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Mittwoch, 31. Mai 2017

Wieder ein Stück Schweiz

Da ist er, der neue Führerausweis! Nachdem ich ja bereits nach meinem Umzug einen Ausländerausweis erhalten habe, der allerdings zu Hause im Schrank liegt und nur aus einem Stück Papier besteht, das lediglich belegt, dass ich mich hier angemeldet habe, bin ich nun seit gestern stolzer Besitzer des ersten "richtigen" Schweizer Dokuments. Der bisherige deutsche Ausweis schlummert derweil in Berlin und wird dort verwahrt.

Damit sind nun vorläufig alle Formalitäten abgeschlossen. Jetzt habe ich vier Jahre Ruhe, danach kann ich die Niederlassungsbewilligung beantragen, mit der ich dann auch wieder an Abstimmungen, z. B. in der Gemeinde, teilnehmen darf.

Noch ein Nachtrag zu gestern: Das Wasser fliesst wieder und wir sind erleichtert!

Samstag, 13. Mai 2017

It's a long way to ...

In diesem Fall nicht Tipperary. Ich möchte nur zu einem Schweizer Dokument gelangen: einem Führerausweis. Den muss man innerhalb von zwölf Monaten nach Einreise erwerben, da der eigene dann offiziell ungültig wird.

Nun ist das aber gar nicht so einfach, wie man meinen könnte. Man benötigt nämlich ein Attest vom Arzt, zumindest dann, wenn man sich die in Deutschland übliche Genehmigung C mit eintragen lassen möchte. Auf die möchte ich nicht verzichten, wer weiss, wofür ich sie noch brauchen könnte.

Woher nun bekommt man so ein Attest? Ich hab zuerst meinen neuen Hausarzt angerufen, und die Schwester meinte, das sei kein Problem. War es aber leider doch, denn mein Arzt darf dieses Dokument, wie sich im persönlichen Gespräch und nach einem Anruf beim Amt herausstellte, nicht ausstellen. Dafür gibt es eine besondere Liste mit Spezialisten, und nur diese dürfen meine Tauglichkeit nach einigen Untersuchungen bestätigen, darunter Hörtest, Sehtest, Untersuchung des Allgemeinbefindens (ungewöhnliche Einstiche inklusive).

Diese Tests habe ich nun gestern bestanden! Der "Spezialist" wusste allerdings auch nicht genau, ob ich nun zusätzlich noch zu einem Optiker muss, was auf dem eigentlichen Umtauschformular gefordert ist. Er hat mir jetzt trotzdem auf allen Papieren bestätigt, dass ich noch keinen Blindenhund benötige.

Damit habe ich nun alle Unterschriften beisammen. Als Nächstes muss ich meinen Ausweis mit Passbild und sämtlichen Formularen beim Amt für Strassenverkehr abgeben und erhalte dann einen neuen Ausweis. Der bisherige wird an den Heimatort gesendet und dort - für alle Fälle - aufbewahrt. Wie schon für den Arztbesuch (Termine nur vormittags!) werde ich auch dafür wieder einen freien Tag benötigen - was für ein Aufwand!

Am Ende kostet das Ganze natürlich auch Einiges. Etwa 250 Euro muss ich für Atteste und den Ausweis ausgeben. Ein teures Unterfangen, gegen das ich mich nicht wehren kann. Verdienen tun die Ärzte (allein 150 Franken gestern für eine einfache Untersuchung von 15 Minuten) und der Kanton also gut daran - einen Sinn erkenne ich in diesem notwendigen Übel leider nicht.

Immerhin habe ich dann am Ende ein schickes Plastikkärtchen mit Schweizer Kreuz! Im Gegensatz zu dem hässlichen Papierlappen, genannt Ausländerausweis, kann und muss ich das bei mir tragen und bin damit von Einheimischen nicht zu unterscheiden (solange ich nichts sagen muss ...). :))


Mittwoch, 22. März 2017

Was kann ich für Sie tun?

Wie berichtet, sind wir seit ein paar Wochen im Besitz der Domain unseres Dorfes, da es, zumindest verwaltungstechnisch, nicht mehr eigenständig existiert. Genau das haben wir auch im Text auf der Homepage erwähnt und darauf hingewiesen, dass man sich für offizielle Informationen doch bitte an die neue Grossgemeinde und deren Website wenden solle.

Offenbar haben es einige Mitmenschen im Dorf nicht ganz so mit dem Lesen. Am Freitag erreichte uns das erste Mail unter der neuen Adresse, und es war - eine Anfrage an die Verwaltung! Wir sassen gerade im Zug Richtung Zürich, als wir die Nachricht bekamen mit der Frage, an wen man sich wenden müsse, um seinen Partner im Ort anzumelden. Sie hätte dazu auf der Homepage nichts gefunden ...

In dem Moment musste ich lachen, aber im Nachhinein ist es mehr als traurig, dass uns solche Mails geschrieben werden, und es unterstreicht meine These aus diesem Post, dass viele Menschen völlig apathisch sind und gar nicht mitbekommen, was um sie herum passiert. Im Vorfeld der Fusion gab es Info-Material, Gemeindeversammlungen, Artikel in Zeitungen und sogar eine Abstimmung. Hat die Dame das alles verschlafen, verdrängt oder vergessen?

Wir sind ja nette Menschen, also haben wir ganz kurz und sachlich darauf hingewiesen, dass wir keinesfalls die Gemeinde sind, es die Verwaltung im Dorf nicht mehr gebe und sie sich nun im neuen Hauptort anmelden müsse (was ohne Auto eine halbe Weltreise ist).

Lebt es sich eigentlich besser, wenn man so naiv und ignorant durch die Welt geht?


Montag, 20. März 2017

Die letzte Zahlung

Nun ist sie da, die letzte Steuererklärung aus Deutschland. Wie erwartet, muss ich Steuern nachzahlen, aber immerhin nicht ganz so viel wie befürchtet. Und danach ist das Kapitel dann auch endgültig abgeschlossen.

Ganz ohne deutsche Behörden geht es aber trotzdem nicht. Schliesslich darf ich noch an den Bundestagswahlen teilnehmen, doch dafür muss ich mich als sogenannter "Auslandsdeutscher" erst ins Wählerverzeichnis eintragen lassen. So will es der Bundeswahlleiter. Also wieder mal Formulare ausfüllen, wie schön! :) Aber diese eine Wahl, die einzige, an der ich derzeit überhaupt teilnehmen darf, möchte ich mir nicht nehmen lassen, auch wenn ich in dem Land nicht mehr lebe.

Dorthin möchte ich nur noch als Tourist zurückkehren. Rosalie und ich suchen derzeit nach Terminen für einen weiteren Berlin-Besuch, aber es ist gar nicht so einfach, da die Flugpreise doch zum grossen Teil recht hoch sind. Und, ehrlich gesagt, haben wir keine Lust, mit easyJet von Genf nach Schönefeld zu fliegen, wo doch Bern-Tegel so bequem ist.

Dabei gäbe es noch einige Menschen, die ich gern wiedersehen würde. Letzte Woche erhielt ich ein Mail von meiner Klavierlehrerin! Wir haben uns etwa 30 Jahre lang nicht mehr gesehen und ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, nach ihr zu suchen, weil ich annahm, sie wäre schon verstorben. Aber dank Sta*frien*s hat sie mich gefunden und möchte sich gern mal mit mir treffen.

Als kleines Kind wollte ich gern Klavier spielen, später ging mir die Lust aus und ich musste nur durchhalten, weil ich es fürs Studium brauchte. Jeden Montag, wenn der Gang zur Klavierstunde anstand, hoffte ich, sie wäre vielleicht verhindert und ich könnte wieder gehen ... Leider kam das äusserst selten vor. :) Im Rückblick muss ich sagen, dass meine Lehrerin erstaunlich viel Geduld mit mir hatte, wo ich doch selten geübt und damit kaum Fortschritte gemacht habe. Ob sie sich daran noch erinnern kann?


Freitag, 24. Februar 2017

Eine grüne "Rote Karte"

In den kommenden fünf Jahren werde ich nur ein einziges Mal an einer Wahl teilnehmen können. Rein formell bin und bleibe ich für mindestens zehn Jahre auch nach meinem Umzug in die Schweiz ein Deutscher. Doch da ich in Deutschland keinen Wohnsitz habe, darf ich lediglich an den Bundestagswahlen teilnehmen.

In der Schweiz dagegen darf ich natürlich als Ausländer auch nicht wählen (und hier gibt es bekanntlich viele Abstimmungen). Nach fünf Jahren erhalte ich - bei guter Führung - eine Niederlassungsbewilligung und kann dann zumindest auch über die Geschicke der Gemeinde mitbestimmen. Bis dahin gilt jedoch: Ohne Stimmrecht! Daher musste ich bei der Versammlung kürzlich immer dieses Schild hier im Bild in der Hand halten, womit ich von den Abstimmungen gut erkennbar ausgeschlossen war. Immerhin war es keine rote Karte. :)

Dafür ist ein weiteres Stück Schweiz in meinem Portmonee (wer sich jetzt die Augen reibt - nach neuer Rechtschreibung ist das so richtig geschrieben) angekommen: Nach wiederholter Anfrage hat meine Schweizer Bank mir endlich eine Kreditkarte zugebilligt. Das macht das Online-Einkaufen hier im Inland für mich etwas günstiger, da die Euro-Wechselgebühr mit der deutschen Karte entfällt.

Aber auch ohne Wahlrecht fühle ich mich hier zu Hause, Berlin und Deutschland habe ich gefühlt schon lange hinter mir gelassen.

Mittwoch, 8. Februar 2017

Ich könnte schreien, aber nicht vor Glück!

Liebe Schweiz, wenn Du mich nicht haben oder/und vergraulen willst, dann sag es doch ganz offen und nicht mit solchen Methoden ...

Mit meinem Umzug in die Schweiz musste ich mich auch um eine Krankenkasse bemühen. Das System funktioniert hier etwas anders als in Deutschland, aber darum soll es hier gar nicht gehen. Rosalie und ihre Kinder sind schon lange in einer bestimmten Kasse und recht zufrieden. Da mein neuer Arbeitgeber bei dieser Versicherung auch noch Rabatte anbot, entschloss ich mich, ebenfalls mit diesem Anbieter Kontakt aufzunehmen.

Wie immer, wenn es um Neukunden geht, war ein Vertreter schnell vor Ort und schwärmte in den höchsten Tönen. Auch der errechnete Tarif klang vielversprechend. Also unterschrieb ich letzten August, allerdings mit dem Hinweis, dass doch die Versicherung bitte erst ab November laufen solle, denn bis dahin sei ich ja noch in Deutschland pflichtversichert. Das sei natürlich alles kein Problem, meinte der Vertreter ...

Kurze Zeit später erhielt ich die erste Police, zahlbar ab sofort. Also nahm ich Kontakt mit dem Vertreter auf: Das sei ein Missverständnis, meinte er, ich solle nicht zahlen und er würde das klären. Kurze Zeit später erhielt ich die nächste Police, ebenfalls mit falschen Zahlen, und einen Brief, in der man mich als neues Mitglied begrüsste. Die Ausrede diesmal am Telefon: Da könne er nichts machen, diese Schreiben gingen von einer Zentrale aus und er würde sich kümmern. Es läge offenbar an einer fehlenden Bestätigung der Gemeinde, dass ich erst ab November zahlungspflichtig sei.

Immerhin, irgendwann, ein paar Wochen später, kam dann tatsächlich die richtige Police, allerdings kurz hintereinander zwei verschiedene Versichertenkarten. Erklären konnte mir das der gute Mann auch wieder nicht, ich solle halt die zuletzt erhaltene nutzen und die andere vernichten.

Es wurde Oktober, dann erhielt ich schon wieder eine Police, gültig ab Januar 2017. Plötzlich sollte mein Beitrag um rund 63 Franken im Monat steigen. Wie bitte? War das also nur ein Lockangebot? Nein, nein, versicherte mir der Versicherer. Es wären die Umstände und neue Bestimmungen ... Er hätte aber "schlaflose Nächte" hinter sich (wie rührend), um mir ein besseres Angebot unterbreiten zu können. Dafür müsste ich nur einer bestimmten Gesellschaft beitreten, um den Rabatt zu bekommen, und auch die einmaligen Kosten für den Eintritt dort würde er übernehmen. Nun ja, also warum nicht, wenn ich damit Geld sparen kann. Immerhin sollte der Beitrag damit "nur" um rund 25 Franken steigen, wie in der Offerte stand, die er mir zusandte.

Zwei Monate lang hörte ich anschliessend - nichts. Stattdessen flatterte Ende Dezember die nächste Rechnung herein für den Monat Januar. Natürlich zum erhöhten Preis, kein Wort von der verminderten Police. Ich rief am 31. Dezember an und erfuhr, dass die Korrektur dauern würde und ich solle doch erst einmal zahlen. Die zu viel gezahlten Beträge würden verrechnet. Die Dame am Telefon wollte sich gleich nach Neujahr kümmern und sich melden.

Passiert ist, man ahnt es, wieder nichts. Ich zahlte also zähneknirschend und erhielt gleich die nächste Rechnung für Februar, wieder mit falschem Betrag. Nun schön, also weiter warten und hoffen.

Die Hoffnung verflog letzte Woche, als endlich die neue Police eintraf. Keine Erklärung, einfach die nackten Daten. Statt der versprochenen Ersparnis von fast 38 Franken waren es gerade mal noch 10! Ich wäre fast explodiert, als ich die Zahlen sah. Noch am selben Abend schrieb ich ein recht böses Mail an die Agentur mit der Frage, ob man mich für dumm verkaufen wolle (natürlich etwas freundlicher, aber auch für Schweizer Verhältnisse deutlich).

Eine Antwort habe ich bis heute nicht erhalten ... Nun bin ich kurz davor, mir im Herbst eine andere Versicherung zu suchen. Bei diesem Durcheinander schon bei den Beiträgen, möchte ich nicht wissen, was abläuft, wenn ich mal eine Rechnung einreichen muss. Nein, danke, liebe Versicherung, so nicht!

Aber nicht nur die Versicherung macht mir das Leben schwer, auch andere Firmen wollen mich einfach nicht als Kunden haben. Ende des letzten Jahres hatte ich ja eine Kreditkarte beantragt, der Antrag wurde mit fadenscheinigen, verschiedenen Argumenten (ein Mitarbeiter meinte, das Antragsverfahren hätte zu lange gedauert, ich solle den Antrag wiederholen, der andere meinte, ich wäre nicht lange genug in der Schweiz angemeldet) abgelehnt.

Nun wollte ich eine Tankkarte bei einer der grossen Ketten im Land beantragen. Gestern erhielt ich eine Absage per Post. Das wollte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen und rief an, um nach den Gründen zu fragen. Die Dame meinte, Begründungen würden sie grundsätzlich nicht mitteilen. Womöglich liege es daran, dass ich noch nicht lange genug im Lande sei. Aha - sieben Monate reichen also nicht, ein fester Arbeitsvertrag, ein normales Einkommen, ein Schweizer Bankkonto, mehrere Kreditkarten aus Deutschland und ein Wohnsitz in einem stattlichen Haus zählen nicht? Sehr merkwürdig. Ich hab darum gebeten, eine Wiedererwägung einzuleiten, aber viel verspreche ich mir nicht davon.

Es ist schon sehr ärgerlich, wenn man immer mal wieder das Gefühl vermittelt bekommt, nicht dazu zu gehören, ob nun bewusst oder unbewusst. Ich werde das jedenfalls nicht auf mir sitzen lassen und auch dort nachhaken, sollte erneut eine Ablehnung kommen.

Eine gute Nachricht kam dann gestern aber doch noch per Post: Rosalie hat einen ersten Erfolg im Scheidungsverfahren errungen. Die Anträge des künftigen Ex-Mannes, ab sofort nur noch einen Bruchteil des Unterhaltes zu zahlen, wurden zu grossen Teilen abgewiesen!

Dienstag, 7. Februar 2017

Bürokratie - einfach unschlagbar

Habt Ihr schon einmal etwas vom VwZG gehört? Nein, das ist kein Auto, sondern das Verwaltungs-Zustellungsgesetz. Was es nicht alles gibt! Damit habe ich jetzt gerade zu tun ...

Vor einigen Tagen habe ich meine Steuererklärung auf elektronischem Wege nach Berlin geschickt. Die gute Nachricht: Sie wird offenbar derzeit bearbeitet.

Aber nun kommt's: Gestern erhielt ich vom FA ein Mail, in dem man mir mitteilte, dass Verwaltungsakte nicht in die Schweiz bekanntgegeben werden können. Wie bitte? Muss ich das Schreiben jetzt persönlich abholen oder ein Postfach in Deutschland einrichten? Es geht doch "nur" um einen Steuerbescheid ... Immerhin hatte ich die Möglichkeit, einen Empfangsberechtigten in Deutschland anzugeben, nämlich meinen Papa. Ich hoffe, das wird so und per Mail akzeptiert. Aber was machen Auswanderer, die daheim keine Angehörigen mehr haben? Die müssen einen Steuerberater oder Anwalt bemühen, um den Verwaltungsakt entgegen zu nehmen, oder persönlich erscheinen.

Und warum nun dieses Theater? Die Antwort bietet eben jenes VwZG. Dort ist genau geregelt, wer wann was in welches Ausland zustellen darf. Dort heisst es:

"Die unmittelbare postalische Bekanntgabe von Verwaltungsakten im Ausland ist nur im Verhältnis zu solchen Ländern zulässig, die dies gestatten."

Und weiter, speziell auf die Schweiz bezogen:

"Das deutsch-schweizerische DBA enthält keine Regelungen über Rechtshilfe bei Zustellungen. Die Auslandsvertretungen in der Schweiz dürfen Zustellungen in Fiskalsachen weder an eigene noch an fremde Staatsangehörige oder an Staatenlose bewirken. Zustellungen an Empfänger in der Schweiz sind daher – sofern kein inländischer Empfangsbevollmächtigter benannt ist – i. d. R. durch öffentliche Zustellung zu bewirken, da die Schweiz auch gegen die postalische Bekanntgabe Bedenken erhoben hat."


Wieder etwas dazu gelernt ...

Mittwoch, 1. Februar 2017

Und tschüss

Es ist (fast) geschafft! Meine letzte Steuererklärung für Deutschland ist auf dem Weg. Durch die (aus meiner Sicht völlig unfaire) Berücksichtigung des im Ausland erzielten Einkommens war noch mehr Papier auszufüllen und ich hoffe, dass ich alles richtig gemacht und nichts vergessen habe. Aber wenn alles okay ist, wartet am Ende nun noch eine saftige Nachzahlung (eben wegen des Einkommens im Ausland), aber dann kann mich das Finanzamt mal. Mein Geld bekommt ihr nicht mehr!

Dafür muss ich meine Steuern dann natürlich hier in der Schweiz zahlen. Eine Erklärung muss ich allerdings in den nächsten fünf Jahren nicht zwingend abgeben, da meine Steuer (was in Deutschland ja völlig normal ist, aber nicht hier) direkt vom Gehalt einbehalten wird. Nur, wenn die Chance besteht, Abzüge geltend machen zu können, lohnt der Aufwand.

So ist nun eine weitere Verbindung nach Deutschland beendet. Im nächsten Schritt beantrage ich jetzt einen Schweizer Führerschein. Das ist Pflicht, wenn man sich mehr als 12 Monate lang in diesem Land aufhält. Der deutsche Schein ist danach nicht mehr gültig. Ich muss also zu einem Vertrauensarzt und einem Optiker, um meine Fahrtauglichkeit attestieren zu lassen (das geschieht unabhängig vom Alter - nicht, dass hier ein falscher Eindruck entsteht *g*), und dann erhalte ich eine neue Plastikkarte. Mein deutscher Ausweis wird an die Führerscheinstelle in Berlin zurück geschickt und dort verwahrt (falls ich doch mal zurückkehren sollte ...).

Das wird dann endlich mal ein "richtiger" Schweizer Ausweis sein, den ich ständig dabei haben werde, denn der Ausländerausweis ist nur ein Stück Papier, den man weder dabei haben muss noch sollte (ansonsten ist er nach ein paar Wochen hinüber).


Donnerstag, 17. November 2016

Bürokratie ist überall

Einerseits beruhigt es mich ein wenig, dass meine Erfahrungen mit  Behörden und Firmen in der Schweiz nicht besser sind als in Deutschland. Ärgerlich sind sie aber ganz genauso. Drei Beispiele der letzten Wochen ...

Bekanntlich ist in der Schweiz alles teuer, zum Beispiel auch Kreditkarten. Daher wollte ich ein interessantes, kostenloses Angebot nutzen, bei dem man auch noch Bonuspunkte sammeln kann für eine der grossen Supermarkt-Ketten hier im Land. Die Anträge liegen auch in den Märkten aus, also gehe ich davon aus, dass es sich um ein seriöses Angebot handelt. Da man den Antrag auch online ausfüllen kann, habe ich das getan, und bekam dann nach ein paar Tagen die kompletten Unterlagen von der Bank. Brav habe ich alles ausgefüllt und per Post abgeschickt.

Es dauerte über eine Woche, dann bekam ich Post von der Zebra-Bank (sie heisst ähnlich, aber ich nenne sie immer so). Mein Antrag sei aufgrund interner Richtlinien abgelehnt worden! Da ist mir zum ersten Mal der Mund offen stehen geblieben. Schliesslich habe ich in Deutschland seit vielen Jahren mehrere Karten. Warum also nicht hier? Ich rief dort an und erfuhr schliesslich, dass die Beantwortung einer Frage schuld war. Die Frage nach der Art des Wohnens hatte ich wahrheitsgemäss mit "andere" beantwortet, da ich weder Eigentum besitze noch zur Miete wohne. Nachdem ich das telefonisch klären konnte, wollte die Dame meinen Fall wieder eröffnen. Es dauerte wiederum eine Weile, bis ich erneut Post bekam. Man müsse meine Adresse prüfen, und zu diesem Zweck solle ich die Kopie eines Bankauszuges zusenden.

Leider steht dort bei mir aber keine Adresse drauf! Also rief ich wieder an und vereinbarte, ein anderes Dokument als Beweis meiner Wohnanschrift senden zu können. Das tat ich dann auch. Wieder passierte nichts, inzwischen waren schon zwei Monate vergangen.

Letzte Woche erhielt ich Post von der Zebra-Bank: Mein Antrag könne nicht bearbeitet werden, weil der Prozess zu lange gedauert hätte. Ich solle einen neuen Antrag stellen!! Wie bitte? Weil die Bank nicht in der Lage ist, meinen Antrag kurzfristig zu entscheiden, fangen wir wieder bei Null an? Ich rief wütend erneut die Hotline an. Der Herr am Telefon druckste erst herum, meinte dann, sein Kollege hätte eingetragen, der Antrag würde abgelehnt, weil ich noch nicht lange genug in der Schweiz sei! Mir blieb fast die Luft weg ... Das fällt denen nach über zwei Monaten ein?? Und warum sagt das Schreiben an mich etwas ganz Anderes aus? Der arme Mann am Telefon meinte, da hätte sich vielleicht etwas überschnitten. Ich wurde etwas laut, und man versprach, das zu klären und mich am nächsten Tag zurück zu rufen. Darauf warte ich sei über einer Woche. Das Thema Zebra-Bank ist für mich erledigt!

Ähnlich geht es mit meiner neuen Krankenkasse. Vor Wochen war ein Vertreter von denen bei uns im Haus und versprach mit warmen Worten einen tollen Vertrag mit günstigen Tarifen. Ausserdem wäre es kein Problem, die Versicherung erst ab November laufen zu lassen, da ich bis dahin ja noch in Deutschland versichert sei.

Seit dem bekam ich fast täglich Post ... Die Termine stimmten nicht, der Tarif war falsch, ich erhielt mittlerweile schon zwei Versicherungsausweise, und die Abbuchung klappt auch nicht. Ich hab unzählige Mails schreiben müssen, telefonieren, intervenieren, und noch immer ist nicht ganz klar, ob nun wirklich alles in Ordnung ist. Es kann doch eigentlich nicht so schwer sein in so einer grossen Firma, einen Kunden zufrieden zu stellen, oder?

Noch ein kurzes Beispiel moderner IT in Deutschland. Ich bin Kunde einer Online-Bank. Auch dort muss ich natürlich meine Adresse ändern. Das geht ganz einfach online mit Bestätigung per TAN. Darüber hinaus muss man im Ausland zusätzlich ein Formular ausfüllen und per Fax senden. Ich hab also die neue Adresse eingegeben und gespeichert und direkt danach das Fax gesendet.

Es kam auch an, aber Minuten später auch ein Mail, dass man das Fax nicht bearbeiten könne, denn es sei keine neue Adresse hinterlegt. Ich möge doch bitte erst die Adresse ändern und dann erneut das Fax senden! Wie bitte? Das hatte ich doch gerade online erledigt? Ich rief die Hotline an und erfuhr, dass es ZWEI Tage dauern würde, bis die neue Adresse im System sei! Ämmm ... Was? Ist das nicht eine Online-Bank, und sollte das nicht binnen Sekunden erledigt sein, wo ich es doch persönlich mit TAN bestätigt habe? Nein, das dauere nun mal so lange (wie eine Brieftaube braucht ...).

Tatsächlich war nach vier Tagen (es war ein Wochenende dazwischen) meine neue Adresse "schon" im System hinterlegt und das Fax scheint nun bearbeitet zu werden, denn diesmal erhielt ich zumindest kein Mail über den Eingang.

Schöne, neue IT-Welt! Willkommen in der Realität.


Mittwoch, 31. August 2016

Es war einmal ...

... ein kleines, süßes, verschlafenes Dorf mit gut 500 Seelen. Dort regierte seit rund 20 Jahren ein kleiner König, wie es ihm gefiel. Das halbe Dorf war verwandt und verschwägert, niemand traute sich, seine Meinung zu sagen, und wer brav war, wurde mit Geschenken bedacht. Entscheidungen wurden heimlich gefällt, Aufträge an wohlgefällige Unternehmen verteilt, Land so eingezont, dass der "Hofstaat" begeistert war. Dafür wurde ein schöne alte Kirche geopfert, um sie gegen ein hässliches Architektur-Monster auszutauschen, und auch sonst war der Erhalt des alten Dorfbildes zugunsten eigener (finanzieller) Vorteile nicht von Interesse.

In diese "Idylle" sind wir nun eingebrochen und haben uns erdreistet, sogleich Einsprachen gegen spekulative Bauvorhaben einzureichen. Darüber hinaus gibt es seit einer Ewigkeit für die anstehenden Wahlen mal wieder einen weiteren Kandidaten aus unserer Nachbarschaft. Das erzürnt den König, und man darf gespannt sein, wie sich die Lage weiter zuspitzen wird.

Dies ist der Grund, warum Rosalie aktuell schon wieder jeden Abend am Schreiben ist, aber leider nicht für den Blog, sondern um für den Erhalt des Dorfes in seiner jetzigen Form zu kämpfen. Zum Glück haben wir schon zwei Familien gefunden, die sich ebenfalls dafür einsetzen, aber das reicht nicht. Wir müssen jetzt aktiv werden und versuchen, viele Einwohner zu mobilisieren. Unter der Hand hört man hier und da Kritik, aber kaum einer traut sich, dies laut zu sagen, aus Angst, seine Stellung im Dorf in Gefahr zu bringen und Repressalien zu erleiden.

Für einen Großstädter wie mich ist das schon eine kaum vorstellbare Erfahrung, welcher Filz in einem Dorf herrschen kann. Sicherlich gibt es auch in einer Stadt solche Erscheinungen, Seilschaften, Lobbyisten, Schmiergeldaffären. Doch dass EIN Mann, der natürlich durch seine Tätigkeit über wichtige Kontakte zu vielen anderen Entscheidungsträgern in den Ämtern verfügt und uns damit das Leben noch schwerer macht, gänzlich ohne Gegenwehr über das Wohl eines ganzen Dorfes entscheiden kann, und das schon über 20 Jahre lang, hätte ich heutzutage nicht gedacht.

Bis Freitag muss die eine Einsprache fertig werden, eine Woche später schon die zweite. Es wird also noch etwas still sein auf dem Blog meiner Liebsten. Aber das ist jetzt notwendig, geht es doch auch um die künftige Nachbarschaft unseres Hauses.

Montag, 29. August 2016

Mein Objekt der Begierde

Da ist er - DER Ausweis! Nun bin ich ein ganz kleines bisschen Schweizer und kann endlich alle weiteren Formalitäten in Angriff nehmen: Krankenkasse, Bankkonto, und natürlich mein Auto zulassen!

Nur noch sieben Mal nach Hause fliegen, nur noch 35 Mal zur Arbeit fahren, dann ist Ende in Berlin.

Der Countdown läuft!

Dienstag, 9. August 2016

Ja, ich will ...

... nein, nicht heiraten. Ich möchte eine Aufenthaltsbewilligung für die Schweiz! Ohne die kann ich meine neue Stelle nicht antreten. Das Verfahren ist für EU-Bürger mehr oder weniger Formsache, solange man einen gültigen Arbeitsvertrag vorweisen kann.

Erfreulicherweise muss man für diesen Antrag nicht persönlich vorsprechen, sondern kann die Unterlagen samt Passbildern per Post an die zuständige Behörde schicken. Das habe ich an diesem Wochenende getan, und nun warte ich gespannt auf die Ausstellung meines Ausländer-Ausweises, mit dem ich mich dann bei der Gemeinde anmelden und mich um Bankkonto, Krankenkasse und Versicherungen kümmern und auch das Auto anmelden lassen kann. Schick sieht er leider nicht aus, ist nur ein Papier-Büchlein, aber es kommt ja auf den Inhalt an! *g*

Da ich natürlich weiterhin Deutscher bleibe, kann ich meinen Personalausweis behalten, im Gegensatz zum Führerschein, den ich dann innerhalb eines Jahres gegen ein Schweizer Dokument umtauschen muss. Da ich auch Fahrzeuge bis zu 7,5 t fahren darf, muss ich neben dem obligatorischen Sehtest auch noch zu einem Vertrauensarzt (was immer der untersuchen soll) - oder verzichte auf diese zusätzliche Berechtigung.

Falls man übrigens die Frist versäumt, muss man unter Umständen eine Kontrollfahrt absolvieren, um den Führerschein zu erhalten. Also mache ich auch das am besten recht bald! Womöglich blamiert man sich noch in dieser Prüfungssituation. :-)

Mittwoch, 20. Juli 2016

Schritt für Schritt

Lange hat es nicht mehr so viel Freude gemacht, eine ToDo-Liste abzuarbeiten. Mit jedem Haken komme ich meinem Wunschziel einen Schritt näher.

Am Wichtigsten war natürlich die Unterschrift unter meinen Arbeitsvertrag. Hier geht er auf die Reise zu meinem neuen Arbeitgeber:

Ein wenig gewagt mag es sein, da ich noch keinen Aufhebungsvertrag habe, aber ich gehe mal davon aus, dass das nach der mündlichen Zusage jetzt nur noch Formsache sein wird ...

Zurück geht es inzwischen ohnehin kaum noch - Wohnung gekündigt, Festnetz und Mobilfunk gekündigt, Versicherungen aufgelöst. Ihr seht, es ist mir wirklich ernst! :-)

Derzeit bin ich am Studieren, wie ich künftig am besten zu meinem Arbeitsplatz gelange. Der bequemste Weg ist natürlich ein Auto. Man ist unabhängig von Fahrplänen, muss nicht bei jedem Wetter auf windigen Bahnhöfen stehen und kann unterwegs gleich noch einkaufen gehen. Leider ist das auch die teuerste Variante, zumal ich am Arbeitsort einen Parkplatz mieten müsste! Allerdings muss ich von daheim bis zum nächsten Bahnhof in jedem Fall auch ein Auto benutzen. In der Schweiz gibt es so gut wie keine kostenlosen Parkplätze, sodass auch das Parken am Bahnhof in jedem Fall Kosten verursacht. Und da die Verbindung in die Stadt "nur" halbstündlich besteht  (innerhalb der City bin ich halt sehr verwöhnt), wäre das speziell für den Feierabend immer mit einer genauen Planung verbunden, um nicht 29 Minuten auf den Zug warten zu müssen. Ganz optimal ist daher auch diese Lösung nicht, schließlich sind Schweizer Arbeitstage auch so schon länger als in Deutschland. Aber es ist noch Zeit, da wird uns etwas einfallen.

Gestern bekam ich ein Mail meines neuen Arbeitgebers - eine Einladung zum Teamausflug im September. Das wäre natürlich ein genialer Einstieg! Leider ist der Termin ein Montag, und für den Sonntag davor habe ich meinen üblichen Flug nach Berlin schon gebucht. Nun werde ich versuchen, diesen Flug zu verschieben, auch wenn das zusätzliche Gebühren verursacht. In diesem Fall wäre es mir das wert, denn wo kommt man besser mit den Kollegen ins Gespräch als auf solchen zwanglosen Veranstaltungen!

Der Amtsschimmel wiehert übrigens auch in der Schweiz. Um überhaupt arbeiten zu dürfen, ist eine Aufenthaltsbewilligung notwendig. Diese muss ich spätestens am ersten Arbeitstag im Büro abgeben. Eigentlich ein unkompliziertes Verfahren für Personen aus der EU. Das Dumme daran: Ich kann sie erst beantragen, wenn ich in der Schweiz angekommen bin. Das wäre nach der aktuellen Planung der 30. Oktober, ein Sonntag. Wie soll ich dann innerhalb eines Tages die Bewilligung erhalten, wenn das ein bis zwei Wochen dauern kann? Außerdem muss ich binnen fünf Tagen nach Arbeitsantritt meine neue Bankverbindung angeben, um mein Gehalt zu bekommen. Und auch eine neue Krankenkasse sollte ich bis November gefunden haben. Ohne diese Bewilligung wird das auch schwierig. Vermutlich werde ich bei dem Termin der Einreise wohl etwas schummeln müssen und den Antrag schon jetzt stellen.

Für alles gibt es sicher eine Lösung, sodass ich in 104 Tagen gut vorbereitet mein neues Büro betreten werde. Was für eine plötzliche Wende nach der langen Suche!