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Mittwoch, 7. Dezember 2016

Dorf im Nebel

Wenn ich an die (läääängst vergangene) Zeit in Berlin denke, erinnere ich mich an den einen oder anderen Morgen im Nebel, aber meist kam nach ein paar Stunden schon wieder die Sonne hervor. Ganz anders ist es hier. Nun schon rund eine Woche lang hängt der Nebel über der Region, und bis auf zwei Stunden am Sonntagnachmittag war die Sonne im Dorf seit dem nicht mehr zu sehen. Tristes Grau prägt das Bild, und viel weiter als bis zum übernächsten Haus kann man meist nicht schauen. Noch schlimmer wird es, wenn man dann mit dem Auto das Dorf verlässt.

Ursache ist neben der aktuellen Wetterlage die Topographie mit den Bergen und den grossen Seen. So schön, wie es hier im Sommer ist - dafür muss man im Herbst und Winter dann öfter mal den grauen Alltag ertragen. Einziger Lichtblick im wahrsten Sinne sind dann teilweise die Arbeitstage, denn hier in der Schweizer Hauptstadt hat man öfter mal die Chance auf ein paar Sonnenstrahlen. Dummerweise liegt das Fenster meines Büros Richtung Norden, sodass ich auch hier die Sonne nur erahnen kann, und bis zum Feierabend ist sie längt untergegangen. Wer sie heute sieht, kann mir gern ein paar Strahlen schicken ...

Aber der nächste Sommer kommt bestimmt! Bis dahin tragen wir die Sonne halt im Herzen. ;)

Dienstag, 4. Oktober 2016

Frauenquote

Gestern Abend in der Lounge hat sich wieder bestätigt, was mir schon jedes Mal im Flugzeug auffällt: Ich sehe deutlich weniger Frauen als Männer, die (dienstlich) unterwegs sind. Ich hab mir mal den Spaß gemacht und nachgezählt in dem Bereich, in dem ich saß. Das Verhältnis war 19:6. Ich glaube nicht, dass das daran lag, dass Frauen nicht gern mal umsonst etwas essen oder ein Glas Wein trinken. :)

Ich möchte jetzt hier keine Diskussion über Frauen in Führungspositionen beginnen. Ich hab da mit beiden Geschlechtern gute und schlechte Erfahrungen gemacht. Und wenn ich mir einige der Herren ansehe, die da so mit ihrer Goldkarte entlang stolzieren, dann geht mir vor Dekadenz der Hut hoch. Da gibt es Leute, die sich den Teller randvoll kippen, um dann einen Bissen zu nehmen und den Rest stehen zu lassen, Männer, die sich drei Brötchen nehmen, den Belag runter "fressen" und die Brötchenhälften liegen lassen, Weingläser bis zum Rand füllen, gleich an der Theke in einem Zug leeren und sich gleich noch eins nehmen usw. Wenn ich so etwas sehe, frage ich mich wirklich, ob ich SO eine Person als Führungspersönlichkeit haben möchte. Das ist einfach nur abstoßend.

Lange ärgern muss ich mich darüber nun nicht mehr, noch ein einziges Mal werde ich im Rahmen der Pendelei in der Lounge in Zürich einkehren, dann hat auch das ein Ende!

Vorerst warten drei harte Tage, und dann freue ich mich auf Rosalie, die mich noch einmal hier besuchen wird.

Donnerstag, 4. August 2016

Schweizer Mentalität (ein Post nur für Nicht-Schweizer)

Ich hatte in den letzten drei Jahren genügend Zeit und Gelegenheit, die liebenswerten Eigenheiten der Eidgenossen kennen zu lernen. Was ist mir so aufgefallen?

Besonders (oder nur?) als Berliner bemerkt man überall das geringere Tempo des Alltags. Mit Ausnahme vielleicht des Supermarktes im Hauptbahnhof hat man eigentlich stets das Gefühl, Ruhe, Gelassenheit und besonnenes Handeln sind feste Grundsätze, übertriebene Hektik und Eile findet man eher selten vor. Für mich war das zu Anfang schon eine Herausforderung. Ich erinnere mich an eine Situation an der Kasse eines Marktes, als Rosalie in aller Ruhe Kleingeld und dann auch noch eine Bonuskarte zusammen suchte. Das Ganze dauerte gefühlt eine kleine Ewigkeit. In Berlin hätten die wartenden Kunden schon mit Schnappatmung reagiert. Ich merkte, wie ich leicht panisch die Warteschlange betrachtete, aber niemand machte Anstalten, ungeduldig zu werden. Faszinierend! Genauso wie an der Ampel, wo keiner hupt, wenn man nicht schon bei Gelb losfährt. Das ist vielleicht hier in der Großstadt besonders ausgeprägt, aber es fällt mir dadurch sehr angenehm auf. Es wird auch nicht gedrängelt beim Ein- und Aussteigen im ÖV, alles wirkt irgendwie sehr entspannt!

Der Schweizer an sich ist sehr, sehr höflich. Er bedankt sich eher einmal zu viel als zu wenig, stellt Fragen lieber im Konjunktiv als direkt und erkundigt sich selbst in der S-Bahn mit: "Isch da no frey?", auch wenn ich im Viererabteil ganz offensichtlich allein sitze und niemanden erwarte. In einem Buch über Schweizer habe ich gelesen, dass diese Höflichkeit zwar überall vorhanden sei, es allerdings schwierig wäre, darüber hinaus persönliche Kontakte herzustellen. Der Schweizer sei da sehr zurückhaltend. Ob das stimmt, kann ich nicht beurteilen, da bisher immer Rosalie an meiner Seite war und mich in fremder Gesellschaft eingeführt hat.

Apropos Höflichkeit - merkt der Deutsch-Schweizer, dass sein Gegenüber keinen einheimischen Dialekt spricht, switcht er im Normalfall automatisch auf Hochdeutsch um. Das finde ich sehr angenehm, da die Verständigung sonst u. U. leiden könnte. Bei Rosalie und mir führt es dazu, dass sie auch mit mir noch immer nur selten Mundart spricht, auch wenn ich es inzwischen recht gut verstehe. Ich muss sie immer wieder daran erinnern.

Sobald man sich im Privaten etwas näher kennt, ist es zwischen Männern und Frauen üblich, dass man sich drei (!) Mal zumindest symbolisch auf die Wange küsst (links-rechts-links). Wann man damit beginnt, entscheidet sich spontan. In jedem Fall spricht man sich dabei am besten mit dem Vornamen an. Das gilt auch für das beliebte Zuprosten. Gar nicht so leicht, wenn man in eine größere Runde von Menschen kommt, die man alle eben erst kennen gelernt hat. Am besten hört man dann den Anderen gut zu und hängt sich ran. ;-)

Ich bin gespannt, ob mir auch im beruflichen Alltag Dinge auffallen werden, die anders sind als gewohnt. Da ich mich als "pflegeleicht" einschätze und mich zudem in einem neuen Umfeld, sowohl beruflich als auch privat, zu Beginn immer sehr zurückhalte und erst einmal beobachte, sollte ich kaum in mögliche Fettnäpfchen treten, hoffe ich. Die ersten Kontakte, sowohl persönlich als auch per Mail, waren schon mal sehr positiv, und ich bin optimistisch, dass ich mich gut ins Team integrieren werde. In gut einem Monat werde ich mehr wissen, wenn ich meinen künftigen Kollegen und Kolleginnen beim gemeinsamen Ausflug erstmalig begegne.

Mittwoch, 3. August 2016

Apothekerpreise

Ich erinnere mich noch gut an den ersten Abend mit Rosalie. Wir waren zu Gast in einer Pizzeria mit Selbstbedienung. Ich wartete am Tisch, mein Schatz holte unsere Bestellung ab. Auf dem Tablett lag auch der Bon für die Rechnung, und der Betrag belief sich für zwei Pizzen, Wasser und zwei Gläser Wein auf mehr als 60 Franken. Ich war wirklich geschockt! War das eine Anzahlung, um den ganzen Laden zu kaufen?

Inzwischen habe ich mich zum großen Teil an dieses Preisniveau gewöhnt. Immer seltener rechne ich um und vergleiche mit den Preisen in Deutschland. Es ist einfach ALLES teuer, für Deutsche um so mehr, seit der Franken noch stärker geworden ist. Und es relativiert sich das auf den ersten Blick ordentliche Gehalt sofort, wenn man Steuern, Versicherungen und die üblichen Lebenshaltungskosten dagegen rechnet. Wer einmal in einem Schweizer Supermarkt einkaufen war, wird feststellen, dass die Summe der Preise ganz schnell dreistellig wird. Der Inhalt des Wagens ist dabei noch sehr "übersichtlich". Und ein ordentliches Steak essen wir dann gern mal in Berlin und weniger in einem Schweizer Restaurant ...

Der Unterschied wird auch schnell sichtbar, wenn man mal eine Handwerkerrechnung in den Händen hat. Ein Stundenlohn von 90 Franken ist ganz normal, und bei einem fünfstündigen Einsatz sind ohne Material, Anfahrt usw. pro Handwerker damit also schon 450 Franken weg. Ganz zu schweigen von den Ansätzen, die Anwälte verlangen. Da tränt einem nicht nur EIN Auge! Mein Schatz macht diesbezüglich gerade sehr leidvolle Erfahrungen.

Doch wer das Eine will, muss natürlich das Andere mögen. Und insgesamt passt das Preisgefüge dann am Ende eben doch für Schweizer - sonst würden ja alle am Hungertuch nagen oder auswandern. Ich muss nur aufhören umzurechnen, so wie man das auch gern mit Euro und D-Mark tut. Es lohnt einfach nicht, sich darüber aufzuregen. ;-)

Montag, 1. August 2016

Happy Birthday

Geburtstag hat heute die Schweiz, sie wird stolze 725 Jahre alt! Für mich wird das erst im nächsten Jahr ein Feiertag sein, heute muss ich leider noch arbeiten, und Rosalie feiert allein zu Hause.

Ich habe schon einen Nationalfeiertag in der Schweiz miterleben dürfen und festgestellt, dass der Nationalstolz dort wesentlich stärker ausgeprägt zu sein scheint als hierzulande. So ist es ganz selbstverständlich, dass man zumindest ein paar Fähnchen in oder um das Haus platziert. In den Geschäften gibt es vor diesem Tag allerlei "Zeug" mit dem Schweizer Wappen zu kaufen, von Servietten über Tassen, Handtüchern, Feuerzeugen bis hin zu Bettwäsche. Hier in Deutschland habe ich etwas Derartiges nur vor EM und WM gesehen!

Außerdem ist es beliebt, sich an diesem Tag zu treffen, zu grillieren und abends Raketen in den Nachthimmel zu schießen, mehr noch als an Silvester. Davon abgesehen, dass dies in Deutschland verboten ist, habe ich hier stets den Eindruck, dass man froh ist, nicht arbeiten zu müssen, aber ob es nun der Tag der deutschen Einheit oder Pfingstmontag ist, das macht überhaupt keinen Unterschied.

Also, alles Gute, liebe Schweiz, und bleib, wie Du bist!

Mittwoch, 27. Juli 2016

Das Tomatensaft-Phänomen

Jetzt mal ehrlich - gehört Ihr auch zu den Tomatensaft-Trinkern im Flugzeug? Ich habe noch auf keiner Party oder anderen Großanlässen dieses Getränk entdeckt, und doch ist es im Flugzeug heiß begehrt! Aber warum? Es gibt die Theorie, dass in der Höhe die Geschmacksnerven anders ticken und damit dieser Saft mit Salz und Pfeffer vermischt besonders lecker sei. Ist da etwas dran?

Ich amüsiere mich immer über die enttäuschten Blicke der Passagiere bei SWISS, die Tomatensaft auf der Kurzstrecke nicht im Angebot hat. Mich stört das nicht, ich bleibe viel lieber beim Wein. Der ist zum festen Ritual geworden, wenn ich am Sonntagabend um 20:50 Uhr Richtung Tegel abhebe.

Doch damit ist nun bald Schluss, und es wird mir ganz bestimmt nicht fehlen!

P. S. Ich freue mich über den ersten Follower auf diesem Blog! :-)

Montag, 25. Juli 2016

Missverständnis

Das Schweizer Deutsch ist durchaus eine Herausforderung. Zunächst einmal ist es zwar im Grunde ein Dialekt wie viele andere auch, mit dem ein Berliner sowieso dank mangelnder Übungsmöglichkeiten im nahen Umfeld so seine Probleme hat. Ich kannte ihn bisher nur aus dem TV von Emil, wobei der sich meist Mühe gab und sehr langsam sprach. Sehen wir mal davon ab, dass auch in jedem Tal noch ein etwas anders klingender (für Schweizer: tönender) Dialekt zu hören ist, bemerkt man, wenn man sich nach monatelangem Training eingehört hat, dass verschiedene Begriffe durch andere ersetzt oder zumindest verändert werden. Die Klassiker "Grillieren" und "Parkieren" kennen sicher viele. Das Velo ersetzt unser Fahrrad und die Brockenstube hat nichts mit einem Restaurant im Harz zu tun.

Wirklich verwirrt war ich allerdings, als mein Schatz eines Tages den Vorplatz am Haus wischen wollte! Wie jetzt, den ganzen asphaltierten Platz, so richtig mit Lappen und Wasser? Lohnt sich das denn dort? Sie verstand meine Frage nicht, aber der Platz hätte es wirklich nötig. Nun gut, wenn Du meinst ... Als sie dann mit einem Besen zurück kam, dämmerte es noch immer nicht. Ich nahm an, erst fegen, dann wischen. Aber nach dem Fegen war schon Schluss - denn das deutsche Fegen ist für Schweizer das Wischen! Irgendwie scheint da beim Übersetzen in grauer Vorzeit ein Fehler passiert zu sein und die Begriffe wurden verwechselt. Warum allerdings der Scheibenwischer dann nicht konsequent Scheibenfeger heißt, konnte ich noch nicht herausfinden.

Die Tatsache, dass Schweizer Mundart kein Präteritum kennt, sondern stets das Perfekt für die Vergangenheit nutzt, sei nur am Rande erwähnt. :-)

Doch ich liebe diese "niedliche" Sprache. Wo sonst wird fast jeder Begriff verkleinert und wirkt gleich noch viel liebenswerter. Allerdings sollte man nicht versuchen, den Dialekt selbst sprechen zu wollen, das wird unter Umständen als Veralberung aufgefasst und übel genommen. Und es klingt auch nicht gut, dafür fehlt irgend ein "Organ" im Rachen! :-) Wenn ich es daheim bei Rosalie mal zum Spaß versuche, klingt das angeblich immer holländisch ...