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Samstag, 13. Mai 2017

It's a long way to ...

In diesem Fall nicht Tipperary. Ich möchte nur zu einem Schweizer Dokument gelangen: einem Führerausweis. Den muss man innerhalb von zwölf Monaten nach Einreise erwerben, da der eigene dann offiziell ungültig wird.

Nun ist das aber gar nicht so einfach, wie man meinen könnte. Man benötigt nämlich ein Attest vom Arzt, zumindest dann, wenn man sich die in Deutschland übliche Genehmigung C mit eintragen lassen möchte. Auf die möchte ich nicht verzichten, wer weiss, wofür ich sie noch brauchen könnte.

Woher nun bekommt man so ein Attest? Ich hab zuerst meinen neuen Hausarzt angerufen, und die Schwester meinte, das sei kein Problem. War es aber leider doch, denn mein Arzt darf dieses Dokument, wie sich im persönlichen Gespräch und nach einem Anruf beim Amt herausstellte, nicht ausstellen. Dafür gibt es eine besondere Liste mit Spezialisten, und nur diese dürfen meine Tauglichkeit nach einigen Untersuchungen bestätigen, darunter Hörtest, Sehtest, Untersuchung des Allgemeinbefindens (ungewöhnliche Einstiche inklusive).

Diese Tests habe ich nun gestern bestanden! Der "Spezialist" wusste allerdings auch nicht genau, ob ich nun zusätzlich noch zu einem Optiker muss, was auf dem eigentlichen Umtauschformular gefordert ist. Er hat mir jetzt trotzdem auf allen Papieren bestätigt, dass ich noch keinen Blindenhund benötige.

Damit habe ich nun alle Unterschriften beisammen. Als Nächstes muss ich meinen Ausweis mit Passbild und sämtlichen Formularen beim Amt für Strassenverkehr abgeben und erhalte dann einen neuen Ausweis. Der bisherige wird an den Heimatort gesendet und dort - für alle Fälle - aufbewahrt. Wie schon für den Arztbesuch (Termine nur vormittags!) werde ich auch dafür wieder einen freien Tag benötigen - was für ein Aufwand!

Am Ende kostet das Ganze natürlich auch Einiges. Etwa 250 Euro muss ich für Atteste und den Ausweis ausgeben. Ein teures Unterfangen, gegen das ich mich nicht wehren kann. Verdienen tun die Ärzte (allein 150 Franken gestern für eine einfache Untersuchung von 15 Minuten) und der Kanton also gut daran - einen Sinn erkenne ich in diesem notwendigen Übel leider nicht.

Immerhin habe ich dann am Ende ein schickes Plastikkärtchen mit Schweizer Kreuz! Im Gegensatz zu dem hässlichen Papierlappen, genannt Ausländerausweis, kann und muss ich das bei mir tragen und bin damit von Einheimischen nicht zu unterscheiden (solange ich nichts sagen muss ...). :))


Dienstag, 9. Mai 2017

So ist die Schweiz

Also - wie ist sie denn nun, die Schweiz? Ist sie wirklich so, wie man sie sich ausserhalb des Landes vorstellt? Stimmen die Klischees von Heidi, dem Wohlstand, der Idylle?

Wunderschön ist in jedem Fall die Landschaft. Ich denke, das ist unbestritten. Eine Fahrt durch das Emmental oder ein Ausflug ins Berner Oberland lassen einen immer wieder staunen. Hier scheint die Natur noch ursprünglich zu sein, die Berge grösser, die Bäume grüner. Und in den Dörfern ist die Zeit oft ein wenig stehen geblieben. Tradition und das Glück der geringen Zerstörung im Krieg sorgen dafür, dass an vielen Stellen Altes bewahrt wird.

Hoch sind die Berge überall, man kann sie nicht übersehen, egal wo man sich in der Schweiz aufhält. Um daher wirklich mal ein wenig in die Ferne schauen zu können, muss man schon hoch hinaus. Wer also, wie mein Chef, an der Küste aufgewachsen ist, dem wird hin und wieder die Weite fehlen.

Und weil die Schweiz ein kleines Land ist, wirkt alles irgendwie gedrungener, enger, die Distanzen quer durchs Land sind deutlich kürzer. Dafür ist die zwischenmenschliche Distanz, ich schrieb es schon einmal, gefühlt grösser. Der Freundlichkeit (und manchmal stoischen Geduld und Langsamkeit) der Einheimischen steht eine starke Zurückhaltung, die teilweise schon devot wirkt, entgegen. Man wird fast nie ein böses Wort hören, lieber erträgt man das, was einem widerfährt, ordnet sich brav ein, entschuldigt sich öfter als nötig und bedankt sich immer "viel mal".

Anders als wir Deutschen sind Schweizer stolz auf ihr Land und zeigen das auch. Schweizer Fahnen findet man immer und überall, und im Gegensatz zu "uns" ist der Nationalfeiertag hier auch Anlass zur Freude und zum Schmücken der Häuser, und nicht nur ein Tag, an dem man glücklicherweise nicht arbeiten muss.

Und die sonstigen Klischees? Ein Kollege aus Berlin meinte einmal zu mir, dass doch die Strassen in der Schweiz sicherlich fantastisch ausgebaut und in einem einwandfreien Zustand seien. Ja, so stellt man sich die Schweiz eben vor - Reichtum, Überfluss und Nummernkonten. :) Ganz so ist es nicht, auch wenn der Wohlstand sicherlich ein Markenzeichen des Landes ist. Trotz der im Vergleich hohen Gehälter darf man eben auch die hohen Lebenshaltungskosten nicht vergessen, und so schwimmt längst nicht jede Familie im Geld.

Allerdings sind verschiedene Dinge, wie z. B. Elektronik, kaum teurer als in Deutschland und damit im Verhältnis zum Einkommen deutlich günstiger. Und daher kann man sich eben eher mal ein Apfel-Gerät als Statussymbol leisten. Gefühlt würde ich sagen, dass 50 Prozent der Schweizer ein Telefon mit Apfel besitzen. Als ich noch regelmässig Zug fuhr, habe ich mir hin und wieder den Spass gemacht, und die Ladegeräte gezählt, die im Wagon eingesteckt waren. Das war fast ausnahmslos iPhone-Zubehör.


Über leckere Schokolade aus der Schweiz muss ich wohl nicht viele Worte verlieren (übrigens findet man in den Supermärkten hier fast ausschliesslich einheimische Produkte und die vielen Marken, die man in Deutschland kennt, tauchen gar nicht auf). Und wer Käse mag, der findet, wie erwartet, eine riesige Auswahl - alles aber zu hohen Preisen, an die man sich gewöhnen muss.

Nun wird der Eine oder Andere anmerken, dass viele Beobachtungen in ähnlicher Weise auch auf seine Heimat zutreffen - gerade wenn ich an Süddeutschland denke, stimmt das sicherlich. Der Übergang ist z. B. in Sachen Natur ja auch fliessend. Aber für mich als Berliner, der rund 1000 km nördlich gewohnt hat, sind die Unterschiede schon gravierend, und auch die Mentalität hier ist eine ganz andere. Ich empfinde sie als sehr angenehm, und die deutschen Dialekte sind, wenn man sie denn erst mal versteht, sympathisch. Ungewohnt ist nur, dass es halt noch drei weitere Amtssprachen gibt, und somit öffentliche Bekanntmachungen, je nach Zielgruppe, auch in vier Sprachen erscheinen.

Ich mag sie sehr, die Schweiz. Auf der Suche nach mehr Ruhe, Gelassenheit, weniger Chaos, Dreck und Krach hat mich die Liebe in ein Land gebracht, in dem ich, gemeinsam mit Rosalie, gern alt werden möchte.


Freitag, 5. Mai 2017

Schon ein halbes Jahr

Die Zeit vergeht so schnell, dass einem schwindelig werden kann. Mein 50. liegt bereits fast ein Jahr zurück, meine Mutter wurde gestern 75 und ich bin jetzt schon ein halbes Jahr hier in der Schweiz!

Sechs Monate - wo sind sie geblieben? Wohl auch, weil Rosalies "Baustellen" uns kaum Raum zum Innehalten lassen, verrinnt Woche um Woche im Eilzugtempo. Aber was zählt: Ich fühle mich hier zu Hause und angekommen. Ob Haus, Sprache, Orte, Wege, Job - vieles ist schon ganz selbstverständlich. Sogar der Weg zum Coiffeur ist bereits im Kopf gespeichert. :)

Und Berlin ist sooo weit weg. Meine alte Wohnung, der frühere Arbeitsplatz - ich vermisse rein gar nichts davon, auch die Stadt nicht, selbst wenn sie mir noch so vetraut ist. Stattdessen freue ich mich, abends nach Hause zu kommen, auf dem Weg dahin noch einen Blick auf die beeindruckenden Alpen werfen zu können, und dann daheim im Garten oder auf dem Balkon die ländliche Idylle zu geniessen. Das mag vermutlich nicht jeder Stadtmensch von sich behaupten können, aber ich fühle mich in der Ruhe und Abgeschiedenheit sauwohl!

Bald kommt der Sommer, und dann werden wir auch die warmen Abende wieder draussen verbringen, grillieren, Wein trinken und einfach sein. Ich bin glücklich, keine Flüge mehr buchen zu müssen, um das erleben zu dürfen, und statt am Sonntagabend in der Business Lounge in Zürich nun am grossen Holztisch auf der Terrasse sitzen zu können. :)

Donnerstag, 4. Mai 2017

Wieder schick

Nun sind sie wieder ab - die Haare (auf dem Kopf). Sie werden zwar ohnehin stetig weniger, aber noch langt es für eine Frisur, die nicht nur daraus besteht, drei lange Haare quer über die Glatze fest zu kleben. :)

Bevor ich Rosalie kennenlernte, hatte ich eine sehr, sehr kurze, weil vor allem praktische Frisur. Duschen - und fertig. Kein Kamm, kein Fön. Meine Liebste meinte dann, diese "Frisur" würde mein Gesicht härter erscheinen lassen und ich solle doch mal schauen, wie es aussieht, wenn sie etwas länger wären.

Also habe ich sie wachsen lassen. Nein, ich sehe jetzt nicht aus wie ein Hippie, die Haare sind nur etwas länger als früher. Zu Anfang war ich skeptisch, inzwischen bin ich ganz zufrieden damit, und beim Vergleich alter und neuer Bilder von mir muss ich meinem Schatz Recht geben.

Da so eine Frisur dann aber hin und wieder doch professionelle Hilfe braucht, war ich gestern wieder bei meinem neuen Stammcoiffeur. Obwohl es erst mein zweiter Besuch war, erkannte mich die Dame sofort wieder, begrüsste mich und bot mir zu meiner Verblüffung gleich ein Bier an, weil es noch 15 Minuten dauern würde.

So genoss ich also ein Feierabendbier, während ich auf meine "Behandlung" wartete. Die wurde dann wieder flink und professionell durchgeführt, und nach weiteren 15 Minuten war ich schon fertig. Ich weiss gar nicht, wie man es als Frau aushält, für die Schönheit Stunde um Stunde auf dem Stuhl zu sitzen - meine Hochachtung!

Ich war froh, dass der Boxenstopp so schnell vorbei war. Nun kann der Sommer kommen, ich hab die Haare schön!


Freitag, 28. April 2017

Erste Erfahrungen mit Ärzten in der Schweiz

Auf meinem alten Blog habe ich hin und wieder über meine Erlebnisse während eines Arztbesuchs in Berlin berichtet. Als Pflichtversicherter kam ich mir immer mal wieder vor wie ein notwendiges Übel, das innerhalb weniger Sekunden eine Diagnose und ein Rezept erhielt, um möglichst schnell wieder draussen zu sein. Teilweise wurde ich nicht einmal untersucht, es reichte, wenn ich meine Symptome schilderte und am besten gleich die Therapie selbst vorschlug.

Nun habe ich erste Erfahrungen mit Ärzten in der Schweiz gesammelt - und bisher sind sie sehr positiv. Man nimmt sich Zeit, hört zu, erklärt, untersucht und ich spüre so etwas wie Empathie. Ein sehr angenehmes Gefühl, erwartet man doch gerade von medizinischem Fachpersonal ein gewisse Anteilnahme.

Ja, sicher, die Kehrseite der Medaille soll auch nicht verschwiegen werden: Ich bezahle teuer dafür, die Rechnungen werden demnächst ins Haus flattern und mir - da es das erste Mal ist - feuchte Augen bereiten. Gesundheit in der Schweiz ist extrem kostspielig, das muss auch gesagt werden. Aber ich finde es schade, dass ich in Deutschland nicht zumindest die Wahl habe, mir diesen Luxus zu leisten, solange ich nicht extrem gut verdiene oder selbständig bin. Wenn ich zum Beispiel an mein Rückenleiden denke, hätte ich gern mehr investiert, wenn es dazu geführt hätte, dass meine Beschwerden wirklich mal analysiert worden wären, anstatt eine Diagnose zu stellen, sobald ich durch die Tür trete, die dann auch noch völlig falsch ist.

Und, nicht zu vergessen, hat mir der Scharlatan von Arzt Wochen später schriftlich mit einem Anwalt gedroht, nur weil ich meine Erfahrungen ganz sachlich und ohne jegliche Beleidigung auf G**gle mit einem Stern bewertet habe (wie inzwischen ganz viele weitere verärgerte Patienten mit exakt der selben Feststellung - ob die wohl auch alle so ein Schreiben erhalten werden?). Da dies seinerzeit kurz vor meinem Umzug war und ich keine Lust auf einen Rechtsstreit hatte, habe ich meine Rezension dann gelöscht.

Wegen meiner blöden Ohrentzündung muss ich heute nun ein weiteres Mal zum Arzt, diesmal zu einem HNO. Ich bin gespannt, ob sich die positiven Erfahrungen fortsetzen. :)

Schönes Wochenende!

Donnerstag, 6. April 2017

Schwein gehabt!

Vier Wochen voller schlafloser Nächte liegen hinter mir, seit ich dieses Post schrieb. ;) Nun ist der Bescheid zugestellt worden, und wie erhofft bin ich mit der mildesten Strafe davon gekommen ...

Im Grunde gibt es "milde" Strafen in der Schweiz gar nicht, aber es ist die geringste Busse, die im Stadtverkehr möglich ist. Wie man sieht, bin ich nach Abzug der Toleranz rasante zwei Kilometer pro Stunde zu schnell gewesen und muss daher 40 Franken, rund 36 Euro, zahlen. Wäre ich nur weitere 4 km/h schneller gewesen, müsste ich schon 120 Franken berappen, daher habe ich wirklich Glück gehabt, dass ich rechtzeitig wieder vom Gas gegangen bin. Und das mir, wo ich sonst immer penibel darauf bedacht bin, nicht zu schnell zu fahren, weil mich auf diese Art verschwendetes Geld extrem ärgert.

Immerhin kenne ich den stationären Blitzer an dieser Ampel nun und weiss, dass er nicht nur bei ROT blitzt, sondern auch "Raser" fotografiert. Das wird mir garantiert nicht wieder passieren. Und deshalb "freue" ich mich, in den Kreis der Geld-Spender für die Stadt aufgenommen worden zu sein. :-D

Beim Ex von Rosalie purzeln monatlich gern mal drei oder vier solcher Spendenaufrufe in den Briefkasten. So gesehen bin ich also wirklich ein braver Auslandsdeutscher.

Samstag, 1. April 2017

Saugen und Blasen

Es ist nun schon acht Monate her, seit ich die Zusage für eines meiner grössten Abenteuer im bisherigen Leben erhielt. Was ich seinerzeit im Blog nicht erzählt habe: Noch vor der Unterschrift auf meinem neuen Arbeitsvertrag erhielt ich ein weiteres Angebot für ein Vorstellungsgespräch.

Das war schon verrückt damals - ein Jahr lang passierte nichts, und dann plötzlich trudelten zwei Einladungen im Abstand von drei Wochen ein. Nur wenige Tage, nachdem ich eine mündliche Zusage erhalten hatte, wollte mich eine Firma aus einer ganz anderen Branche auch gern kennen lernen. Leider war das Zeitfenster sehr klein, denn ich hatte nur noch ein paar Tage, um den unterschriebenen Vertrag zurück zu senden. Doch weil ich neugierig war, rief ich bei der anderen Firma an. Sie hätte mich nur zu gern eingeladen, weil nach Aussage der Personalerin bisher kaum interessante Bewerbungen eingegangen waren. Ich hab dann versucht, noch einen Termin zu finden, aber wegen Urlaub und anderen Termin-Kollisionen bot sich leider keine Chance für ein Vorstellungsgespräch.

So werde ich also nie erfahren, was mir möglicherweise entgangen ist. Interessant wäre in jedem Fall die Lage gewesen, denn ich hätte mit dem Auto in rund zehn Minuten dort sein und direkt vor dem Haus kostenfrei parkieren können. Aber wer weiss, wofür es gut war, dass mir diese Entscheidung abgenommen wurde.

Und ausserdem - wer möchte schon in einem Unternehmen arbeiten, das mit "Saugen und Blasen" Werbung macht? :-D

Wenn einem nicht gerade etwas höchst Unanständiges dazu einfällt, denkt man sicherlich gern an diesen Sketch!

Mittwoch, 15. März 2017

Die wundervolle Schweizer Schriftsprache

Folgende Meldung steht beispielhaft für eine Sprache, die manchmal wie aus alter Zeit tönt:

"Fahren in angetrunkenem Zustand

Ein alkoholisierter Lenker verliert die Herrschaft über sein Auto. Nachdem er am Strassenrand einen Stromschacht rammt überschlägt sich das Auto mehrfach.

Der Lenker und sein Mitfahrer werden bei diesem Unfall verletzt. Am Sonntag, 26. Februar 2017, um 0 Uhr 25 fuhr ein 40 - jähriger Autolenker von Düdingen in Richtung Freiburg. Beim Weiler St. Wolfgang verlor er, infolge seines physischen Zustandes, die Herrschaft über sein Fahrzeug.

Der Wagen kam rechts von der Strasse ab und rammte einen Stromschacht. Dabei machte das Auto einen zweifachen Überschlag und kam in der Wiese neben der Strasse zum Stehen.

Der Lenker und sein 30 - jähriger Beifahrer wurden bei diesem Unfall verletzt. Beide wurden per Ambulanz ins nächste Spital transportiert. Da das abbruchreife Auto erheblich Öl und Treibstoff verlor, wurden die Stützpunktfeuerwehr Düdingen und Spezialisten vom Amt für Umwelt aufgeboten, um die kontaminierte Erde zu entsorgen."

Quelle: http://www.polizei-schweiz.ch/ger_details_70885/Freiburg_FR_-_Fahren_in_angetrunkenem_Zustand.html

Ist das nicht schön!? :) Ausserdem mischen sich immer mal wieder Begriffe in den Alltag, die ich aus Deutschland überhaupt nicht kenne. Oder wisst Ihr (ohne nachzuschauen), was ein "Grossist" ist?

 

Dienstag, 14. März 2017

Teure Bussen

Falls deutsche Leser jetzt verwirrt sind: Es handelt sich im Titel nicht um Fahrzeuge. :) In der Schweiz gibt es ja kein "ß", daher sind "die Busse" und "die Busse" bei gleicher Schreibweise völlig verschiedene Aussagen.

In meinem Fall geht es um die Strafe, die womöglich auf mich zukommt. Endlich konnte ich mal ohne Stau durchfahren auf der Strasse, grüne Welle zum ersten Mal seit vier Monaten auf dem Weg ins Büro. So sehr ich mich gefreut habe, so sehr war ich erschrocken, als ich im Rückspiegel ein gelbes Blitzen sah. War da irgendwo ein Kasten versteckt?

Da ich unweit des Ereignisses meinen Stellplatz habe, ging ich zurück, um mir die fragliche Situation anzuschauen, und tatsächlich, rechts an einem Pfeiler hängt ein Blitzerkasten! In Deutschland fotografieren solche Dinger an Kreuzungen meist nur Rotsünder, ob das hier auch so ist oder mich der Schein doch nicht getrügt hat, werden die nächsten Wochen zeigen. Fakt ist: Es könnte teuer werden. Ich hatte etwa 60 km/h auf der Uhr. Abzüglich der gesetzlichen Toleranz von 5 km/h macht das 55. Und genau das wird "spannend", denn die Bussgelder in der Schweiz sind happig. In Deutschland wären für bis zu 10 km/h Überschreitung ja nur 15 Euro fällig. Hier aber sind die Strafen drastisch: Bis 5 km/h sind 40 Franken zu zahlen, ab 6 und bis 10 km/h schon 120 Franken!

Da kann die Freude über die grüne Welle schnell zur Trauerfeier werden. Seid also gewarnt, solltet Ihr mal mit dem Auto in der Schweiz unterwegs sein: Zügiges Fahren kann unangenehme Nebenwirkungen hervorrufen. Was in Deutschland eine Bagatelle ist, führt bei den Eidgenossen schnell zu einer handfesten Bestrafung. Selbst kleinste Vergehen sind teuer: So zahlt man bereits 40 Franken, wenn man ausserorts brutto (!) 6 km/h zu schnell ist. Fährt man also statt der erlaubten 80 km/h mit 86 km/h durch die Messstelle (was ja schnell mal, zum Beispiel beim Überholen, passieren kann), ist man nach Abzug der Toleranz 1 km/h zu schnell und wird zur Kasse gebeten ...

Ändern kann ich es jetzt nicht mehr, nur noch abwarten und den Briefkasten beobachten, und schon mal 120 Franken bereithalten für den worst case ...


Montag, 13. März 2017

Frisches Grün

Endlich - aufatmen, geniessen, Sonne tanken. Der Frühling ist da, und ich hoffe, er lässt sich nun nicht mehr vertreiben. Zwar mussten wir am Samstag noch ein wenig das Haus auf Vordermann bringen, aber gestern konnten wir dann auch ein bisschen Frühlingsluft schnuppern und die Terrasse vom Winter zurück erobern - nicht ohne ein Glas Wein, versteht sich.

Das sind dann die Momente, in denen man trotz zeitweiliger Zweifel, ob man das mit Haus und Garten wirklich alles richtig gemacht hat, das Fleckchen Erde geniessen kann, die Ruhe, die Natur, einfach alles. Nicht zu vergessen das erste frische Grün, das hier auf den Bildern in der Abendsonne leuchtet. Wenn man nach einem anstrengenden Tag hierher zurück nach Hause kommt, kann man sich ein wenig erden und einfach sein, den Fischen zuschauen oder einfach die Augen schliessen und dem Rauschen des Wassers lauschen ...

Donnerstag, 9. März 2017

Vom Banausen zum Genießer

Bevor ich Rosalie kennen lernte, war Wein für mich ein Getränk, das ich zwar gern und lieber als Bier konsumierte, aber von Qualität, Traubensorten und Anbaugebieten hatte ich keine Ahnung. Nicht, dass ich Wein aus Tetrapacks getrunken hätte, aber eine Flasche, die deutlich mehr als fünf Euro kostet, wäre mir kaum ins Haus gekommen. Und Rotwein trank ich auch mal aus dem Kühlschrank ...

Das hat sich in den letzten vier Jahren drastisch geändert! Da meine Liebste in einem Weingebiet lebt, konnte ich mich dem Thema gar nicht entziehen. Und wenn ich früher fast ausschliesslich Rotwein getrunken habe, bevorzuge ich heute, zumindest in den wärmeren Jahreszeiten, doch eher den weissen. Wenn man sich dann mal etwas intensiver mit den verschiedenen Rebsorten, Anbaugebieten und Winzern beschäftigt und dazu die eine oder andere "dégustation de vins" mitmacht, bemerkt man im Laufe der Zeit durchaus gravierende Unterschiede, kann mit Begriffen wie Assemblage, Barrique, Abgang oder Tanninen durchaus etwas anfangen. Und man lernt die Qulität eines Weins und damit auch den zum Teil gerechtfertigten Preis zu schätzen.

Zum Glück haben Rosalie und ich einen ganz ähnlichen Geschmack, das macht den Weinkauf und und Weingenuss einfacher. :) Wir lieben im Sommer den Chasselas und im Winter einen Tempranillo aus Spanien. Es ist ein Genuss, am Abend auf der Terrasse im Korbstuhl mit einem Glas Wein zu sitzen. Bald ist es endlich wieder soweit. Santé!

Freitag, 24. Februar 2017

Eine grüne "Rote Karte"

In den kommenden fünf Jahren werde ich nur ein einziges Mal an einer Wahl teilnehmen können. Rein formell bin und bleibe ich für mindestens zehn Jahre auch nach meinem Umzug in die Schweiz ein Deutscher. Doch da ich in Deutschland keinen Wohnsitz habe, darf ich lediglich an den Bundestagswahlen teilnehmen.

In der Schweiz dagegen darf ich natürlich als Ausländer auch nicht wählen (und hier gibt es bekanntlich viele Abstimmungen). Nach fünf Jahren erhalte ich - bei guter Führung - eine Niederlassungsbewilligung und kann dann zumindest auch über die Geschicke der Gemeinde mitbestimmen. Bis dahin gilt jedoch: Ohne Stimmrecht! Daher musste ich bei der Versammlung kürzlich immer dieses Schild hier im Bild in der Hand halten, womit ich von den Abstimmungen gut erkennbar ausgeschlossen war. Immerhin war es keine rote Karte. :)

Dafür ist ein weiteres Stück Schweiz in meinem Portmonee (wer sich jetzt die Augen reibt - nach neuer Rechtschreibung ist das so richtig geschrieben) angekommen: Nach wiederholter Anfrage hat meine Schweizer Bank mir endlich eine Kreditkarte zugebilligt. Das macht das Online-Einkaufen hier im Inland für mich etwas günstiger, da die Euro-Wechselgebühr mit der deutschen Karte entfällt.

Aber auch ohne Wahlrecht fühle ich mich hier zu Hause, Berlin und Deutschland habe ich gefühlt schon lange hinter mir gelassen.

Donnerstag, 23. Februar 2017

Ich kaufe mir ein Dorf

Die Gemeinde, in der ich mit Rosalie lebe, fusionierte vor einiger Zeit mit weiteren Dörfern zu einer Gross-Gemeinde. Die Gründe, warum die Einwohner (und Einwohnerinnen natürlich auch) dafür gestimmt haben, können wir nicht nachvollziehen, aber verhindern liess es sich leider nicht.

Offenbar liegt vielen Menschen im Ort nicht viel an der Geschichte des Dorfes und dem Erhalt von historisch Gewachsenem. Dies gilt wohl genauso auch für die Website der Gemeinde. Pünktlich zur Fusion wurde die Domain zurückgegeben. Damit verschwand das Dorf quasi auch von der Internet-Landkarte. Schliesslich sind wir offiziell im Sprachgebrauch nur noch ein "Sektor". Das wollte ich so jedoch nicht einfach akzeptieren und daher habe ich mich schlau gemacht, was denn aus der Adresse geworden ist. Ob Zufall oder nicht - als ich bei der Registrierungsstelle nachfragte, teilte man mir mit, dass die Domain nur drei Tage später wieder verfügbar sei!

In der betreffenden Nacht wurde ich nun auch noch zufällig um halb drei wach, nahm mein Notebook zur Hand und - registrierte die Domain für weniger als 11 Franken pro Jahr! Nun "besitze" ich also ein ganzes Dorf. :) Das Ganze ist eine rechtliche Grauzone, es gab auch schon Urteile, die die private Nutzung von Ortsnamen untersagt haben, weil deren Verwendung nicht zum erwarteten Inhalt passte. Aber ich warte nun erst einmal ab, ob jemand bei mir anfragt, und vorläufig findet man beim Aufruf der URL nur einen Hinweis auf eine neue Web-Präsenz. Wir werden uns in Ruhe überlegen, ob und welche Inhalte wir veröffentlichen wollen. Zumindest liegt uns etwas am Erhalt des Dorfkerns, und dafür wollen wir uns einsetzen. Vielleicht ist diese Site dann der richtige Ort dafür.

Und wenn nicht, ist es immerhin schön, dass kein Anderer mit dieser historischen Adresse Unfug treiben kann und wir eine schöne Erinnerung an alte Zeiten unser Eigen nennen können.

Donnerstag, 16. Februar 2017

Des Lobes voll

So viel positives Feedback wie an einem Tag wie gestern habe ich, soweit ich mich erinnere, in meinem Arbeitsleben noch nie erhalten.

Gleich am Morgen nahm mich die Chefin eines Bereiches in den Arm (!) und meinte: "Das hast Du toll gemacht, Du bist ein Schatz!" Ich hatte einen Tag zuvor für sie einen Auftrag erledigt. So sehr mich der Moment überrascht hat, so sehr habe ich mich auch darüber gefreut. Nur fünf Minuten zuvor hatte mir eine andere Kollegin aus dem Sekretariat zugerufen, sie würde jetzt immer nur noch mich anrufen, wenn sie IT-Probleme hätte. Das hat gut getan, denn Dankbarkeit war in der Behörde in Berlin selten zu finden.

Und weil alle guten Dinge drei sind, holte mich mein Chef etwas später ins Büro, um mir mitzuteilen, dass meine Präsentation, die ich am Tag zuvor vor den Augen des Chef-Chefs gehalten hatte, sehr gut angekommen sei und dieser Chef nun den Wunsch habe, ich solle diese Präsentation auch in seinem Team abhalten. Das mache ich doch gern!

Es ist ein schönes Gefühl, dass meine Arbeit hier (zumindest momentan) sehr viel mehr als bisher wertgeschätzt und überhaupt bemerkt wird. Ich hab nicht den Anspruch, hier noch eine grosse Karriere zu machen, aber wenn man geachtet und die eigene Meinung geschätzt wird, ist das durchaus ein gute Basis für die nächsten Jahre. Dazu noch ein herrlicher Sonnentag (aber zu diesig für ein schönes Foto vom Eiger) und ein Feierabend-Bier mit Chef und einem Kollegen ...

Ein gelungener Tag!

Mittwoch, 15. Februar 2017

Nachricht aus der alten Welt

Gestern Nachmittag erhielt ich ein Mail von meiner früheren Chefin. Es war komisch, denn sofort bemerkte ich ein seltsames, leichtes Unbehagen. Diese alte Welt, die bisherige Arbeit - ich hatte sie damals ziemlich satt und ich denke heute, es wurde wirklich Zeit für einen Neuanfang, auch im Job.

Was ich las, überraschte mich nicht. Die Probleme sind immer dieselben, es bewegt sich nichts, das Arbeitsklima wird immer schlechter. Das Mail meiner Chefin hätte ganz ähnlich auch schon vor fünf Jahren geschrieben werden können.

Nein, natürlich ist hier auch längst nicht alles schön, aber dieser zähe Brei einer Behörde, in der sich jeder eingerichtet hat und kaum jemand bereit ist, sich für irgend etwas einzusetzen, stattdessen immer nur gemotzt und gemault wird - das hat mir nie behagt und ist so gar nicht meins. Und ich konnte mich in den 14 Jahren dort damit auch nicht arrangieren.

Eine zufälliges Detail dabei ist mir am Abend noch aufgefallen. Meine Chefin teilte mir mit, dass heute das Projekt, an dem ich über drei Jahre lang mitwirkte, seinen Abschluss finden und live gehen soll. Und genau heute startet hier in meinem neuen Team ebenfalls etwas ganz Ähnliches, was ich in den letzten vier Wochen auf den Weg gebracht habe, wenn auch in einem überhaupt nicht vergleichbaren, ganz geringen Umfang. So ein wenig bin ich daher mit den Gedanken jetzt auch in Berlin. Hier wie da ist es schliesslich auch mein "Baby".

Dienstag, 14. Februar 2017

Vier Jahre

Es ist 2013. Nach intensiver Kommtentar-Mail-WA-Kommunikation das erste Date, in einem Land, das ich bis zu diesem Zeitpunkt nur von Fotos kannte. Der Puls auf 140, Gezappel auf dem Flugzeugsitz, der erste Blick, der erste Kuss ...

Das ist nun schon vier Jahre her, und bis heute hat die Beziehung nichts an ihrer Intensität, Nähe und Wärme verloren. Es war ein besonderes Jahr, denn so viel hat sich verändert. Wir haben gestern darauf anstossen, dass unser Wunsch in Erfüllung gegangen ist, endlich einen Job für mich zu finden und damit der Pendelei ein Ende zu machen, und wir werden uns auf ein neues Jahr einstellen, dass noch einige Bewährungsproben bereit halten wird, aber an dessen Ende dann hoffentlich ein wenig mehr Ruhe steht und die Erkenntnis, dass alles gut geworden ist.

Am Freitag werden wir zu zweit in ein feines Sterne-Restaurant gehen und uns verwöhnen lassen. Dann können wir für eine Weile den Alltag hinter uns lassen. Ein Alltag, der Rosalie momentan alles abverlangt, wie sie in ihrem aktuellen Post vom Sonntag ja auch schon berichtet hat. Da ich an diesem Tag frei habe und auch die Kinder nicht zu Hause sein werden, haben wir die Zeit ganz für uns ...

Donnerstag, 9. Februar 2017

Aufgehübscht

Kurz vor meiner Umsiedelung war ich in Berlin noch einmal bei meinem Friseur, um möglichst lange "durchzuhalten", bevor es wieder nötig wird. Aber nun kann ich bald einen Zopf flechten ...

Also die G-Maps befragt, ob es in der Nähe meines Arbeitsplatzes einen Coiffeur gäbe. Und es hat reichlich in einem Umkreis von 1 km. Nun hatte ich die Qual der Wahl. Wo immer eine Homepage verfügbar war, habe ich mich inspirieren lassen, die Bilder angeschaut ... Und natürlich auch die Preise, die, wie überall, für deutsche Verhältnisse exorbitant hoch sind.

Schliesslich fand ich einen Laden, der mir optisch sofort gefiel, nicht zuletzt wegen der hübschen Angestellten ... :) Man kann sich auf der Website sogar aussuchen, von wem man bedient werden möchte. Also flink die schönste der Friseurinnen angeklickt und einen Termin ausgewählt. Auch das ging nämlich ganz bequem online.

Pünktlich zu meinem Termin stand ich nun gestern im Laden und fand auch sofort die Friseurin meiner Wahl. Schon beim ersten Satz hörte ich: Das ist doch eine Deutsche! Na, da war der Rest doch schon fast geritzt. Wir erzählten ein wenig über unsere Erfahrungen in der Schweiz, und zehn Minuten später war mein Schnitt auch schon fertig!

Nun hatte ich beim Buchen des Termins einen "Maschinenschnitt" gewählt. Dafür muss natürlich auch alles mit der Maschine geschnitten werden, was mir aber teilweise etwas zu kurz gewesen wäre. An diesen Stellen griff sie dann zur Schere. Doch welcher Preis würde mich nun erwarten? Schliesslich sind die Unterschiede enorm.

Sie meinte aber ganz cool, ich hätte ja einen Maschinenschnitt bestellt und sie hätte zum Teil die Schere genommen. Da es aber trotzdem rasend schnell ging, würde sie mir nur den günstigen Preis in Rechnung stellen. Und sollte das beim nächsten Mal jemand anders machen, solle ich darauf hinweisen, dass das mit ihr so abgesprochen sei.

Tja, ich glaube, so ein bisschen müssen wir Deutschen eben auch im Ausland zusammen halten. :)

Mittwoch, 8. Februar 2017

Ich könnte schreien, aber nicht vor Glück!

Liebe Schweiz, wenn Du mich nicht haben oder/und vergraulen willst, dann sag es doch ganz offen und nicht mit solchen Methoden ...

Mit meinem Umzug in die Schweiz musste ich mich auch um eine Krankenkasse bemühen. Das System funktioniert hier etwas anders als in Deutschland, aber darum soll es hier gar nicht gehen. Rosalie und ihre Kinder sind schon lange in einer bestimmten Kasse und recht zufrieden. Da mein neuer Arbeitgeber bei dieser Versicherung auch noch Rabatte anbot, entschloss ich mich, ebenfalls mit diesem Anbieter Kontakt aufzunehmen.

Wie immer, wenn es um Neukunden geht, war ein Vertreter schnell vor Ort und schwärmte in den höchsten Tönen. Auch der errechnete Tarif klang vielversprechend. Also unterschrieb ich letzten August, allerdings mit dem Hinweis, dass doch die Versicherung bitte erst ab November laufen solle, denn bis dahin sei ich ja noch in Deutschland pflichtversichert. Das sei natürlich alles kein Problem, meinte der Vertreter ...

Kurze Zeit später erhielt ich die erste Police, zahlbar ab sofort. Also nahm ich Kontakt mit dem Vertreter auf: Das sei ein Missverständnis, meinte er, ich solle nicht zahlen und er würde das klären. Kurze Zeit später erhielt ich die nächste Police, ebenfalls mit falschen Zahlen, und einen Brief, in der man mich als neues Mitglied begrüsste. Die Ausrede diesmal am Telefon: Da könne er nichts machen, diese Schreiben gingen von einer Zentrale aus und er würde sich kümmern. Es läge offenbar an einer fehlenden Bestätigung der Gemeinde, dass ich erst ab November zahlungspflichtig sei.

Immerhin, irgendwann, ein paar Wochen später, kam dann tatsächlich die richtige Police, allerdings kurz hintereinander zwei verschiedene Versichertenkarten. Erklären konnte mir das der gute Mann auch wieder nicht, ich solle halt die zuletzt erhaltene nutzen und die andere vernichten.

Es wurde Oktober, dann erhielt ich schon wieder eine Police, gültig ab Januar 2017. Plötzlich sollte mein Beitrag um rund 63 Franken im Monat steigen. Wie bitte? War das also nur ein Lockangebot? Nein, nein, versicherte mir der Versicherer. Es wären die Umstände und neue Bestimmungen ... Er hätte aber "schlaflose Nächte" hinter sich (wie rührend), um mir ein besseres Angebot unterbreiten zu können. Dafür müsste ich nur einer bestimmten Gesellschaft beitreten, um den Rabatt zu bekommen, und auch die einmaligen Kosten für den Eintritt dort würde er übernehmen. Nun ja, also warum nicht, wenn ich damit Geld sparen kann. Immerhin sollte der Beitrag damit "nur" um rund 25 Franken steigen, wie in der Offerte stand, die er mir zusandte.

Zwei Monate lang hörte ich anschliessend - nichts. Stattdessen flatterte Ende Dezember die nächste Rechnung herein für den Monat Januar. Natürlich zum erhöhten Preis, kein Wort von der verminderten Police. Ich rief am 31. Dezember an und erfuhr, dass die Korrektur dauern würde und ich solle doch erst einmal zahlen. Die zu viel gezahlten Beträge würden verrechnet. Die Dame am Telefon wollte sich gleich nach Neujahr kümmern und sich melden.

Passiert ist, man ahnt es, wieder nichts. Ich zahlte also zähneknirschend und erhielt gleich die nächste Rechnung für Februar, wieder mit falschem Betrag. Nun schön, also weiter warten und hoffen.

Die Hoffnung verflog letzte Woche, als endlich die neue Police eintraf. Keine Erklärung, einfach die nackten Daten. Statt der versprochenen Ersparnis von fast 38 Franken waren es gerade mal noch 10! Ich wäre fast explodiert, als ich die Zahlen sah. Noch am selben Abend schrieb ich ein recht böses Mail an die Agentur mit der Frage, ob man mich für dumm verkaufen wolle (natürlich etwas freundlicher, aber auch für Schweizer Verhältnisse deutlich).

Eine Antwort habe ich bis heute nicht erhalten ... Nun bin ich kurz davor, mir im Herbst eine andere Versicherung zu suchen. Bei diesem Durcheinander schon bei den Beiträgen, möchte ich nicht wissen, was abläuft, wenn ich mal eine Rechnung einreichen muss. Nein, danke, liebe Versicherung, so nicht!

Aber nicht nur die Versicherung macht mir das Leben schwer, auch andere Firmen wollen mich einfach nicht als Kunden haben. Ende des letzten Jahres hatte ich ja eine Kreditkarte beantragt, der Antrag wurde mit fadenscheinigen, verschiedenen Argumenten (ein Mitarbeiter meinte, das Antragsverfahren hätte zu lange gedauert, ich solle den Antrag wiederholen, der andere meinte, ich wäre nicht lange genug in der Schweiz angemeldet) abgelehnt.

Nun wollte ich eine Tankkarte bei einer der grossen Ketten im Land beantragen. Gestern erhielt ich eine Absage per Post. Das wollte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen und rief an, um nach den Gründen zu fragen. Die Dame meinte, Begründungen würden sie grundsätzlich nicht mitteilen. Womöglich liege es daran, dass ich noch nicht lange genug im Lande sei. Aha - sieben Monate reichen also nicht, ein fester Arbeitsvertrag, ein normales Einkommen, ein Schweizer Bankkonto, mehrere Kreditkarten aus Deutschland und ein Wohnsitz in einem stattlichen Haus zählen nicht? Sehr merkwürdig. Ich hab darum gebeten, eine Wiedererwägung einzuleiten, aber viel verspreche ich mir nicht davon.

Es ist schon sehr ärgerlich, wenn man immer mal wieder das Gefühl vermittelt bekommt, nicht dazu zu gehören, ob nun bewusst oder unbewusst. Ich werde das jedenfalls nicht auf mir sitzen lassen und auch dort nachhaken, sollte erneut eine Ablehnung kommen.

Eine gute Nachricht kam dann gestern aber doch noch per Post: Rosalie hat einen ersten Erfolg im Scheidungsverfahren errungen. Die Anträge des künftigen Ex-Mannes, ab sofort nur noch einen Bruchteil des Unterhaltes zu zahlen, wurden zu grossen Teilen abgewiesen!

Samstag, 4. Februar 2017

Kurzurlaub

Gestern hatte ich wieder meinen freien Tag. Die Wetterfrösche waren sich einig, dass dies der einzige schöne Tag auf absehbare Zeit sein würde, und so ließen wir daheim alles stehen und liegen und gingen raus.

Der See ist nur ein paar Minuten vom Haus entfernt. Dort angekommen, erwartete uns tatsächlich der Frühling. Es war einfach herrlich - die Sonne wärmte uns, die klare Luft sorgte für einen wunderschönen Blick über den See, und es fühlte sich an wie Urlaub, als mein Schatz am Ufer nach Muscheln suchte.

Am Abend besuchten wir noch in unsere Lieblings-Pizzeria und schlossen den Tag mit einem Glas Wein in einer neuen, gemütlichen kleinen Bar ab. Es braucht so wenig, um für ein paar Stunden aus dem Alltag auszubrechen und sich selbst etwas Gutes zu tun! 

Donnerstag, 2. Februar 2017

Tolle Aussichten

Nach Wochen im Nebel wird das Wetter nun besser und damit auch die Weitsicht. Gestern Mittag musste ich wieder lächeln, während ich in der Firma meinen Salat ass. Von meinem Tisch im Restaurant aus hatte ich einen fantastischen Ausblick auf Eiger, Mönch und Jungfrau vor blauem Himmel, umgeben von ein paar süssen weissen Wölkchen. Da bleibt einem als Flachländer schon mal der Mund offen stehen.

Ich hätte Euch gern ein Bild davon gezeigt, aber die fehlende Tiefenschärfe des Handys verfälscht die malerische Ansicht. Im Netz gibt es aber unzählige Bilder von diesem beeindruckenden Dreigestirn.

Bei diesem Anblick musste ich daran denken, wie der Blick aus dem Fenster der Kantine in Berlin aussah: Wahlweise der Blick auf den Innenhof oder eine vierspurige Strasse. Idyllisch.

Und gestern Abend konnte ich dank der gestiegenen Temperaturen auch wieder mal länger als fünf Sekunden ohne Jacke auf dem Balkon stehen und die Ruhe geniessen. Ausser dem kleinen Bach und ein paar Vögeln war nichts zu hören. Hach, es ist schon schön hier!