ihm lagern diverse Pakete mit Dingen, die wir immer in Deutschland kaufen, weil sie in der Schweiz zu teuer oder gar nicht erhältlich sind. Mein jetzt noch leerer Koffer wird dann wohl voll sein.

Damit mache ich mich morgen früh auf den Weg zurück in die Schweiz. Und ich bin sicher, es wird kein trauriger Abschied, wenn ich die Maschine besteige und Berlin wieder den Rücken kehre. Ich hab mein neues Zuhause gefunden!

Donnerstag, 12. April 2018

Hier wird scharf geschossen

Es war ein ungewohntes Bild, als ich in der Schweiz zum erstem Mal mit Soldaten im Zug sass, deren Gewehre ganz lässig auf einem unbelegten Nachbarplatz lagen. Wer es nicht weiss: Hier bekommt man als Wehrpflichtiger seine persönliche Waffe, die man, wenn man denn will, auch sein Leben lang im Besitz behalten darf.

Dafür muss man allerdings auch bis zu einem bestimmten Alter in jedem Jahr zum Schiesstraining. Wer das versäumt, zahlt Strafe. Für viele Männer stellt das aber kein Problem dar, denn in der Schweiz ist das Schiessen ein sehr verbreiteter Volkssport. So gut wie in jedem Dorf gibt es einen Schiessverein und damit meist auch einen Schiessplatz. Ich möchte nicht wissen, wie hoch die Bleibelastung der Schweizer Wälder ist ...

Auch bei uns daheim, quasi direkt vor der Haustür, gibt es einen Schiessplatz. Mit Beginn der Sommerzeit heisst das für uns, dass man am Mittwochabend möglichst nicht zu Hause ist, denn ab 17:30 Uhr ist jede Woche Schiesstraining. Dann knallt es fast ohne Pause bis gegen 20 Uhr. Gemütliches Sitzen auf der Terrasse ist unmöglich, und schon ein offenes Fenster führt zu Lärmbelästigung.

Ein paar Mal im Jahr finden natürlich auch Wettbewerbe statt. Die starten dann gern am Samstag und/oder Sonntag um 10 Uhr und dauern mehrere Stunden. Ein Traum, wenn man sich vorgenommen hat, im Garten zu arbeiten oder einfach nur zu relaxen. Zum Glück beschränken sich diese Events wirklich auf wenige Wochenenden.

Wir wussten natürlich beim Kauf, worauf wir uns einlassen, jammern gilt also eigentlich nicht. Aber lästig ist es hin und wieder dann doch ...

Dienstag, 20. März 2018

Die lieben Kollegen (19) - Verlassen

Ich hätte es besser wissen sollen. Wer sich in meinem Team auf Andere verlässt ...

Vor meinem Kurzurlaub hatte ich einen der beiden Kollegen (den ungekündigten) gebeten, am vergangenen Donnerstag ein bestimmtes Notebook zu ersetzen. Keine grosse Sache, man muss nur davon wissen, um das alte einfach gegen das gelieferte neue auszutauschen und noch ein Programm zu installieren.

Am Freitag las ich dann auf meinem dienstlichen Account (ja, ich weiss, sollte man nicht tun im Urlaub ...) die Antwort des anderen Kollegen auf ein Mail, in dem gefragt wurde, was denn mit diesem Austausch geschehen sei. Der wusste nichts davon und konnte daher nicht antworten. Ich wunderte mich zwar, ging aber davon aus, dass die beiden Team-Kollegen sich nach diesem Mail schon irgendwie verständigen würden, wenn schon am Donnerstag irgend etwas nicht geklappt hatte.

Am gestrigen Montag dann die Erklärung: Ich erhielt am Morgen ein Mail vom ungekündigten Kollegen, dass er "weiterhin" krank sei. In dem Moment hätte ich vor Wut in die Tischkante beissen können. Nicht nur über den Umstand, dass er schon wieder krank ist, sondern dass er mich weder am Donnerstag (das war sein erster Kranktag) informiert hat, noch seinen Kollegen bat, sich um das Notebook zu kümmern. Dadurch sah es nun so aus, als hätte ich das Ganze versemmelt. Aber bitte - ich kann doch nicht in böser Voraussicht, er könnte vielleicht schon wieder krank sein, das ganze Büro bitten, meinen Auftrag im Auge zu behalten. Und hätte der kranke Kollege nicht nur drei, sondern alle Personen im Büro über seine Krankheit informiert, also auch mich, hätte ich mit einem Satz auch aus Wien noch schnell den Auftrag delegieren können. Aber so ist alles daneben gegangen und ich kann nun Tage später sehen, wie ich das gerade biegen kann. Einmal mehr eine Meisterleistung.

Nicht genug damit, kam gestern Vormittag ein Mail für den kranken Kollegen an. Darin fragte die Chefin einer Klinik, wo denn die gewünschten Infos blieben und was aus dem geplanten Termin am (heutigen) Dienstag würde. Ich  hatte keine Ahnung, worum es dabei ging und wie die Vorgeschichte war, und da ich wusste, dass die Anfragende unserem Team ohnehin skeptisch gegenüber steht und auch von meinem Chef nicht viel hält, beschloss ich, persönlich im Büro vorbei zu gehen, anstatt die Frage telefonisch zu klären, wo jeder mithören könnte.

Als ich ihr dann sagte, dass der betreffende Kollege krank sei, meinte sie nur: "Sollte mich das wundern? Und warum tut Euer Chef nichts, es gibt doch Führungsinstrumente?" Fragen, die ich nicht beantworten konnte, zumal ich natürlich auch keine Kenntnis hätte, wenn dieser Schlappschwanz von Chef denn mal tatsächlich etwas unternehmen würde. Geht mich ja schliesslich als normaler Team-Mitarbeiter gar nichts an.

Sie fragte dann noch, ob man mich nicht klonen könne (oh, ein Kompliment - geht doch!) und beendete das Gespräch mit dem Hinweis, dass ich nichts unternehmen solle und wir nun warten, bis der kranke Kollege dann irgendwann wieder genesen ist.

Ich habe mir mal Gedanken gemacht, warum ich immer weniger mit meinem Chef anfangen und ihn nicht ernst nehmen kann: Er ist ein grosser Junge! Mit seinen rund 35 Jahren wirkt er wie Mitte Zwanzig, strahlt nichts aus, redet mit seinen Mitarbeitern am liebsten über Fussball oder lacht über dämliche Yout*be-Videos und wirkt in Gesprächen mit Kunden absolut nicht souverän, sondern unsicher und planlos. Schon mehrmals fühlte ich mich genötigt, bei solchen Terminen einzugreifen und das Zepter zu übernehmen, was zwar von der Kundenseite honoriert wurde, aber nicht im Sinne des Erfinders und auch nicht meine Gehaltsklasse ist.

Ein anderer Mitarbeiter fragte mich letzte Woche, wer denn künftig die Aufgaben des scheidenden Kollegen übernehmen wird und ob unser Chef mich nicht zu seinem Stellvertreter machen will. Nicht zuletzt gibt es jetzt auch wieder die jährliche Lohnrunde, bei der kleine Almosen verteilt werden. Nie viel, aber besser als nichts.

Die nächsten Wochen werden daher zeigen, wie weit es her ist mit der Wertschätzung des Chefs für seine Kollegen. Immerhin liege ich bei meiner aktuellen Beurteilung durch ihn bei über 100% Erfüllung. Dafür kann ich mir aber nichts kaufen. Und da ich hier im Team mal wieder derjenige mit dem geringsten Verdienst bin, wäre eine kleine Anerkennung durchaus eine gewisse Motivation. Bei den ständigen Fehlleistungen der beiden Kollegen wäre das dringend nötig, um weiter durchzuhalten.

P. S. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass der junge Kollege auch heute zu Hause bleibt, wie er gestern Abend per Mail mitteilte. Es ginge ihm "noch gaaaar nicht besser". Das bedeutet einerseits, dass er nun schon acht Tage am Stück daheim ist (da er mittwochs immer frei hat), und andererseits, da er seine Krankheit von Tag zu Tag verlängert, dass er bisher deswegen nicht beim Arzt war. Als Chef hätte ich bei diesem Verhalten längstens einen Krankenschein verlangt, aber das kommt hier offenbar niemandem in den Sinn. Und so macht jeder, was er will.



Donnerstag, 1. März 2018

Das war jetzt nicht nötig

Mit grossem Getöse verabschiedet sich der Winter. Hatten wir während der ganzen Saison bisher so gut wie keinen Schnee, hat es in der Nacht und den ganzen Morgen über aber sowas von heftig geschneit, dass ich kurz davor war, zu Hause zu bleiben.

Jeder kleine Anstieg war selbst mit Winterreifen durch den tiefen Schnee eine Herausforderung. Draussen auf dem Land wird natürlich kaum und nur zögerlich geräumt, und so war ich kurz nach sechs quasi der Räumpflug für die nach mir fahrenden Autos ...

Ich hatte dabei noch Glück, denn auf meiner Autobahnseite lief der Verkehr mit rund 60 km/h noch flüssig, während auf der Gegenseite ein Unfall schon alles zum Erliegen gebracht hatte. Und so war ich nach etwa der doppelten Zeit fast auf meinem Parkplatz angekommen.

Der ist aber bei so einer Witterung nochmal eine Herausforderung. Erst muss man die Schranke öffnen per Chip, und dann führt eine etwa 15 m lange, sehr schmale und von Mauern umgegebene recht steile Rampe nach oben auf die Parkplattform. Zu schwunghaft kann man die Sache nicht angehen, denn wenn das Auto sich weg dreht, steht man sofort in der Mauer. Fährt man aber zu langsam, bleibt man auf halber Strecke stehen. Ich hab es mit Mühe und Not geschafft, innerhalb von rund 30 Sekunden im Schneckentempo mit viel durchdrehenden Rädern die Höhe zu erklimmen.

Wie erwartet war ich der Erste im Büro, obwohl ich den weitesten Weg habe ... Nun hoffe ich, dass sich das Wetter bis zum Feierabend beruhigt. Und dann wartet ein langes Wochenende mit meinem Schatz und Kater Henry. :)

Montag, 26. Februar 2018

Bise

Dieses Schweizer Wetterphänomen hat das Land in den kommenden Tagen fest im Griff. Obwohl auf dem Thermometer in der Nacht "nur" minus 10 Grad angezeigt werden, sorgt der eisige Wind dafür, dass es sich teilweise doppelt so kalt anfühlt. Ich bin überhaupt kein Freund von Mützen, aber bei dieser eisigen Kälte ist eine Kopfbedeckung ein ziemlich geniales und fast überlebenswichtiges Accessoire.

Allerdings kann ich mich nicht zu dick einmummeln, denn im Krankenhaus ist es immer sehr warm. Sofern man keine Zweitausstattung im Büro zum Umziehen hat, führen Stiefel und lange Unterhosen während des Arbeitstages dann eher zu einem Hitzekoller.

Den könnte ich heute gegebenenfalls auch so bekommen, denn mein Chef hat netterweise dem ganzen Team für diesen Tag frei gegeben. Ganz selbstverständlich meinte er letzten Dienstag, ich hätte dann heute sehr viel Platz im Büro. Wie witzig. Es gab Zeiten, da durfte das auf keinen Fall sein - denn schliesslich kann der Verbliebene, also in diesem Fall ich, auch mal krank sein, oder nicht? Dann wäre heute niemand aus dem Betrieb da. Aber vermutlich sieht man das als so unwahrscheinlich an, dass es niemandem in den Sinn kam, für eine Absicherung zu sorgen. Und ausserdem ist mein Chef ja selbst in den Ferien und hat noch einen Kollegen mitgenommen (zum Fussball nach England), da kann man natürlich schlecht etwas dagegen sagen. In diesem Fall geht plötzliche alles Mögliche ...

Fest steht, dass ich mir heute kein Bein ausreissen werde. Ich hab nur zwei Arme und zwei Ohren und werde ganz bestimmt auch deswegen keine Überstunden machen.

Also dann - die Party kann beginnen. :) Morgen gibt es dann das Neueste vom Wochenende zum Scheidungstheater.

Freitag, 19. Januar 2018

Recht haben und Recht bekommen

Das Scheidungsverfahren bei Rosalie zieht sich nun schon über mehrere Jahre hin. Das ist nicht nur emotional belastend, sondern und vor allem auch finanziell. Es heisst, dass so manche Frau sich nicht scheiden lässt, weil sie es sich nicht leisten kann, und auch der Anwalt erwähnte schon, dass am Schluss die Partei "gewinnen" würde, also ihre Forderungen durchsetzt, die das meiste Geld hat. Was dabei heraus kommt, kann man sich leicht vorstellen, denn oftmals verfügt der Mann durch seine Arbeit über Geld, Konten, Anlagen. Und man glaubt kaum, wie teuer so eine Scheidung ist ...

Das ist extrem unfair und lässt einen manchmal am Rechtsstaat zweifeln. Leider gilt das auch für andere Verfahren. Gestern erhielten wir Post vom Gericht. Momentan prozessieren wir gegen Bauunternehmer, die mit Spekulationsbauten das Dorfbild verschandeln und uns einen hässlichen Klotz vors Haus setzen wollen. In der Schweiz ist es so, dass die ersten Einsprachen noch kostenlos sind, geht es dann aber vor Gericht, weil man sich nicht einigen konnte, trennt sich die Spreu vom Weizen - denn nun wird Geld fällig. Das heisst, nur Bürger, die es sich leisten können, haben die Möglichkeit, städtebaulichen Wahnsinn zu verhindern. Für die Bauherren heisst das, erst mal alles abzustreiten und auszusitzen und zu hoffen, dass die Einsprechenden nicht genügend finanzielle Mittel haben, um den Prozess zu führen. Dann wäre der Fall schon erledigt.

Bei uns zum Beispiel fällt nun nicht bloss ein Gerichtskostenvorschuss an, sondern die Gegenseite fordert auch Entschädigungs-Sicherheiten für den Fall, dass sie gewinnt. Man muss - als Privatperson im Kampf gegen ein Bauunternehmen - enorme Summen hinterlegen, damit der Prozess überhaupt geführt wird.

Recht haben ist also das Eine, Recht bekommt aber nur der, der es sich auch leisten kann. Ansonsten muss man irgendwann aufgeben. Irgendwie scheint mir das nicht gerecht zu sein ...

Donnerstag, 30. November 2017

Pünktlich

Wenn man wie ich vom platten Land kommt, ist es sehr ungewöhnlich, dass man auf dem Weg ins Büro über 100 Höhenmeter überwinden muss. Nun gibt es zwar keine steilen Anstiege unterwegs, sodass man die Unterschiede fast nur auf dem Navi verfolgen kann. Aber zu dieser Jahreszeit merkt man es dann hin und wieder doch.

Als ich daheim los fuhr, war alles "normal". Doch mitten auf der Autobahn und über 100 Meter höher als zuvor wurde es immer weisser, und in Bern war schliesslich alles gepudert. Der Winter ist also, pünktlich zum ersten Advent, angekommen! Auf einigen Autos lag vorhin schon eine dicke Schneedecke, die aber wohl im Laufe des Tages verschwinden wird.

Da es draussen noch dunkel ist, konnte ich noch kein Foto machen. Aber dafür gibt es noch eines vom Kater. Der hat nämlich seine OP gut überstanden und war heute Morgen schon wieder ganz der Alte! Der Bauch ist kahl rasiert, aber er braucht weder ein Leibchen noch einen Kragen. Die Ärztin meinte, dass das bei den meisten Katzen auch ohne dieses lästige Teil gut klappt, und falls nicht, könne man sich so einen Pullover immer noch in der Klinik holen.

Unser Stubentiger scheint ganz gut ohne Schutz klar zu kommen. Hier sitzt er bei Frauchen und liest wohl gerade etwas aus der Zeitung vor ...

Montag, 30. Oktober 2017

Besuchsmarathon

Drei sehr intensive Tage liegen hinter mir. Ich wusste ja, was auf mich zukommt und es war sehr schön, aber ich war dann auch froh, wieder nach Hause kommen und mich erholen zu können ...

Am vergangenen Mittwoch fuhr ich morgens noch ins Büro, um dann gegen halb eins zum Flughafen aufzubrechen. Schon cool, wenn man ganz entspannt und ohne lange Anreise und Wartezeit mal eben in den Flieger steigen kann. Hat mich an alte Zeiten in Tegel erinnert, nur viiiel kleiner.

In Berlin angekommen, fuhr ich zunächst ins Hotel. Ich war zum ersten Mal in diesem Haus, und, na ja ... Es ging. Für 60 Euro pro Nacht konnte man nicht mal viel sagen, und wenn man bedenkt, dass ich nur wenige Stunden und wirklich nur die Nächte dort verbrachte, war es völlig okay. Schade, dass das versprochene WLAN nicht existent war, aber das war aus dem selben Grund ebenfalls zu verschmerzen.

Am ersten Abend traf ich mich mit U. Eine Freundin aus alter Zeit - wir haben uns schon zig Mal fast aus den Augen verloren und immer wieder gefunden. Das musste wohl so sein. Bei reichlich Cocktails zur Happy Hour haben wir uns drei Stunden lang intensiv über das vergangene Jahr ausgetauscht. Es war ein sehr schöner, zu kurzer Abend.

Am nächsten Tag konnte ich dann im Hotel mal in Ruhe frühstücken. Das Frühstück war völlig in Ordnung, wenn man davon absieht, dass die für mich wichtige Komponente Kaffee wohl aus Abwaschwasser gebrüht worden ist. Nach einem kleinen Spaziergang über den Kudamm fuhr ich dann gegen Mittag zu meinem Vater.

Hier verbrachte ich den ganzen restlichen Tag: Königsberger Klopse, Schwarzwälder Kirschtorte, Steak, dazu fast zwei Flaschen Wein. Und natürlich viel Erzählen, Bilder zeigen, Notebook und Handys auf Vordermann bringen. Ein wenig traurig war der Abschied, da es bisher keinen neuen Termin für ein Wiedersehen gibt. Und ob mein Papa seinen, wie er meinte, "Abschiedsbesuch" in der Schweiz im nächsten Jahr durchführen kann, steht ebenfalls in den Sternen. Ansonsten war es aber wieder ein schöner Tag. Gegen 21 Uhr war ich zurück im Hotel und bin schnell eingeschlafen.

Das war auch gut so, denn es wartete ein weiterer voll gepackter Tag. Mit E. war ich zum Frühstück verabredet. Bei ihr war die Zeit auch knapp, denn wir hatten ebenfalls viel zu erzählen, vor allem auch von meiner wundersamen Heilung der Allergie. Nach etwas mehr als vier Stunden musste ich wieder los, einmal mit der Bahn quer durch die Stadt zu meinem Bekannten, dem die Frau vor drei Monaten davon gelaufen war. Erwartungsgemäß hatten wir daher diesmal viel mehr zu reden als sonst, und bei Saltimbocca à la Romana und Rotwein waren schnell fünf Stunden vorbei. Gegen 23 Uhr war ich zurück und konnte im TV noch die Landung der letzten Air-Berlin-Maschine in Berlin live verfolgen. Bittere Geschichte.

Genau so bitter könnte es in Bern werden. Ich flog am Samstagmorgen mit Skywork zurück - womöglich die vorletzte Maschine, die in Bern von dieser Airline gelandet ist. Derzeit sind alle Flüge gestrichen, weil kein Geld mehr da ist. Hätte ich nur einen Tag später fliegen wollen, wäre das äußerst schwierig geworden ...

Mit wenig Schlaf und heiserer Stimme vom vielen Erzählen bin ich also Samstag gegen Mittag wieder bei Rosalie angekommen. Beim ersten Kaminfeuer der Saison konnte ich gut entspannen.

Es war ein eigenartiges Gefühl in Berlin, vertraut und fremd zugleich, denn natürlich geht man alle Wege wie im Schlaf, aber nach der langen Abstinenz fühlt es sich doch nicht ganz vertraut an, und als ich meinen früheren Arbeitsweg kreuzte, spürte ich eine gewisse Abneigung. Nein, hierhin zurück wollte ich wirklich nicht mehr - das Kapitel ist abgeschlossen.

Aber schön war es ansonsten schon. Zum Shoppen kam ich nicht, und von der Stadt habe ich nichts gesehen, aber das war ja auch nicht nötig. Mir war es nur wichtig, ein paar liebe Menschen zu treffen und schöne Stunden zu genießen. Und das ist mir gelungen. Danke, Berlin. :)

Mittwoch, 25. Oktober 2017

Getrennte Wege

Nun ist es also soweit: Nach fast exakt einem Jahr werden wir zum ersten Mal wieder getrennt schlafen - Rosalie in der Schweiz, ich in Berlin. Es sind nur drei Nächte, aber ungewohnt wird es trotzdem sein. Ausserdem erlebe ich die Stadt allein sicher noch anders als zu zweit. Ich bin gespannt, wie sie auf mich wirken wird und was das mit mir macht. Wie ich mich kenne, werde ich froh sein, wenn ich am Samstagmorgen wieder in den Flieger steigen kann.

Bis dahin wartet ein voller Terminplan, der schon direkt nach der Ankunft am Nachmittag beginnt. Schnell ins Hotel und dann ab zum Mexikaner und diverse Frozen Strawberry Margarita geniessen. Es ist schliesslich Happy Hour. :)

Der Donnerstag bleibt meinem Papa vorbehalten. Und am Freitag werde ich zunächst E. wieder mal sehen (der Eine oder die Andere erinnert sich vielleicht noch ...), und danach hören, wie es einem alten Bekannten geht, dessen Frau sich kurz vor seiner Pensionierung von ihm getrennt hat. Dazu gibt es ein leckeres Steak zu guten deutschen Preisen!

Und dann wird es ganz schnell Samstag und am Morgen wartet schon der Flieger nach Hause zu meiner Liebsten.

Also dann, Berlin: Ick komme!


Freitag, 20. Oktober 2017

Süsch no öppis?

An alle Nicht-Schweizer: Versteht man diese Frage? Nach mittlerweile mehr als vier Jahren intensiven Trainings ist mir der Dialekt jetzt vertraut, aber 2013 sah das ganz anders aus. Wenn ich mit Rosalie unterwegs war und sie sich mit anderen "Eingeborenen" unterhielt, habe ich so gut wie nichts verstanden.

Heute fällt mir so manches Mal gar nicht mehr auf, ob mein Gegenüber Hochdeutsch spricht oder nicht. Im Kollegen- und Bekanntenkreis nehmen die Meisten inzwischen sowieso keine "Rücksicht" mehr, was auch nicht notwendig ist. Und so stolpere ich dann meist nur darüber, wenn fremde Personen fragen, ob sie denn mit mir Mundart sprechen können. Natürlich dürfen sie, denn bis auf den einen oder anderen Ausdruck, den ich noch nie gehört habe, komme ich gut damit klar. Wieder ein Stück Integration geschafft!

Für alle Schweizer: Ich war gestern im Radio! Ich werde hier nicht verraten, wann und wo, denn sonst ist meine Anonymität dahin. Aber nett war er, der erste Auftritt in den Schweizer Medien. :)

Also: Äs schöns Wochenend!


Dienstag, 17. Oktober 2017

Pleite?

Das Schicksal von Air Berlin war und ist derzeit in allen Medien präsent. Bitter ist es auch für die Fluggäste, die auf ihrem gekauften Ticket sitzen bleiben und keine Gegenleistung bekommen.

Bis gestern erzeugten diese Nachrichten bei mir "nur" ein trauriges Kopfschütteln. Doch dann verbreitete sich die Meldung, dass die Berner Skywork Airlines ab November keine Betriebsbewilligung mehr bekommen soll, weil die Finanzierung nicht gesichert sei. Mal davon abgesehen, dass dies generell ein sehr bitterer Verlust für mich, uns und die ganze Region wäre, stellte sich sofort die Frage, was denn mit unseren Flügen nach Berlin und Hamburg im Oktober, November und Januar passieren wird? Müssen wir alles absagen?

Die Airline hält sich momentan noch bedeckt und erklärt, sie würde alles daran setzen, ein Finanzierungskonzept bis Ende Oktober auf den Tisch zu legen. Ob das gelingt, steht in den Sternen. Wenn nicht, wäre es vorbei mit den so bequemen und praktischen Flügen Bern-Berlin der kleinen aber feinen Fluggesellschaft, und wir müssten jedes Mal mit SWISS den Umweg über Zürich nehmen (Genf ist genauso weit weg, und ich will nicht in Schönefeld landen, wenn ich nicht muss!). Das würde die Reisezeit nahezu verdoppeln! Ich hab ja langjährige Erfahrungen mit dieser Verbindung ...

Nun müssen wir abwarten und Daumen drücken. Meine Reise Ende Oktober wird hoffentlich in jedem Fall stattfinden. Ob wir dann aber im November nach Hamburg kommen oder Hotel und Auto stornieren müssen (sofern überhaupt möglich), werden die nächsten vierzehn Tage zeigen.

Das Flug-Geschäft ist hart umkämpft, kleine Airlines haben es überall schwer. Mehrere sind am Standort Bern schon gescheitert. Auch DARWIN steht kurz vor der Pleite, nun also auch, zum wiederholten Male, Skywork. Ich verknüpfe viele schöne Erinnerungen mit ihr und würde sie vermissen. Befürchten musste man diesen Moment schon lange, denn ein Flugzeug, in dem regelmässig nur rund 15 Personen sitzen, kann sich einfach nicht rentieren, wenn die Ticketpreise keine astronomischen Höhen erreichen sollen. Warum es aber nicht gelungen ist, mehr Gäste nach Bern zu holen, weiss ich nicht. Sicherlich spielen die Preise der Konkurrenz eine Rolle. Rechnet man aber mal die Tickets für die Fahrt nach Zürich hinzu und schaut auf die Zeitersparnis (in Bern reicht es, 40 Minuten vor Abflug anzukommen und das Auto direkt vor dem Flughafen fussläufig abzustellen), dann relativieren sich die auf den ersten Blick günstigeren Flugpreise der Grossen schnell.

Leider kann ich keine Millionen beisteuern, liebe Skywork, aber ich hoffe, es finden sich Andere, die so viel Geld noch irgendwo rum zu liegen haben. :)

Mittwoch, 11. Oktober 2017

One Year ago

Gestern Abend in der Küche sprachen wir über meinen anstehenden Berlin-Besuch, und Rosalies Sohn bemerkte, dass es nach einem Jahr das erste Mal sein werde, dass wir getrennt sind. Und es stimmt! Am 26. Oktober 2016 flog ich in die Schweiz, und fortan verbrachten wir jede Nacht gemeinsam.

Nun werde ich am 25. Oktober nach Berlin fliegen. Genau ein Jahr später geht es also zurück in die alte Heimat, und wir werden uns rund drei Tage lang nicht sehen. Das wird seltsam sein - allein zurück in Berlin und mein Schatz so weit weg, wie es über drei Jahre lang normal war. Zugegeben, mein Programm für die 2,5 Tage ist restlos voll und die Zeit wird rasend schnell vergehen. Aber trotzdem wird es eigenartig sein, wieder ohne Begleitung mit dem ÖV zu fahren, dem Alltag in Berlin zuzusehen und mit Rosalie nur per Handy zu kommunizieren.

Immerhin hat sie dann auch sturmfreie Bude, da die Kinder in diesen Tagen beim Papa sind. Sie wird das Haus also ganz für sich allein haben (bis auf die Gesellschaft vom Kater natürlich!). Das ist auch eine neue Erfahrung. :)

An einem Samstagmorgen komme ich in aller Frühe zurück und wir haben das ganze Wochenende wieder für uns. Und zwei Wochen später sitzen wir schon zusammen im Flieger Richtung Hamburg.

Ich freue mich auf die kurze Zeit in Berlin, vor allem natürlich, um Papa, Freunde und Bekannte wieder zu sehen, aber auch, um mal ganz bewusst für mich allein spüren zu können, wie es sich anfühlt in der Stadt, wenn man ein Jahr lang (mit kurzen Unterbrechungen) weg war. Vom Hotel kann ich nicht viel erwarten, aber das brauche ich auch nur, um nicht auf der Strasse schlafen zu müssen. Ansonsten werde ich immer unterwegs sein und bei den vielen Termin nicht einmal gross zum Shoppen kommen ...

In genau zwei Wochen geht es los. Berlin, ich komme - kennst Du mich noch?

Dienstag, 10. Oktober 2017

Schwindelerregend

Seit nun fast einem Jahr lebe ich in der Schweiz, und ich denke, dass ich mich so langsam an das hiesige Preisniveau gewöhnt habe.

Am letzten Samstag allerdings schien das nicht so zu sein. Wir haben unseren ganz normalen, üblichen Wochenend-Einkauf absolviert, und wie man auf dem Bild sieht, ist der Wagen nicht mal zur Hälfte voll, nachdem wir dessen Inhalt in gerade mal zwei Taschen verpackt haben. Meist überschlagen wir vor dem Gang zur Kasse schon mal, was da auf uns zukommen könnte, aber diesmal lag sogar Rosalie ziemlich daneben.

Was würdet Ihr für einen Einkauf ohne Besonderes, also im Wesentlichen Lebensmittel und einmal Katzenstreu so vermutlich ausgeben (für vier Personen)? Als die Kassierin den Preis nannte, waren wir erst mal sprachlos und haben dann nach dem Bezahlen den Bon kontrolliert. Aber es stimmte alles ... Wenn eben Hähnchenfilets für vier Personen schon fast 20 Franken kosten, kann man sich vorstellen, wie schnell die Summe beim Scannen in die Höhe schnellt. Und so lagen wir am Ende bei (in Franken):

Da kann einem dann doch schon mal etwas die Luft weg bleiben. Fairerweise sei gesagt, dass wir in der MIGROS waren. Möchte man es noch etwas günstiger, kann man auch in der Schweiz zu LIDL oder ALDI ausweichen, was wir oft auch tun. Aber die Auswahl ist halt bei Weitem nicht so gross wie bei den grossen Ketten. Und bevor man mehrere Läden abklappern muss, um den Einkaufszettel abzuarbeiten, ist dann ein grosser Markt doch praktischer.

Auch wenn der Kurs wieder etwas angezogen hat - für EURO-Länder ist ein Urlaub in der Schweiz immer noch Luxus. Und nicht nur das - für mich würde es später, wäre ich allein, kaum finanzierbar sein, noch hier zu leben, denn die deutsche Rente reicht mit Mühe für eine Wohnungsmiete inklusive Versicherungen. Und die paar Jahre, die ich noch in der Schweiz einzahle, können dieses Loch nicht füllen. Ein Umzug in die teure Schweiz will also gut überlegt sein ...

Donnerstag, 21. September 2017

Wundervolle Sprache

Eine spannende Besonderheit der Schweiz ist ihre Sprachvielfalt. Ich weiss nicht, ob es noch andere Länder gibt, die über vier Amtssprachen verfügt ...? Mit den anteilmässig kleineren Sprachen komme ich so gut wie nie in Berührung, aber neben meiner Muttersprache begegnet mir das Französisch mehr oder weniger täglich.

Mein Lernwille lahmt derzeit ein wenig, auch wenn ich immerhin inzwischen einen gewissen Grundwortschatz aufbauen konnte. Faszinierend ist diese Sprache jedoch sehr. Vor allem die bildhafte, fast überschäumend reichhaltige Darstellung selbst einfachster Sachverhalte hat etwas sehr Sympathisches.

Besonders anschaulich wird dies, wenn ein Schweizer mit französicher Muttersprache versucht, etwas in deutscher Sprache zu schreiben. Unsere Gemeinde ist seit Jahresbeginn zweisprachig, sodass man der Verwaltung auf Deutsch schreiben kann, dort aber gegebenfalls von einer französisch sprechenden Person eine Antwort erhält.

Ich habe gestern per Mail mitgeteilt, dass unsere Strassenbeleuchtung defekt sei. Kurz darauf erhielt ich diese Antwort: "Besten Dank für die Information und die Mühe, die Sie sich gegeben haben, uns dies mitzuteilen."

Ist das nicht süss? In Deutschland käme man sich wohl vera*scht vor bei so einer Antwort, doch in diesem Kontext fand ich es wirklich herzig. :)

Mittwoch, 20. September 2017

Willkommen in der Schweiz

Letzte Woche gab es im Radio am Abend eine Sendung über Deutsche in der Schweiz. Ich hab leider nicht alles hören können, aber die Erfahrungen, die dort sowohl von Deutschen als auch Schweizern berichtet wurden, waren sehr interessant.

Wie ich auch schon von meinem (deutschen) Chef erzählt bekam, gibt es zahlreiche Menschen, die eine starke Abneigung oder zumindest Skepsis von Einheimischen spürten und zum Teil deswegen sogar in ihre Heimat zurück gekehrt sind. Ich selbst kann mich erinnern, dass es vor ein paar Jahren in den Medien ziemlich unverblümt Kampagnen gegen Deutsche in der Schweiz gab. Allerdings ist davon in letzter Zeit nichts mehr zu sehen.

Eigene Erfahrungen dazu habe ich nicht gemacht. Nun ist das Gesundheitswesen, in dem der Anteil der Deutschen ohnehin sehr hoch ist, vielleicht nicht gerade repräsentativ. Und ich habe den Vorteil, durch eine Einheimische in die Schweiz eingeführt worden zu sein. Doch auch, wenn ich allein unterwegs bin, spüre ich keine übertriebene Zurückhaltung. Der Schweizer an sich ist ja ohnehin nicht gerade aufgeschlossen, daran muss man sich ein wenig gewöhnen. Und er neigt dazu, seine Meinung, wenn überhaupt, nur sehr verblümt darzustellen. Das führt dann schon mal zu leichten Irritationen, ist doch der Deutsche in der Regel sehr direkt. Einfaches, gern gebrauchtes Beispiel dazu: "Ich kriege ein Bier!". So etwas Forsches käme hier niemandem über die Lippen.

Auch im beruflichen Umfeld wird das weich gespülte Diskutieren von meinen Landsleuten, so auch in der Sendung, als irritierend empfunden. Ja, manchmal denke ich auch 'Komm doch endlich mal zum Punkt!'. Aber in der Regel mag ich diesen respektvollen, teilweise fast übertrieben freundlichen Umgang miteinander. Vielleicht komme ich deswegen so gut mit den Leuten klar. :) Man weiss nur manchmal nicht genau, was sie wirklich über einen denken. Aber muss ich das wissen?

Ich fühle mich wohl hier, und das mit allem drum und dran!

Dienstag, 5. September 2017

Fusball-Stress

Nun hat mich der "Alltag" wieder! :) So ein Länderspiel-Wochenende hat es in sich, wenn man bei zwei Mannschaften mitfiebert. Ich gebe zu, dass ich kein grosser Fussball-Fan bin - weder könnte ich die Namen der Spieler und/oder ihre Vereine aufsagen, noch hätte ich eine Ahnung, wer gerade wo Trainer ist.

Doch bei EM und WM schaue ich dann doch gern mal zu. Und seit meiner Liebe zur Schweiz interessiert mich nun auch das Abschneiden der "Nati", wie die Auswahl hier liebevoll genannt wird. Da netterweise die Spieltage versetzt angelegt waren, konnte ich mir sowohl die Spiele der "Mannschaft" als auch die der Schweiz in voller Länge und live ansehen. Und alle wurden gewonnen!

Rosalie hat die vier Abende zum Bügeln (Glätten) genutzt und dazu haben wir das eine oder andere Glas Wein geleert. So hatten wir beide einen gemütlichen Abend - denn für meinen Schatz ist das Bügeln eine durchaus entspannende Tätigkeit, bei der man nicht so viel nachdenken muss und hinterher auch noch den Erfolg sieht (sagt sie selbst!). Ich würde ja nie auf die Idee kommen, meine Shirts zu bügeln. :)

Nach diesem Fussball-Marathon hat der Fernseher wieder Sendepause und es stehen erneut Steuererklärung und Scheidungsvorbereitung auf dem Abendprogramm. Alltag eben ...


Montag, 4. September 2017

Das "Leid" der Schweizer

Vor kurzem hatte ich hier von meinem Ausflug über die Grenze nach Deutschland berichtet. Ein kurzer Tripp, der viel Geld gespart hat, weil diverse Dinge des täglichen Bedarfs auf der "anderen Seite" nun mal viel günstiger sind.

Bevor ich solche Überlegungen starte, werfe ich allerdings stets einen Blick ins Internet, um zu schauen, ob es dies oder das nicht auch halbwegs günstig online und innerhalb der Schweiz zu kaufen gibt.

Dabei sind wir nun schon zum zweiten Mal fast übers Ohr gehauen worden. Bei Rosalie konnten wir es seinerzeit nicht mehr verhindern, mir ist es letzten Woche noch früh genug aufgefallen, um die Bestellung zu stornieren.

Es handelte sich um einen Online-Shop, der in mehreren Ländern aktiv ist. Und so konnte man die Website sowohl mit der Domain de als auch mit ch anzeigen lassen. Die Angebote dort waren günstig, wenn auch nicht übertrieben billig. Sie entsprachen in etwa deutschen Preisen. Ganz hübsch gab es nicht nur Versandhinweise, in denen auf den Versand "innerhalb der Schweiz" hingewiesen wurde, sondern sogar eine Schweizer Telefonnummer für den Kundendienst.

Es sah also alles bestens aus, die Seiten wirkten seriös (und sind es vermutlich innerhalb der EU auch) und ich schickte daher unsere Bestellung ab. Überrascht und dann verärgert war ich allerdings, als die Bestell-Bestätigung per Mail ankam. Da stand im Kleingedruckten, dass die Ware aus Deutschland versandt werde und damit ggf. Zollgebühren anfallen würden. Was für eine Unverschämtheit! Gerade diese Zollgebühren können den Warenwert u. U. fast übersteigen, denn die Post krallt sich neben den eigentlichen Zollgebühren auch noch eine Gebühr für die Bearbeitung.

Ich habe daraufhin noch einmal die Website durchforstet und dort nirgends einen Hinweis auf diesen Umstand gefunden. Deshalb rief ich dann die Schweizer Nummer an. Am Telefon eine Dame, die nur gebrochen deutsch sprach. Auf meine etwas verärgerte Ansprache meinte sie, dass die Firma ja noch ziemlich neu wäre und na ja, und überhaupt ... Es klang sehr nach Ausrede. Ob das nur an den mangelnden Sprachkenntnissen lag, weiss ich nicht, aber immerhin konnte ich (obwohl das in den Versandbedingungen so gar nicht vorgesehen ist!) die Bestellung direkt stornieren.

Jetzt muss ich nur noch mein Konto im Auge behalten, da ich mit Kreditkarte bezahlt hatte ...

Und die Moral von der Geschicht? Man sollte noch kritischer und skeptischer sein, wenn man im Internet günstige Angebote findet. Es gibt zu viele schwarze Schafe auf dieser Welt.