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Freitag, 30. Juni 2017

Es reicht!

Ich bin ein grosser Fan der deutschen Sprache und freue mich daher über jeden, der sich mündlich und schriftlich halbwegs stilsicher ausdrücken kann. Es ist toll, dass ich immer wieder Blogs finde, die mich in dieser Hinsicht faszinieren! Dass die deutsche Sprache an vielen Stellen leidet, stelle ich aber auch immer öfter fest. Das fängt schon auf Arbeit bei der Kommunikation im Team an, in dem, bis auf meinen Chef, kein Mail ohne Rechtschreibfehler auskommt. Und damit meine ich nicht Flüchtigkeitsfehler, die mir natürlich im Eifer des Gefechts genauso passieren, sondern richtig heftige Schnitzer.

Doch damit nicht genug. In den letzten Jahren muss ich beobachten, wie sich der Genderwahnsinn durch die deutsche Sprache frisst. Möchte man in der Anrede auch wirklich niemanden vergessen, kann man vor lauter Schrägstrichen, Sternchen und Unterstrichen einen geschriebenen Text kaum noch lesen. Muss ich wirklich alle zig Dutzend Geschlechter, die es geben soll, einzeln nennen? Fühlt sich ansonsten tatsächlich jemand benachteiligt?

Gender-Verrücktheiten auf der einen Seite, politisch korrekte und rassistisch saubere Normen auf der anderen. Nicht nur, dass man längst begonnen hat, alte Schriften, die zum Kulturgut gehören, zu vergewaltigen und nach verwerflichen Ausdrücken zu durchforsten, um sie gegen einwandfreie Begriffe austzutauschen - jetzt muss man auch noch jedes gesprochene Wort auf die Goldwaage legen, um sich nur nicht zum Affen zu machen ...

Gestern Abend war Fussball, nichts als Fussball. "Die Mannschaft" spielte (ich erspare mir hier eine Bemerkung zu diesem Namen für die deutsche Fussball-Nationalmannschaft). Zu Beginn der Übertragung Statements beider Spielführer gegen Rassismus und für fairen Sport. Dagegen ist nichts zu sagen.

Aber dann die "Katastrophe". Ein deutscher Spieler wird angerempelt und lässt sich anschliessend wie der sterbende Schwan zu Boden fallen, als wäre er halbtot geprügelt worden. Besonders in der Zeitlupe erkennt man wunderbar die völlig übertriebene Reaktion. Der Kommentator meint emotional, dass dieses Theater doch völlig daneben sei und der Spieler "sich nicht zum Affen" machen solle! Recht so, und würde jemand mir gegenüber diese Redewendung benutzen, könnte ich mich zwar ägern, aber dann auch nur, weil er mich für dumm erklärt und ich mich ertappt fühle.

Anders sahen es wohl einige besonders schlaue Zuschauerinnen oder Zuschauer (gibt es eigentlich eine weiblich Form von Fussballfan?), die offenbar bei jedem Satz und hinter jedem Baum einen Rassisten (oder eine Rassistin) entdecken. Und so musste sich der arme Kommentator für diese "Beleidigung" später entschuldigen. Er hatte leider nicht bedacht, dass es sich bei dem betroffenen Spieler um einen Schwarzen handelt, und schwarz und Affe kann ja nur von einem Rassisten in einen Zusammenhang gebracht werden.

Also bitte - gehts noch? Mein Vater macht sich zum Affen, mein Sohn, mein Chef, und ich selbst sicherlich auch hier und da. Wir alle sind weiss und niemand käme auf die Idee, diesen Satz rassistisch zu interpretieren. Und nur, weil der Spieler eine andere Hautfarbe hat, muss man dem Kommentator, der ganz sicher weder in diesem Moment noch überhaupt jemals an die Herkunft des Spielers dachte, dann gleich eine solche Interpretation des Gesagten unterstellen? Darf ich eigentlich einen Asiaten auch nicht "Schlitzohr" nennen, weil das zu nah am "Schlitzauge" ist und damit tendenziell auch schon rassistisch motiviert wäre?

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich bin absolut dafür, dass Hautfarbe keine Rolle spielen und jeder Mensch die gleichen Rechte und Pflichten haben sollte. Aber es darf nicht sein, dass unter dem Deckmäntelchen der wie auch immer begründeten Korrektheit jedes Wort von einer Besserwisser-Polizei auf die vermutete geistige Ausrichtung des Urhebers hin interpretiert und womöglich schon bald auf sozialen Netzwerken in vorauseilendem Gehorsam gelöscht wird.

Ich hoffe sehr, dass Sachlichkeit und Sachverstand letztlich (nicht nur) bei diesem Thema die Oberhand behalten und ich auch künftig meine Meinung sagen kann, ohne vorher einen Gesinnungsfilter darüber legen zu müssen, damit sich bloss niemand vielleicht unter Umständen eventuell vernachlässigt, übergangen oder beleidigt fühlen könnte.

Schönes Wochenende!


Dienstag, 9. Mai 2017

So ist die Schweiz

Also - wie ist sie denn nun, die Schweiz? Ist sie wirklich so, wie man sie sich ausserhalb des Landes vorstellt? Stimmen die Klischees von Heidi, dem Wohlstand, der Idylle?

Wunderschön ist in jedem Fall die Landschaft. Ich denke, das ist unbestritten. Eine Fahrt durch das Emmental oder ein Ausflug ins Berner Oberland lassen einen immer wieder staunen. Hier scheint die Natur noch ursprünglich zu sein, die Berge grösser, die Bäume grüner. Und in den Dörfern ist die Zeit oft ein wenig stehen geblieben. Tradition und das Glück der geringen Zerstörung im Krieg sorgen dafür, dass an vielen Stellen Altes bewahrt wird.

Hoch sind die Berge überall, man kann sie nicht übersehen, egal wo man sich in der Schweiz aufhält. Um daher wirklich mal ein wenig in die Ferne schauen zu können, muss man schon hoch hinaus. Wer also, wie mein Chef, an der Küste aufgewachsen ist, dem wird hin und wieder die Weite fehlen.

Und weil die Schweiz ein kleines Land ist, wirkt alles irgendwie gedrungener, enger, die Distanzen quer durchs Land sind deutlich kürzer. Dafür ist die zwischenmenschliche Distanz, ich schrieb es schon einmal, gefühlt grösser. Der Freundlichkeit (und manchmal stoischen Geduld und Langsamkeit) der Einheimischen steht eine starke Zurückhaltung, die teilweise schon devot wirkt, entgegen. Man wird fast nie ein böses Wort hören, lieber erträgt man das, was einem widerfährt, ordnet sich brav ein, entschuldigt sich öfter als nötig und bedankt sich immer "viel mal".

Anders als wir Deutschen sind Schweizer stolz auf ihr Land und zeigen das auch. Schweizer Fahnen findet man immer und überall, und im Gegensatz zu "uns" ist der Nationalfeiertag hier auch Anlass zur Freude und zum Schmücken der Häuser, und nicht nur ein Tag, an dem man glücklicherweise nicht arbeiten muss.

Und die sonstigen Klischees? Ein Kollege aus Berlin meinte einmal zu mir, dass doch die Strassen in der Schweiz sicherlich fantastisch ausgebaut und in einem einwandfreien Zustand seien. Ja, so stellt man sich die Schweiz eben vor - Reichtum, Überfluss und Nummernkonten. :) Ganz so ist es nicht, auch wenn der Wohlstand sicherlich ein Markenzeichen des Landes ist. Trotz der im Vergleich hohen Gehälter darf man eben auch die hohen Lebenshaltungskosten nicht vergessen, und so schwimmt längst nicht jede Familie im Geld.

Allerdings sind verschiedene Dinge, wie z. B. Elektronik, kaum teurer als in Deutschland und damit im Verhältnis zum Einkommen deutlich günstiger. Und daher kann man sich eben eher mal ein Apfel-Gerät als Statussymbol leisten. Gefühlt würde ich sagen, dass 50 Prozent der Schweizer ein Telefon mit Apfel besitzen. Als ich noch regelmässig Zug fuhr, habe ich mir hin und wieder den Spass gemacht, und die Ladegeräte gezählt, die im Wagon eingesteckt waren. Das war fast ausnahmslos iPhone-Zubehör.


Über leckere Schokolade aus der Schweiz muss ich wohl nicht viele Worte verlieren (übrigens findet man in den Supermärkten hier fast ausschliesslich einheimische Produkte und die vielen Marken, die man in Deutschland kennt, tauchen gar nicht auf). Und wer Käse mag, der findet, wie erwartet, eine riesige Auswahl - alles aber zu hohen Preisen, an die man sich gewöhnen muss.

Nun wird der Eine oder Andere anmerken, dass viele Beobachtungen in ähnlicher Weise auch auf seine Heimat zutreffen - gerade wenn ich an Süddeutschland denke, stimmt das sicherlich. Der Übergang ist z. B. in Sachen Natur ja auch fliessend. Aber für mich als Berliner, der rund 1000 km nördlich gewohnt hat, sind die Unterschiede schon gravierend, und auch die Mentalität hier ist eine ganz andere. Ich empfinde sie als sehr angenehm, und die deutschen Dialekte sind, wenn man sie denn erst mal versteht, sympathisch. Ungewohnt ist nur, dass es halt noch drei weitere Amtssprachen gibt, und somit öffentliche Bekanntmachungen, je nach Zielgruppe, auch in vier Sprachen erscheinen.

Ich mag sie sehr, die Schweiz. Auf der Suche nach mehr Ruhe, Gelassenheit, weniger Chaos, Dreck und Krach hat mich die Liebe in ein Land gebracht, in dem ich, gemeinsam mit Rosalie, gern alt werden möchte.


Montag, 1. Mai 2017

Apathie

Seit rund einem halben Jahr ist nun die von Rosalie und mir gestaltete neue Homepage der nicht mehr existenten Gemeinde online. Wir haben sowohl dort allgemein als auch ganz gezielt per Mail die Personen, die z. B. Immobilien für Feiern im Ort zur Verfügung stellen, gebeten, uns Texte und Fotos zu senden, damit wir ihre Angebote kostenlos vorstellen können.

Gekommen ist bis heute nicht eine einzige Antwort. Das kann nur zwei Gründe haben: Entweder haben die Leute absolut null Interesse an ihrem/unseren Dorf und es ist ihnen schei**egal, was um sie herum geschieht, oder sie haben aufgrund der Seil- und Machenschaften im Dorf Angst, sich zu äussern. Kann man sich vielleicht als Aussenstehender kaum vorstellen, ist aber bereits in anderen Zusammenhängen in der Vergangenheit unter der Hand hier so gesagt worden.

Nun ja, es war ein Versuch, etwas für das Dorf tun zu können. Offenbar ist dieser Testballon geplatzt. Es gibt schlicht niemanden, der sich engagieren möchte, nicht ein mal mit einer siimplen Mail. Diese Erkenntnis ist nicht neu, ich kenne das aus meiner früheren ehrenamtlichen Tätigkeit nur zu gut. Alle wollen Leistungen in Anspruch nehmen, und natürlich am besten kostenlos, aber beteiligen möchte sich niemand. Das geht dann so weit, dass man am Ende selbst keine Lust mehr hat und aufgibt. So war es bei mir vor zwei Jahren auch, nachdem ich mit einem Zweiten über 15 Jahre lang viel Zeit und auch Geld investiert hatte, um etwas für Andere zu tun.

Schade, dass es so etwas wie eine Gemeinschaft, in der man auch gemeinsam etwas erreichen kann, ohne nur auf den persönlichen Vorteil aus zu sein, immer seltener gibt. Das ist wohl der Lauf der Dinge.

P. S. In der Schweiz ist übrigens heute kein Feiertag. Ich muss also arbeiten. Man kann eben nicht alles haben. :)

Freitag, 24. März 2017

Freundschaften

Gestern Abend beim Essen sprach ich mit meiner Liebsten über Freundschaften. Rosalie hatte sich gerade einer Schein-Freundschaft "entledigt" und war verärgert ...

Was aber zeichnet denn eine "richtige" Freundschaft aus, und hab ich eigentlich welche?

Mein ganzes Leben lang hatte ich schon immer mehr Kontakt zu Frauen als zu Männern. Das schliesst den Bereich Freundschaften ein. Eine klassische Männerfreundschaft gab es in meinem Leben nie. Ob ich damit etwas verpasse? Ich weiss es nicht, und ich weiss auch nicht, ob mir mit den wenigen Personen, die ich als Freunde bezeichnen würde, etwas fehlt.

Natürlich macht es ohnehin nicht die Masse, sondern wirklich die Klasse, aber wenn man die Personen, die man als wahre Freunde ansieht, zum Teil nur alle paar Monate oder gar Jahre sieht - ist das dann tatsächlich eine Freundschaft?

Ich denke schon, denn wenn wir uns dann wirklich mal sehen oder zumindest sprechen, ist es immer so, als wäre der letzte Kontakt gestern gewesen. Alles ist vertraut, es gibt keine Hemmungen, etwas zu erzählen und es tut auch gut. Und auch wenn man so selten Kontakt hat, weiss ich doch, dass ich im "Ernstfall" auf sie zählen kann. Das gilt umgekehrt natürlich genauso.

Wenn man Freunde vom anderen Geschlecht hat, kommt meist auch das Thema Se* irgendwann einmal ins Spiel. Wenn es dann brenzlig wird, muss man sich entscheiden. Bei einer der Freundinnen, die ich seit der Schulzeit kenne, haben wir das sehr schnell getan. Ob es uns vor etwas bewahrt oder etwas verwehrt hat, lässt sich nicht sagen. Es spielt aber für mich auch keine Rolle. Viel spannender ist, dass wir uns schon mehrfach über Jahre durch verschiedene Umstände aus den Augen verloren hatten und uns doch immer wieder fanden. Dass oft so viel Zeit dazwischen lag, merkte man nur daran, dass es so viel zu erzählen gab. Die Vertrautheit aber war jedes Mal sofort wieder da.

Bei E. war es bekanntermassen anders (diese lange Geschichte steht in meinem alten Blog). Wir hatten zuerst eine Beziehung, und nach einem kurzen, heftigen Ende wurde daraus eine Freundschaft. Auch das kann also funktionieren, obwohl es wohl eher selten ist.

Die Chance auf eine Männerfreundschaft hatte ich nie. Es ist mir niemand über den Weg gelaufen, der dafür in Frage gekommen wäre. Man kann ja nicht danach suchen, aber ich hab auch nie jemanden kennen gelernt, dem ich gern mein Innerstes offenbart hätte. In der Schule sass ich neben einem Jungen. Wir waren ein super gutes Team, aber ein Freund war er nie. Seit der Trennung von meiner Frau treffe ich mich regelmässig mit dem Man der besten Freundin meiner Ex. Aber ich würde nie auf die Idee kommen, mit ihm über meine Probleme zu sprechen. Unsere Unterhaltungen bleiben immer nur an der Oberfläche, und nach einem guten Essen und zwei, drei Gläsern Bier geht uns dann meist auch der Gesprächsstoff aus.

Es wäre wohl fast ein Wunder, wenn sich jetzt in meiner neuen Heimat in der Richtung noch etwas entwickeln würde. Aber ich vermisse auch nichts. Alles ist gut so, wie es ist, und ich hatte in meinem Leben fast nie das Gefühl, allein zu sein. Das ist doch schon eine Menge wert.