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Montag, 12. Februar 2018

Nicht schon wieder!

Wir erleben derzeit in den ersten Wochen des neuen Jahres, dass es von überall Hiobsbotschaften über schwere und z. T. unerwartete Erkrankungen gibt. Geht Euch das auch so?

Nun hat uns vor ein paar Tagen eine weitere dieser Nachrichten erreicht, und diesmal ist es nicht nur menschlich berührend, sondern auch in der Sache ein Drama. Es geht um den Scheidungsanwalt von Rosalie. Er teilte mit, dass er eine schwere OP hinter sich habe und es völlig unklar sei, wann er wieder arbeiten könne.

In neun Tagen sollte die Scheidungsverhandlung endlich stattfinden, nachdem diverse Termine immer wieder verschoben wurden und sich das ganze Verfahren schon sooo lange hinzieht. Nun sieht es so aus, als müsste der Gerichtstermin ein weiteres Mal auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Das wäre ein Desaster.

Auch wenn es eine grössere Kanzlei ist, wird sich kein anderer Anwalt in so kurzer Zeit in den schwierigen Fall einarbeiten können, und ich hätte auch kein gutes Gefühl dabei. Da es Rosalies Ex aber nicht schnell genug gehen kann (er hofft natürlich, so bald als möglich nichts oder nur noch wenig zahlen zu müssen), wird er vermutlich vor Wut an die Decke gehen, wenn es tatsächlich zu einer weiteren Aufschiebung kommt. Er unterstellt Rosalie sowieso schon laufend absichtliche Verzögerungen.

Das Jahr fängt also nicht gut an, dabei hatten wir so gehofft, dass es jetzt aufwärts geht. Immerhin: Wir hatten jetzt ein freies Wochenende und konnten mal so richtig faul sein, auf dem Sofa lümmeln und fernsehen. Das gab es im letzten Jahr so gut wie nie. Es wäre schön, wenn dies wieder ganz normal werden und nicht die Ausnahme sein würde.

Freitag, 26. Januar 2018

Platonische Liebe

Ich war mal wieder im Radio zu hören. Zum Thema dieses Posts hatte ich schliesslich auch Einiges aus eigener Erfahrung zu erzählen ...

Wer schon mal in meinem alten Blog gelesen hat, wird sich an E. erinnern. Knapp vier Jahre lang hatten wir eine feste und sehr enge Beziehung. Dann gab es einen anderen Mann in ihrem Leben, ich brach den Kontakt ziemlich spontan ab und zog mich zurück. Das war eine schmerzhafte, aber auch lehrreiche Zeit, ich hatte viel Gelegenheit zum Nachdenken.

Diese neue Beziehung hielt jedoch nur ein paar Wochen, und schon bald danach, ich weiss nicht mehr, wer den ersten Schritt machte, näherten wir uns wieder an, sahen uns an den Wochenenden, machten gemeinsame Ausflüge. Alles war wie zuvor - fast. Wir schliefen wieder im selben Bett, aber es gab keinen Sex mehr. Nie mehr. Nach wie vor waren wir uns sehr nah, umarmten uns, hielten sogar Händchen, hatten keine Geheimnisse voreinander. Für Aussenstehende schien es unfassbar, dass wir zwar zusammen, aber "körperlich" doch getrennt waren. Wie sollte das gehen?

Es geht sicherlich nicht überall und in jeder Beziehung. Ich denke dabei auch nicht an die langjährigen Partnerschaften, bei denen der Sex irgendwann komplett eingeschlafen ist. Diese nichtkörperliche Liebe ist schon etwas Aussergewöhnliches. Die Frage, ob es sich dabei vielleicht dann doch "nur" um eine enge Freundschaft gepaart mit der Gewöhnung langjähriger Beziehungen handelt, konnte ich auch im Gespräch nicht abschliessend beantworten. Aber diese besondere, auch emotionale Nähe zweier Seelenverwandten ist eben etwas nicht Alltägliches.

Als Rosalie in mein Leben trat, kam das Körperliche, das mir mit E. nicht fehlte, wieder hinzu. Machte das die Liebe nun "komplett" oder ist sie einfach ganz anders? In meiner Wahrnehmung kann man sie tatsächlich nicht vergleichen. Ich denke eher, dass Sex bei E. eigentlich nie wirklich dazu gehörte und wir eine Beziehung auf einer anderen Ebene hatten und haben. Auch jetzt, wo wir uns nur noch ganz selten sehen und kaum Kontakt haben, ist diese Verbindung trotzdem da. Wenn wir uns treffen, gibt es keine Distanz, kein Fremdeln. Es gibt auch keinen Neid, sondern nur Freude, wenn es dem Anderen gut geht mit neuem Partner (wobei E. nach wie vor allein und glücklich damit ist).

Ist das eine platonische Liebe?

Freitag, 19. Januar 2018

Recht haben und Recht bekommen

Das Scheidungsverfahren bei Rosalie zieht sich nun schon über mehrere Jahre hin. Das ist nicht nur emotional belastend, sondern und vor allem auch finanziell. Es heisst, dass so manche Frau sich nicht scheiden lässt, weil sie es sich nicht leisten kann, und auch der Anwalt erwähnte schon, dass am Schluss die Partei "gewinnen" würde, also ihre Forderungen durchsetzt, die das meiste Geld hat. Was dabei heraus kommt, kann man sich leicht vorstellen, denn oftmals verfügt der Mann durch seine Arbeit über Geld, Konten, Anlagen. Und man glaubt kaum, wie teuer so eine Scheidung ist ...

Das ist extrem unfair und lässt einen manchmal am Rechtsstaat zweifeln. Leider gilt das auch für andere Verfahren. Gestern erhielten wir Post vom Gericht. Momentan prozessieren wir gegen Bauunternehmer, die mit Spekulationsbauten das Dorfbild verschandeln und uns einen hässlichen Klotz vors Haus setzen wollen. In der Schweiz ist es so, dass die ersten Einsprachen noch kostenlos sind, geht es dann aber vor Gericht, weil man sich nicht einigen konnte, trennt sich die Spreu vom Weizen - denn nun wird Geld fällig. Das heisst, nur Bürger, die es sich leisten können, haben die Möglichkeit, städtebaulichen Wahnsinn zu verhindern. Für die Bauherren heisst das, erst mal alles abzustreiten und auszusitzen und zu hoffen, dass die Einsprechenden nicht genügend finanzielle Mittel haben, um den Prozess zu führen. Dann wäre der Fall schon erledigt.

Bei uns zum Beispiel fällt nun nicht bloss ein Gerichtskostenvorschuss an, sondern die Gegenseite fordert auch Entschädigungs-Sicherheiten für den Fall, dass sie gewinnt. Man muss - als Privatperson im Kampf gegen ein Bauunternehmen - enorme Summen hinterlegen, damit der Prozess überhaupt geführt wird.

Recht haben ist also das Eine, Recht bekommt aber nur der, der es sich auch leisten kann. Ansonsten muss man irgendwann aufgeben. Irgendwie scheint mir das nicht gerecht zu sein ...

Donnerstag, 28. Dezember 2017

The Affair

Als Fan von Maura Tierney stiess ich vor einiger Zeit auf die Serie "The Affair". Jetzt, da Rosalie endlich mal ein wenig freie Zeit hat, fernab von Stellungnahmen (allerdings wartet schon wieder eine) und Scheidungspapieren, verschlingen wir gerade Folge für Folge, und einmal angefangen, kann man irgendwie nicht mehr aufhören. Die Crux im digitalen Zeitalter. :)

Ich denke, fast jeder in meinem Alter hat ähnliche Erfahrungen wie in der Serie irgendwann schon einmal selbst gemacht. Natürlich wird dort alles dramaturgisch überhöht, um den Spannungsbogen aufrecht erhalten zu können. Aber es stellt sich die Frage, ob der Mensch wirklich dafür geschaffen ist, mit der selben Person bis ans Ende aller Tage zusammen zu bleiben ...

Im Film sind es rund 25 Jahre, bis es zum Riss kommt. Job, Haus und vier Kinder können nicht darüber hinweg täuschen, dass die Beziehung nun einmal nicht mehr die selbe ist wie zu dem Zeitpunkt, als man sich das Ja-Wort gegeben hatte. Und ist das nicht völlig normal? Menschen entwickeln sich weiter, sammeln Erfahrungen, ändern ihre Schwerpunkte, Lebensziele, Wünsche. Kann man es jemandem übel nehmen, wenn der Partner bzw. die Partnerin dabei vielleicht nicht mehr die Rolle spielt wie früher? Begleiten uns Menschen nur so lange, bis wir gelernt haben, was sie uns mitgeben wollten, um dann neue Wege und Herausforderungen zu suchen?

Ich kenne in meinem Umfeld kaum eine Beziehung, in der es nicht zumindest eine grosse Krise gab oder die gänzlich in die Brüche ging. Unsere Gesellschaft sieht das meiner Meinung nach immer noch als Makel an. Aber ist das fair? Ich will hier keine Lanze brechen fürs Fremdgehen oder vorschnelles Aufgeben einer Beziehung. Aber genau so falsch finde ich es, mit aller Macht an einer Partnerschaft zu hängen, in der zumindest ein Teil längst nicht mehr glücklich ist.

Bei mir brauchte es viele Jahre, bis ich reif genug war, mir meine Wünsche, Träume, Ideale und Ziele bewusst zu machen und zu hinterfragen, ob mein derzeitiger Weg der richtige ist, um sie zu erreichen. Und dann war es ein Abend, eine Minute, an dem ich plötzlich an dem Punkt war, der mein Leben komplett veränderte. Bei allem Kummer, der damit verbunden war, bin ich trotzdem bis heute froh und glücklich, dass ich genau diesen Weg gegangen bin, den Weg ins neue Leben, wie auch mein alter Blog hiess.

Auch Rosalie ging es ganz ähnlich. Bei ihr kommt noch hinzu, dass sie sich die Frage schon oft gestellt hat, ob bereits die Heirat ein Fehler war. Eine Frage, die für mich nie relevant war, denn damals und auch bis heute war ich überzeugt davon, das Richtige zu tun. Nur haben sich meine Frau und ich mit der Zeit in ganz verschiedene Richtungen entwickelt, die irgendwann nicht mehr kompatibel waren. Ich wäre jämmerlich eingegangen in dieser Ehe.

Ich hätte mir damals, vor rund zehn Jahren, nicht träumen lassen, mal in der Schweiz zu wohnen, und hätte mir diesen Schritt auch nicht zugetraut. Nun habe ich ihn gewagt, bin glücklich, geniesse mein Leben mit Rosalie und freue mich auf das nächste gemeinsame Jahr (und die dritte und vierte Staffel der TV-Serie ...).

Donnerstag, 14. Dezember 2017

Warum?

Das ist vermutlich eine der meist gestellten Fragen auf Trauerfeiern. Auch am Dienstag war sie oft zu hören, nicht zuletzt von der Rednerin. Ich selbst hab mich dann auch noch gefragt, warum eigentlich zu solchen Anlässen auch das Wetter immer extrem ungemütlich sein muss?

Dabei war ich schon vom Vortag noch ziemlich geschafft, schliesslich hatte mein Flug fast 3,5 Stunden Verspätung. Der Abend in Berlin war dann sehr kurz und hektisch, vor allem bei meinem Papa. Aber zum Glück hatte ich noch den Nachmittag nach der Feier komplett für ihn eingeplant, und er war sichtbar glücklich, dass wir wieder ein paar gemeinsame Stunden hatten.

Die Trauerfeier war beeindruckend, weil ich bisher nie so viele Menschen bei einer Beerdigung gesehen habe. Es waren sicher mehr als 80 Personen anwesend. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass der Verstorbene erst 64 Jahre alt war und damit der Freundes- und Familienkreis noch nicht so stark "ausgedünnt" war. Aber er war auch ein sehr geselliger Mensch und hatte gern Leute um sich herum, die wiederum auch seine Gesellschaft schätzten.

So war es beeindruckend, wie lang der Trauerzug zur Urnenstelle wurde. Als ich dann an der Reihe war, um mich von ihm zu verabschieden, und etwas Sand in die Hand nahm, musste ich doch schon etwas schlucken. So plötzlich, so unvorhersehbar. Und so jung. Nun ist es also soweit, dass Beerdigungen nicht mehr nur die vorherige, sondern auch schon (mehr oder weniger) meine Generation betreffen ...

Ansonsten waren die drei Tage auch nicht gerade von guten Nachrichten geprägt. Die Katzenklappe, die wir bestellt haben, ist bei DPD verschollen und niemand weiss, ob und wann sie zugestellt werden kann. Unser armer Kater hat nach der Hoden-OP offenbar einen Infekt erlitten und muss nun erneut Antibiotika einnehmen. Eine Freundin von mir, die ich eventuell noch spontan in Berlin getroffen hätte, hat sich mit Noro angesteckt und darf niemanden sehen.

Gestern Abend bin ich - pünktlich - zurückgekehrt. Der Kater hat erst ungläubig an mir geschnuppert, bevor er sich freuen konnte, mich wieder zu sehen. Das traf auf Rosalie glücklicherweise nicht zu. :-)))

Nun hat mich nach dem kleinen Abstecher (schon cool, wenn man so schnell und unkompliziert mal eben nach Berlin jetten kann) die neue Heimat und die Arbeit wieder. Die Motivation dafür hält sich sehr in Grenzen, aber hey - es ist schon Donnerstag!

Montag, 11. Dezember 2017

Zum letzten Mal

Wir waren nie besonders "dicke", auch wenn wir uns mehr als zwanzig Jahre kannten. Er war der Mann einer guten Freundin meiner Ex und wir trafen uns immer zu viert. Nach der Trennung waren sie sehr loyal, und aus dem Vierertreffen wurde dann 2x2. Und so sahen wir uns fortan etwa alle acht Wochen, gingen gemeinsam essen, bastelten an seiner IT-Hardware daheim oder grillten in seinem Garten.

Er öffnete sich dann ein wenig, als seine Frau ihn vor etwa einem halben Jahr verliess. So erfuhr ich auch, dass sie vor drei Jahren schon mal eine grosse Krise hatten, aber sich wohl mehr oder weniger wieder zusammen gerauft hatten. Diesmal schien es endgültig zu sein, und so langsam begann er, sich an den Gedanken zu gewöhnen, nach vorn zu schauen und neue Pläne zu schmieden.

Worüber ich nichts wusste, war sein Gesundheitszustand. Ja, er trank sehr gern Bier, aber dass die Leber schon gelitten hatte, war mit nicht bekannt.

Noch Ende Oktober trafen wir uns bei meinem letzten Berlin-Besuch und gingen wir gewöhnlich zusammen essen. Er wirkte ganz normal, optimistisch und nicht krank. Dann fuhr er mich zum Bus, und dort sassen wir noch einmal eine Viertelstunde und redeten, so als ob er mich nicht gehen lassen wollte. Als ich schliesslich ausstieg, wendete er mit dem Auto, winkte kurz und weg war er. Wer hätte geahnt, dass er drei Tage später ins Krankenhaus eingeliefert werden und dort sterben würde ...

Nun fliege ich also nachher nach Berlin, um mich morgen von ihm zu verabschieden. Blöderweise hat mein Flieger auch noch zwei Stunden Verspätung, sodass mein ganzer Plan durcheinander kommt. Aber was soll's. Es ist mir wichtig, persönlich dabei zu sein, auch wenn wir nie besonders dicke waren.

Mittwoch, 6. Dezember 2017

Gute Besserung

Gestern erhielt ich per WA vier sehr hoffnungsvolle Fotos. Auf den Bildern strahlte mein Papa übers ganze Gesicht, während er vor seinem Auto bzw. im Supermarkt stand. Nach mehr als sechs Wochen, die seit seinem letzten Sturz vergangen sind, war er endlich mal wieder auf eigenen Beinen vor der Tür, konnte frische Luft atmen, andere Menschen sehen und auf andere Gedanken kommen.

Diese Erleichterung sah man ihm förmlich an und er brachte sie auch danach am Telefon zum Ausdruck. Es muss extrem frustrierend sein, wenn man sich über so lange Zeit nur mit Rollator und viel Mühe in seiner winzigen 55 m2-Wohnung aufhalten kann.

Das grösste Hindernis auf dem Weg nach draussen war und ist die Treppe. Seine Frau redet schon seit rund zehn Jahren auf ihn ein, dass es an der Zeit wäre für einen Umzug, aber ich glaube, mein Papa lässt sich nach fast 50 Jahren in dieser Wohnung höchstens heraus tragen. Umziehen wird er freiwillig wohl nicht mehr.

Ich hoffe sehr, dass dieser Ausflug nicht nur ein kurzes Aufbäumen war. Der nächste Sturz ist vermutlich nur eine Frage der Zeit. Und obwohl er bisher grosses Glück hatte, bleibt meine Sorge, dass es doch mal schlimmer ausgehen könnte.

Immerhin brauche ich dann nächste Woche, wenn ich dort bin, keinen Grosseinkauf zu machen und wir haben etwas mehr Zeit zum Quatschen. Ich bin froh, dass die Frequenz meiner Besuche derzeit recht hoch ist (auch wenn der Anlass diesmal traurig ist), denn man kann halt nie wissen, wie lange das noch möglich ist. Solange er noch einigermassen mobil ist, wünsche ich ihm noch viele schöne Jahre, doch sollte er irgendwann einmal gar nicht mehr laufen und sein geliebtes Auto nicht mehr für einen Ausflug nutzen können, dann wird sein Lebenswille vermutlich versiegen und dann wird es für ihn eine Qual. Davor graut es mir.


Montag, 4. Dezember 2017

Reifeprozess

Als ich neulich zu einem dienstlichen Termin das Gebäude verlassen und durch schneebedeckte Strassen laufen musste, hatte ich kurz das Gefühl, ich wäre im Urlaub. Bilder aus alten Zeiten im Harz tauchten vor meinen Augen auf und ich genoss den kurzen Weg ins andere Haus.

Ja, die Zeiten ändern sich und ich nehme alles anders wahr als noch vor ein paar Jahren. Eine Entwicklung über die Lebens-Jahrzehnte, die wohl jeder Mensch durchmacht, ob er sich dessen bewusst ist oder nicht.

Als Teenie wartete man sehnsüchtig darauf, dass die blöde Schule endlich vorbei ist, man volljährig ist und endlich tun und lassen kann, was man will. Mit 20 konnte man das dann endlich alles ausprobieren, Fehler machen, hinfallen und aufstehen, Studium oder Lehre abschliessen und in Ruhe erwachsen werden.

Mit 30 begann dann bei mir die Phase der Konsolidierung. Familienplanung stand auf dem "Programm", Frau, Kind und Haus, ein  vernünftiger Job waren das Ziel. Ich wurde ruhiger, richtete mich ein und das Leben wurde mehr und mehr "normaler Alltag".

Mit etwa 40 begann ich zu zweifeln. Die Ehe wurde für mich mehr und mehr zum Käfig, ich hatte das Bedürfnis auszubrechen. Irgendwann wagte ich den für mich sehr wichtigen Schritt, fühlte ich mich endlich befreit und machte (mit vielen Höhen und Tiefen) danach eine Entwicklung durch, die ich aus heutiger Sicht als Quantensprung bezeichnen würde.

Nun, mit 51, bin ich an einem Punkt angekommen, an dem ich das Gefühl habe, in mir zu ruhen, eine neue Stufe erreicht zu haben, auf der ich das Leben geniessen und mich auf die schönen Dinge des Leben konzentrieren kann. Ich muss mir nichts mehr beweisen, Ziele gibt es zwar noch, aber es drängt nicht so wie früher. Ich lebe intensiver, aber ruhiger.

Was wird wohl mit 60 sein? Wartet man auf die Rente und bangt man, sie noch zu erreichen? Mein Bekannter zählte die Monate bis dahin, geschafft hat er es nicht. Es ist nicht klug, auf die Zeit nach dem Arbeitsleben zu hoffen.

Und deswegen möchte ich in den nächsten Jahren noch Einiges von der Welt sehen! Mein erster Wunsch ist es, mit Rosalie noch einmal nach Florida zu fliegen, wie schon 2015. Es war einfach traumhaft, da muss ich nochmals hin!

Donnerstag, 23. November 2017

Die lieben Kollegen (11) - Lessons learned?

Am Dienstag gab es mal wieder ein Donnerwetter meines Chefs gegenüber einem meiner tollen Kollegen. Auslöser war ein ganz einfacher Auftrag, den er mal wieder vergessen hatte zu erledigen. Da er dann auch noch unser wöchentliches Meeting vergasss, war das der perfekte Anlass für eine Standpauke. Ein weiterer Grund war, dass er nicht mal während eines gemeinsamen Termins darauf verzichten kann, aufs Handy zu schauen und WA-Nachrichten zu schreiben. Das ist entweder dumm oder dreist oder überheblich. Oder alles zusammen.

Ich hab mich allerdings mehr darüber geärgert, dass er am Montag mal wieder krank war. Grund: Er habe Kopfschmerzen und die ganze Nacht kaum geschlafen. Am Dienstag kam er dann immerhin ganz normal wieder arbeiten. Gestern war sein freier Tag - heute ist er wieder krank.

Was soll man mit so einem Typen im Team anfangen? Da kann man nur verlieren ...

Während meines gesamten Berufslebens war es stets so, dass ich, wo immer ich neu anfing, ganz unten starten musste. Mein Gehalt hinkte meinen Aufgaben und der verbundenen Verantwortung stets gewaltig hinterher und holte sie teilweise nie ein. Zuletzt in Berlin wäre es gerade soweit gewesen, dass mein Chef eine bessere Stelle für mich organisiert hatte, als ich die Kündigung schrieb.

Auch hier ist es nun nicht anders. In unserem Team bin ich der mit dem niedrigsten Gehalt, allein schon durch die geringe Betriebszugehörigkeit und die Aufgaben lt. Stellenbeschreibung. Gestern hat mein Chef mir nun die Leitung eines Rollout-Projektes übertragen, weil die anderen Pfeifen im Team (siehe oben) damit völlig überfordert wären, wie er meinte. Damit tritt nun die selbe Situation ein wie schon viele Male in meinem Leben: Verantwortung - ja, besondere Aufgaben - ja, besseres Gehalt - nein.

Irgendwie will mir das Leben wohl etwas beibringen ...


Mittwoch, 22. November 2017

Betroffen

Gestern Abend erhielt ich per WA von meiner Ex eine Nachricht mit der Frage, ob ich fünf Minuten für ein Telefonat hätte. In der Regel geht es bei solchen Gesprächen um Geld, daher hatte ich eigentlich wenig Lust, meine Zeit zu opfern, sagte aber trotzdem zu.

Als sie mich dann am Telefon fragte, ob ich sitzen würde, beschleunigte sich mein Puls. Und die Nachricht war in der Tat erschreckend: Am letzten Wochenende ist ein guter Bekannter von mir verstorben. Bei meinem letzten Berlin-Besuch vor knapp vier Wochen waren wir noch gemeinsam essen. Vier Tage später wurde er ins Krankenhaus gebracht, ins künstliche Koma versetzt, und zweieinhalb Wochen später starb er: Multiples Organ-Versagen ...

Er wurde nur 64 Jahre alt, in einem halben Jahr wollte er in Pension gehen. Bei unserem Treffen erzählte er mir noch, was er nach dem Auszug seiner langjährigen Ehefrau nun für Weihnachten geplant hätte und dass er mich im nächsten Jahr besuchen wolle. Nun is er von einem Moment zum anderen nicht mehr da.

Wir standen uns nicht wahnsinnig nah, aber ich kannte ihn immerhin schon mehr als zwanzig Jahre. Und daher hinterlässt sein Tod schon ein eigenartige Gefühl bei mir. Plötzlich fehlt da jemand, mit dem man sich regelmässig traf und der auf seine Art Teil meines Lebens war.

Dieses traurige Ereignis bestätigt Rosalie und mich erneut darin, alles daran zu setzen, das Leben jetzt zu geniessen und sich nicht zu sehr auf das Alter und die Rente zu freuen. Es kann so schnell vorbei sein ...

Dienstag, 7. November 2017

Gut oder schlecht?

Ganz aktuell beschäftigt mich einmal mehr ein Thema, das mir schon sein langem Sorgen macht. Es geht um die Entwicklung unserer Kinder. Damit meine ich nicht die körperliche oder seelische Entwicklung, sondern die Vermittlung von Werten.

Mir ist das schon bei meinem Sohn aufgefallen, das war zu seiner Einschulung vor vielen Jahren. Es gab zahlreiche Gäste zur Feier damals, und alle brachten natürlich Geschenke mit, teilweise waren sehr teure dabei. Mein Sohn riss ein Paket nach dem anderen auf, ohne genau zu schauen, was überhaupt darin sei. Freude war kaum zu erkennen. Und dann kam nach dem x-ten Paket, als der Tisch leer war, seine Frage, die für eisiges, peinliches Schweigen im Raum sorgte: "Gibt es noch mehr Geschenke?".

Ich wäre damals am liebsten im Boden versunken. Aber es beschreibt punktgenau meine Sorge: Für viele Kinder haben Dinge, die sie erhalten und benutzen, keinen Wert mehr. Sie lassen sich jederzeit beschaffen und ersetzen, ohne dass es auch nur eines besonderen Anlasses bedarf. Ob es sich um ein neues Handy, ein Notebook oder eine teure Fernreise handelt - alles wird einfach mitgenommen. Freude bemerkt man fast gar nicht mehr. Ich bin früher vor Glück fast ausgeflippt über einen Walkman. Etwas Ähnliches erreicht man heute selbst mit einem neuen Handy bei Kindern kaum noch.

Da stimmt doch etwas nicht, oder? Wie kann man Kindern beibringen, dass Dinge nicht vom Himmel fallen, sondern hart erarbeitet werden müssen? Es ist toll, wenn es unseren Kindern an nichts mangelt. Es ist aber sicherlich nicht gut, seinen Kindern jeden Wunsch von den Lippen abzulesen und sofort nachzugeben. Dahinter steckt natürlich das Bedürfnis, dass es dem Nachwuchs gut gehen und soll. Aber es lässt jegliche Geschenke als beliebig und scheinbar minderwertig erscheinen, wenn sie sofort und überall zu haben sind.

Wir haben damals die Notbremse gezogen. Dem Kind kann man natürlich im Alter von 6 Jahren keinen Vorwurf machen. Wir hatten es wohl übertrieben mit dem Verwöhnen. Und so reduzierten wir grössere Geschenke grundsätzlich in der Anzahl und auf die Feiertage und sorgten auch dafür, dass die Grosseltern es genauso taten. Ich hab heute den Eindruck, dass wir gerade noch die Kurve bekommen haben.

Wenn ich heute sehe, wie Jugendliche, zum Beispiel auch Rosalies Sohn, mit ihrem Smartphone umgehen, dann fällt mir diese Episode immer wieder ein. Die Aussage ist die selbe: Was ich habe, ist beliebig und jederzeit ersetzbar. Ausserdem musste ich dafür nichts leisten, und so wird es auch beim nächsten Mal sein. Also - was kostet die Welt?

Mein Telefon sieht nach 1,5 Jahren noch aus wie neu. Seines ist nach nicht mal einem Jahr nun Schrott. Natürlich kann ein Telefon mal herunter fallen, besonders, wenn man es fast 24 Stunden am Stück in der Hand hat. Trotzdem kann man eine gewisse Vorsicht walten lassen, gerade, wenn man weiss, wie empfindlich und teuer diese Dinger sind (eine Rückwand aus Glas bei einem Smartphone ist ja schick und fühlt sich toll an - für den Alltag ist das aber eine zweifelhafte Erfindung). Und ich bin sicherlich extrem sparsam und sehe das recht drastisch (allerdings habe ich bis heute in meinem Leben auch immer wenig Geld in all meinen Jobs verdient und musste gut wirtschaften), aber ein gewisse Lernerfahrung sollte es nun geben, wenn schon wieder ein neues Gerät her muss. Also wird er sich finanziell mit seinem Taschengeld an einem neuen Telefon beteiligen (müssen).

Mein Arbeitskollege (27) ist übrigens genauso und noch besser: Neues Handy (weil altes immer wieder herunter fiel und dank Versicherung ersetzt wurde) nach weniger als einer Woche wieder Schrott: Aus dem Auto gefallen und dann noch drüber gefahren. Tja, nun hat er sich von seiner Mutter das Handy geborgt, und da ist das Display auch schon wieder kaputt. Und wir haben vor knapp zwei Monaten neue Notebooks im Büro erhalten. Während meines noch aussieht, als hätte ich es eben ausgepackt, könnte man bei seinem Gerät vermuten, er würde es täglich über den Fussboden schleifen.

Ohne Worte ...

Montag, 6. November 2017

Die Kraft der Musik

Seit meiner frühen Kindheit ist die Musik ein sehr wichtiger Bestandteil in meinem Leben. Bevor ich zur Schule kam, stand ich schon in der Oper mit dem Kinderchor auf der Bühne, und das hat sich viele Jahre fortgesetzt.

Inspiriert durch eine Fachmesse kaufte ich mir vor etwa 25 Jahren den ersten "richtigen" Kopfhörer, ein High-End-Gerät von Sennheiser. Angeschlossen an meine Pioneer-Anlage war es ein Genuss, damit Musik zu hören. Ich weiss nicht mehr genau, was aus den Hörern geworden ist, vermutlich habe ich sie mal beim Auszug zurück gelassen ...

Bis zuletzt in Berlin hatte ich zumindest wieder eine gute Musikanlage mit grossen Standboxen. Nun ist es in einer Mietwohnung aber leider bekanntlich so, dass laute Musik schnell für Ärger mit den Nachbarn sorgt. Daher war an ein richtiges Musikerlebnis kaum zu denken.

Durch meine vielen Flüge in den letzten Jahren wurde das Thema Kopfhörer wieder aktuell. Aber ich scheute bisher immer das Geld für etwas Gutes und dachte mir, ein Billighörer tut es auch, Hauptsache, ich hab im Flieger etwas Unterhaltung. Allerdings konnte man teilweise beim normalen "Krach" im Flugzeug nur raten, worum es in einem Film oder bei einem Lied ging.

Im letzten halben Jahr wurde der Wunsch wieder stärker, mal guten Stereo-Sound zu geniessen. Das Haus ist zwar gross, aber derzeit gibt es keinen richtig guten Platz für meine Musikanlage, sodass sie noch im Karton verstaut ist. Und die Bluetooth-Lautsprecher machen zwar auch gut "Krach", aber Stereo und so ist halt doch noch etwas Anderes.

Es ist aber wahnsinnig schwierig, einen guten Kopfhörer zu finden. Die Auswahl ist gross, die Rezensionen natürlich immer subjektiv, und es bleibt eigentlich nichts weiter, als selbst Probe zu hören. Mein zunächst präferiertes Teil von Beyerdynamics kann man leider nirgends hören. Und da meine Kollegen von Noise  Cancelling schwärmten und in diesem Zusammenhang Bose ins Spiel kam, habe ich dann diesen Hörer mal kurz getestet. Nicht schlecht, das Teil - ohne Kabel, leicht, sitzt gut, guter Klang - und sehr teuer ...

Mehr oder weniger zufällig stolperte ich dann letzte Woche über einen Sennheiser. Mit Kabel, dafür aber deutlich günstiger. Kurz die Kritiken gecheckt und unmittelbar zugeschlagen im Netz. Einen Tag später war er da.

Und er hat mich nicht enttäuscht. Endlich wieder laut Musik hören, ohne jemanden zu stören, und auf Flügen auch mal einen Film schauen können, ohne von den Lippen lesen zu müssen. Gestern auf dem Sofa habe den halben Tag querbeet meine Lieblingsstücke gehört. Hach, schön. Musik hat noch immer die selbe, kraftvolle Wirkung auf mich. Manchmal habe ich da ziemlich nah am Wasser gebaut, und das nicht bei trauriger Musik. Sie ist dann einfach nur toll! Das passiert allerdings fast ausschliesslich bei klassischer Musik, einem Genre also, das wohl irgendwann ausstirbt. Wenn Rosalies Kinder so etwas hören, flüchten sie kopfschüttelnd und suchen das Weite. Und so geht es vermutlich den meisten Menschen in diesem Alter. Sehr schade.

Am Donnerstag kann ich meine neuen, schicken Hörer zum ersten Mal im Flieger testen. Ich freue mich auf ein neues Flugerlebnis. Für alle Fälle mit Taschentuch, falls die Musik mich mal wieder überwältigen sollte. ;)

Donnerstag, 2. November 2017

Der Umgang mit dem Krankenhaus

Bisher war Krankenhaus immer ein rotes Tuch. Das hat sicherlich auch mit der Frühgeburt meines Sohnes damals und den Emotionen zu tun, die ich damit verbinde. Schon der besondere Geruch, die vielen Menschen in Weiss oder das Piepsen der Geräte erzeugten ein gehöriges Unwohlsein ...

Das hat sich im vergangenen Jahr geändert. Durch den täglichen Anblick, gerade auch intensiv betreuter Menschen, und dem Umgang mit dem Pflegepersonal ist diese Abneigung einem normalen Umgang gewichen. Schläuche und Verbände am ganzen Körper stellen nicht mehr das Horrorszenario dar, das mir sonst Angst gemacht hat. Natürlich wäre es noch etwas Anderes, wenn man eigene Angehörige so (leiden) sehen müsste. Hier kommen ja noch Verlustängste dazu. Aber die Professionalität und Normalität, mit der die Pflegenden ihre Arbeit tun, hat sich inzwischen auch auf mich übertragen. Hatte ich zu Beginn noch Herzklopfen, wenn auf dem Gang ein Krankenbett an mir vorbei geschoben wurde, registriere ich es heute kaum noch.

Lediglich weinende Menschen, die bangend auf dem Flur auf eine Nachricht warten oder hoffen, gleich zu ihren lieben Mitmenschen gehen zu dürfen, machen mich traurig und werfen die Frage auf, wann ich dort wohl mal stehen und bangen muss.

Gerade diese Woche erreichte mich wieder ein Anruf meines Vaters. Wieder ist er gefallen, und erneut hatte er wohl einen Schutzengel, denn es handelt sich nach intensiver Abklärung "nur" um eine starke Hüftprellung. Momentan kann er nicht laufen, aber das geht vorbei. Eine Becken- oder Hüftfraktur wäre eine Katastrophe gewesen.

Und weil man nie weiss, wie viel Zeit noch bleibt, haben wir gestern den nächsten Flug nach Berlin für Mitte Januar gebucht. :)

Montag, 23. Oktober 2017

Wie ist das mit der Liebe?

Neulich wurde ich gefragt, wie das denn sei mit der Liebe und vor allem, wie man sie frisch halten könne?

Ein Patentrezept gibt es da natürlich nicht. Wenn dem so wäre, würde wohl keine Beziehung mehr auseinander gehen. ;) Ich bin der Meinung, dass es viel Glück braucht, um in jungen Jahren schon einen Menschen zu finden, mit dem man dann wirklich das ganze Leben verbingen kann. Das hat einerseits mit der persönlichen Weiterentwicklung zu tun, andererseits aber auch mit fehlender Erfahrung bei der Partnerwahl und dem Führen einer Beziehung in so junge Jahren.

Wer macht sich schon mit 20 viele Gedanken über seine (vielleicht erste ernsthafte) Beziehung? Man ist voller Begeisterung, geniesst die tollen Gefühle und stürzt sich womöglich (viel zu schnell) in eine Ehe. Dabei dauert es Jahre oder Jahrzehnte, bis man wirklich ein Gespür dafür entwickelt hat, was eine Beziehung ausmacht und wie man sie pflegen kann, ohne dass der Partner oder man selbst in irgend einer Form Schaden nimmt.

Achtsamkeit, Treue, Ehrlichkeit, Kommunikation ... alles schöne Begriffe, die man aber mit Leben füllen muss. Dazu gehört meiner Meinung nach eine gewisse Reife. Und bis man die hat, kann es mit der ersten oder zweiten Beziehung schon zu Ende sein.

So war das jedenfalls bei mir. Meine Ehe ging zu Bruch, weil es an allem fehlte. Dazu kam, dass ich mich erdrückt fühlte und nicht in der Lage war, mich zu wehren und Grenzen aufzuzeigen. Und so war nach zehn Jahren die einzige Konsequenz, die Reissleine zu ziehen.

Seitdem habe ich viel gelernt. Das heisst natürlich nicht, dass ich jetzt keine Fehler mehr mache, aber ich schätze den Wert (m)einer Beziehung viel mehr und die oben genannte Achtsamkeit, sowohl Rosalie als auch mir selbst gegenüber ist mir sehr wichtig. Es ist ein Geben und Nehmen, und die eigene Persönlichkeit kommt dabei nicht zu kurz und muss daher nicht verkümmern. Es bringt auch nichts, mit 50 noch jemanden verändern zu wollen. Also ist es gut, über kleine Ecken und Kanten grosszügig hinweg zu sehen, solange sie das eigene Wohlbefinden nicht massiv stören.

Und es müssen auch nicht immer die grossen Gesten sein - die kleinen Rituale und spontanen Aufmerksamkeiten können mindestens genauso wertvoll sein. Während unserer langen Zeit der Fernbeziehung schrieb ich meiner Liebsten jeden Morgen von Berlin aus eine lange Nachricht, die sie dann als Erstes lesen konnte, wenn sie erwachte. Es war für mich der "Ersatz" für einen Guten-Morgen-Kuss und ein Zeichen, dass ich an sie denke. Und damals begann auch schon unser Ritual, dass ich an den gemeinsamen Tagen jeden Morgen den ersten Kaffee samt Mon Chéri ans Bett brachte. Das hält bis heute an. :)

Männer, so sagt man, reden ja nicht gern und viel, erst recht nicht über Gefühle. Vielleicht bin ich da ein wenig anders gestrickt, oder vielleicht muss man sich auch einfach nur mal überwinden, um festzustellen, wie schön das eigentlich ist. Warum nicht seiner Frau sagen, wie toll sie aussieht, wenn sie aus dem Bad kommt, ihr einen leidenschaftlichen Kuss geben, auch wenn die Nudeln vielleicht gerade überkochen, oder in der Geburtstagskarte etwas mehr als "Herzlichen Glückwunsch" schreiben?

Es gibt leider keine Garantie dafür, ob es der oder die Richtige ist. Und ich würde nie meine Hand für eine Ehe bis ans Ende meiner Tage ins Feuer legen. Aber ich glaube, dass man im Laufe der Zeit schon seine "Antennen" justiert hat und die Chancen auf eine dauerhaft erfüllte Beziehung steigen. Bei Rosalie und mir ist das so. Bei uns ging es ziemlich schnell damals vom ersten Kontakt bis zum ersten Treffen - trotz der grossen Distanz. Und selbst die kleine Unterbrechung, weil mein Schatz selbst überrascht war von der "Wucht" und dachte, dass sie dafür noch gar nicht bereit sei, konnte uns am Ende nicht trennen.

Und nun geniessen wir das Leben zusammen und es scheint, als hätten wir alles richtig gemacht. :)

Freitag, 22. September 2017

Gefahren im Alter

Mein Papa ist mittlerweile 77 Jahre alt. Schon seit einigen Jahren leidet er an bisher ungeklärten gesundheitlichen Problemen, die dazu führen, dass ihm das linke Bein nicht mehr richtig gehorcht und er dadurch sehr schlecht läuft.

Er besitzt zwar einen Rollator, aber in der Wohnung ist es zu eng dafür, im besten Fall nimmt er dort einen Stock, meist läuft er aber, in dem er sich an den Wänden und Möbeln festhält. Trotzdem fällt er immer wieder mal hin - bisher zum Glück ohne ernsthafte Verletzungen. Das Schlimmste war eine Platzwunde am Kopf. Wehe, wenn es doch einmal zu dem berüchtigten Oberschenkelhalsbruch kommt.

Doch auch so ist er natürlich im Bewegungsradius sehr eingeschränkt. Deshalb ist das eigene Auto sein Ein und Alles. Wenn man zuschaut, wie er einsteigt, fragt man sich allerdings, ob das überhaupt gut gehen kann ... Das Fahren klappt zum Glück besser als das Laufen. Noch.

Gestern rief er mich an und erzählte mir, dass er einen neuen Reifen brauchte. Auf einer engen Strasse war er zu dicht an den Borstein gefahren und hat sich einen Reifen demoliert. Nicht das erste solcher Vorkommnisse. Natürlich sieht er die Schuld nicht bei sich. Die Strasse war einfach zu schmal. Ich höre ihm zu und frage mich innerlich erneut, wie lange das noch gut geht? Wann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem er nicht mehr fahren kann oder sollte? Und was dann? Die kleinen und grossen Ausflüge, die Fahrt zum Supermarkt, der Urlaub an der Ostsee - wie soll das gehen ohne Auto?

Man liest in den Medien immer wieder mal über katastrophale Fehltritte von alten Menschen in ihren Autos. Ich hoffe, dass das meinem Papa nicht passieren wird. Aber es bleibt die Frage, ob er selbst erkennen wird, wann der Moment gekommen ist, das Auto stehen zu lassen, und wie es dann weitergehen soll. Wird er zu Hause verkümmern?

Mittwoch, 20. September 2017

Willkommen in der Schweiz

Letzte Woche gab es im Radio am Abend eine Sendung über Deutsche in der Schweiz. Ich hab leider nicht alles hören können, aber die Erfahrungen, die dort sowohl von Deutschen als auch Schweizern berichtet wurden, waren sehr interessant.

Wie ich auch schon von meinem (deutschen) Chef erzählt bekam, gibt es zahlreiche Menschen, die eine starke Abneigung oder zumindest Skepsis von Einheimischen spürten und zum Teil deswegen sogar in ihre Heimat zurück gekehrt sind. Ich selbst kann mich erinnern, dass es vor ein paar Jahren in den Medien ziemlich unverblümt Kampagnen gegen Deutsche in der Schweiz gab. Allerdings ist davon in letzter Zeit nichts mehr zu sehen.

Eigene Erfahrungen dazu habe ich nicht gemacht. Nun ist das Gesundheitswesen, in dem der Anteil der Deutschen ohnehin sehr hoch ist, vielleicht nicht gerade repräsentativ. Und ich habe den Vorteil, durch eine Einheimische in die Schweiz eingeführt worden zu sein. Doch auch, wenn ich allein unterwegs bin, spüre ich keine übertriebene Zurückhaltung. Der Schweizer an sich ist ja ohnehin nicht gerade aufgeschlossen, daran muss man sich ein wenig gewöhnen. Und er neigt dazu, seine Meinung, wenn überhaupt, nur sehr verblümt darzustellen. Das führt dann schon mal zu leichten Irritationen, ist doch der Deutsche in der Regel sehr direkt. Einfaches, gern gebrauchtes Beispiel dazu: "Ich kriege ein Bier!". So etwas Forsches käme hier niemandem über die Lippen.

Auch im beruflichen Umfeld wird das weich gespülte Diskutieren von meinen Landsleuten, so auch in der Sendung, als irritierend empfunden. Ja, manchmal denke ich auch 'Komm doch endlich mal zum Punkt!'. Aber in der Regel mag ich diesen respektvollen, teilweise fast übertrieben freundlichen Umgang miteinander. Vielleicht komme ich deswegen so gut mit den Leuten klar. :) Man weiss nur manchmal nicht genau, was sie wirklich über einen denken. Aber muss ich das wissen?

Ich fühle mich wohl hier, und das mit allem drum und dran!

Dienstag, 19. September 2017

Der Tod ist gegenwärtig

Es gibt sicherlich kaum einen Ort, an dem man mit dem Thema Tod mehr konfrontiert wird als in einem Krankenhaus. Trotzdem war es, seit ich hier arbeite, nur ganz selten in meinem Kopf. Hin und wieder sah man ein paar weinende Menschen vor der Intensivstation, aber selbst da war nicht ersichtlich, wie ernst die Situation wirklich war.

Doch gestern fuhr der Tod quasi direkt vor mir. Als ich über die Station lief, schoben zwei Pfleger direkt vor mir ein Bett über den Flur, auf dem ein weisses Laken lag. Darunter zeichneten sich undeutliche Konturen ab. Noch ehe ich den Gedanken zu Ende denken konnte, ob denn .... bogen sie auch schon zum Raum der Stille ab. Dann war mir klar, was ich gerade gesehen hatte.

Das Ganze erzeugte ein gewisses Unbehagen, obwohl ich weder direkt den Leichnam noch Angehörige gesehen hatte. Und ich stellte mir die Frage, warum in unserer Kultur der Tod so negativ besetzt ist. Warum wird mir schon mulmig, wenn ich nur vermute, dass vor mir ein Leichnam auf dem Bett liegt? Warum wurde mir flau im Magen, als ich vor Jahren mal eine tote Person in ihrer Wohnung fand? Und warum fürchten wir uns selbst vor dem Tod? Und ändert sich das, wenn man ein erfülltes Leben hinter sich hat?

Als Kind kann man sich überhaupt nicht vorstellen, dass die Eltern eines Tages nicht mehr da sein könnten. Ist man gerade erwachsen geworden, schiebt man das Thema des eigenen Todes weit weg, denn man hat ja noch das ganze Leben vor sich.

Doch mit der Zeit macht man sich dann doch mal Gedanken über das Leben. Was war richtig, was falsch? Was möchte man noch erleben? Wie viel Zeit bleibt dafür? In den Todesanzeigen der Zeitung kommen die "Einschläge" näher, es ist nur eine Frage der Zeit, bis aus meiner Schulklasse die erste traurige Nachricht ankommt. Nicht zu vergessen meine Eltern, beide Ende 70.

Nun denn - ich kann froh sein, dass ich, zumindest dem Anschein nach, kerngesund bin und das Leben geniessen kann. Und es bleibt zu hoffen, dass einem, wenn es soweit ist, ein langes Leiden erspart bleiben wird. Und falls es sich nicht vermeiden lässt, sollte zumindest alles geregelt sein. Darüber haben Rosalie und ich gestern gerade gesprochen. Wir müssen uns unbedingt mit gegenseitigen Vollmachten ausstatten, sonst entscheidet statt des Partners eine Behörde, wenn man nicht mehr selbst dazu in der Lage ist ...

Montag, 18. September 2017

Convenience für alle

Ja, bequem ist es schon, mal eben ein Menü in die Mikrowelle zu schieben oder eine Suppe allein mit heissem Wasser anzurichten. Was da denn so alles drin ist und ob man sich damit halbwegs gesund ernährt, sollte man bei dieser Gelegenheit besser nicht hinterfragen.

Woran man aber meist nicht denkt - das Selbe gilt auch für Tierfutter. Mit dem Einzug unseres neuen Mitbewohners haben wir uns natürlich auch mit der richtigen Katzenernährung beschäftigt. Und was man da so in den Regalen findet, ist zum Teil erschreckend! Sicher, wie auch bei Menschennahrung darf es natürlich nicht zu teuer werden. Dies gilt aber offenbar um so mehr für Tierfutter. Man kann teilweise nur staunen, zu welch niedrigen Preisen eine ganze Palette Nassfutter für Katzen angeboten wird.

Doch wenn man dann mal ein wenig genauer hinschaut, offenbart sich der Grund schnell. So haben wir neulich ein Sonderangebot mit Nassfutter von FELIX gefunden. Sorte "Geflügel". Das Problem: Gerade mal 4 Prozent (!!) Geflügel befanden sich im Alu-Behälter, der Rest waren "Tierische Nebenprodukte", also Abfall, dazu Getreide und Gemüse. Und DAS soll katzengerecht sein?

Wie man weiss, ist die Katze ein reiner Fleischfresser, sie braucht also vor allem Proteine. Gerade Getreide frisst sie in der Natur maximal als verdauten Mageninhalt einer Maus. Was soll also Getreide im Katzenfutter? Genau - es ist billig!

Es gibt aber Alternativen: Im Fachhandel bekommt man Nassfutter, das über 80 Prozent Fleischanteil besitzt. Wenn man ein wenig sucht, findet man auch dafür günstige Angebote, die kaum teurer sind als der "Frass" im Supermarkt. Und wer es ganz gut meint, kann sich auch mit B.A.R.F. beschäftigen, das steht für biologisch artgerechte Roh-Fütterung. Zugegeben, das ist aufwändig und im Alltag nicht ganz leicht umzusetzen.

Deswegen mischen wir derzeit. Am Morgen gibt es frisches Fleisch (Muskelfleisch, Niere, Leber, Knochen), und ansonsten halt hochwertiges Fertigfutter aus der Dose. Unser Kater liebt es übrigens, am Knochen zu kauen (hört sich an wie im Horrorfilm, wenn er frisst) - etwas, was er in der freien Wildbahn täglich machen würde, wenn er Mäuse verspeist. Die meisten Hauskatzen haben vermutlich fast gar keine Kaumuskeln mehr, wenn sie nur Brei aus der Dose vorgesetzt bekommen. Convenience halt ...

Wenn der "Herr" dann gut gefressen hat (wie eine siebenköpfige Raupe, aber er wächst ja noch ...), ist meist Spielen angesagt, und dann ist man irgendwann soooo müde, dass man nur noch schlafen möchte, am liebsten angekuschelt.




Dienstag, 12. September 2017

Es herbstelt

Stockfinstere Nacht, wenn der Wecker klingelt (bei mir klingelt er allerdings nicht, sondern meldet sich mit "Guten Morgen Herr B."), die Überlegung, vielleicht doch schon die wärmere Jacke anzulegen, der Schirm als Begleiter durch den Tag, die Heizung im Haus, die ich heute Nachmittag wieder in Betrieb nehmen werde - alles Anzeichen dafür, dass der Herbst tatsächlich kommt!

Ja, natürlich, schöne Seiten hat er auch. Ein Spaziergang durch den bunten Laubwald bei herrlichem Sonnenschein ist toll. Und die beginnenden Kaminabende mit leckerem Rotwein sind auch nicht zu verachten. Aber ... Die Region versinkt oft im Nebel, nasskalte und ungemütliche Tage vermiesen einem die Laune. Da braucht es viele Glückshormone aus anderen Quellen zum Ausgleich.

Besonders Rosalie macht mir da Sorgen. Seit Wochen ist sie abends völlig erschöpft, schläft schon um 20 Uhr auf dem Sofa ein, wirkt blass und kann sich nur mit Mühe aufraffen, den nicht abnehmenden Papierkram zu attackieren. Auch im Büro bleibt das nicht unbemerkt ...

Eine Auszeit wäre jetzt gut. Doch auch dann würde "nur" der Bürostress wegfallen, die anderen Sorgen lassen sich leider nicht ausblenden oder verschieben. Wir müssen da durch, und so, wie der nächste Frühling ganz bestimmt kommt, können wir nur darauf hoffen, dass das neue Jahr endlich wieder ruhiger wird. Bis dahin werden wir versuchen, zumindest den einen oder anderen schönen Herbst- und Wintertag ein wenig zu geniessen.


Mittwoch, 6. September 2017

Alle Jahre wieder

Endlich ist es soweit - diverse Supermarkt-Ketten in der Schweiz haben seit 31. August wieder Weihnachtsgebäck im Sortiment. Seit 31. August! Das ist noch vor dem meteorologischen Herbstanfang! Angeblich würden das die Kunden so wünschen ...

Also mal ehrlich - kennt jemand einen Kunden, der mitten im Sommer darauf besteht, einen Lebkuchen essen zu wollen? Was ist das für ein Irrsinn? Man beeilt sich dann auch gleich zu sagen, dass diese Diskussion um den Starttermin jedes Jahr aufkommen würde, aber man immer genau zur gleichen Zeit mit dem Verkauf von weihnachtlichen Süssigkeiten beginnen würde. Wie beruhigend.

Ich nehme mal an, dass es in Deutschland auch nicht anders ist. Aber zum Glück schliessen sich nicht alle grossen Märkte diesem Wahnsinn an, einige wollen erst im Oktober, was ich als vollkommen ausreichend erachte, starten. Ich fände es eigentlich noch besser, würde man erst nach dem genauso aberwitzigen Halloween-Hype mit dem Verkauf von Weihnachtsmännern beginnen. Aber da die Dinger wohl sowieso schon direkt nach Ostern produziert werden, wären sie dann vermutlich schon viel zu alt, um noch geniessbar zu sein.

Wie dem auch sei - man muss das Zeug ja jetzt noch nicht kaufen. Ich finde es lediglich etwas verstörend, wenn mir bei 25° C Aussentemperatur im Regal Weihnachtsmänner zuwinken. Dabei hat gerade erst die neue Mon Chéri-Saison begonnen! :)