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Freitag, 5. August 2016

Reisebekanntschaften

Es ist Freitag und damit höchste Zeit, heute Mittag endlich wieder nach Hause zu fliegen! Dabei finde ich es ein wenig erstaunlich, dass ich bei meinen regelmäßigen Flügen seit mehr als 3 Jahren bisher keine neuen Bekanntschaften gemacht habe (und mich die Flugbegleiterinnen noch immer nicht mit Handschlag begrüßen *g*). Schließlich könnte ich mir vorstellen, dass es mehrere Leute wie mich gibt, die regelmäßig pendeln. Aber das liegt zum Teil sicher auch daran, dass ich immer ganz zuletzt einsteige und, da ich vorn meinen Platz habe, nicht sehen kann, wer so alles im Flieger sitzt. Mit rund 200 Passagieren ist die Chance, öfter neben der selben Person zu sitzen, außerdem doch sehr klein.

Vor rund einem Jahr habe ich beim Abflug in Berlin einen Mann gesehen, dessen Gesicht mir bekannt vorkam. Er saß zwei Reihen vor mir und in der Business Class, und als wir uns zufällig ansahen, nickten wir uns zu, ohne dass ich genau wusste, woher ich den Mann kennen würde. Ich vermutete, ich hätte ihn irgendwann einmal an Bord als Flight Attendent gesehen. Aber schon bald war ich mit meinen Gedanken wieder woanders.

Ein paar Tage später in Zürich passierte ich gerade das Drehkreuz auf dem Weg zum Flieger, als hinter mir ein Mann angerannt kam, seine Krawatte und Jacke in die Tasche stopfte und ebenfalls durchs Drehkreuz ging. Es war der Herr vom Donnerstag, noch in Dienstuniform - er hatte gerade Feierabend und kam vom Flieger am Gate nebenan! Diesmal schüttelten wir uns ganz spontan die Hände und kamen während des Wartens auf den Einstieg ins Gespräch. Bei ihm ist es genau anders herum - er ist nach Berlin zu seinem Partner gezogen und fliegt nur zur Arbeit nach Zürich! Er hat ein wenig von seinem Job als Flight Attendant erzählt und ich von meinen Beweggründen fürs Pendeln und meiner damals gewonnenen Reise. Dann schwärmte er von Key West und der Fahrt mit dem Auto über die langen Brücken. Da er dann im Flugzeug ganz hinten saß und ich ganz vorn, haben wir uns beim Einsteigen verabschiedet.

Danach sind ein paar Monate vergangen, und wir haben uns noch einmal in Tegel wieder getroffen, diesmal war er in Begleitung seines Partner unterwegs und wir haben uns während des Wartens auf den Einstieg wieder nett unterhalten.

Das war aber auch schon alles. Sicher unterhält man sich mal spontan mit einem Sitznachbarn, und hin und wieder ergeben sich auch nette oder kuriose Gespräche, wie z. B. mit einer Opernsängerin, die so wenig Geld verdient, dass sie zusätzlich in der Schweiz als Zugbegleiterin arbeiten muss. Oder mit völlig hektischen Amis, denen ich während der gesamten Landung mehrmals erklären musste, wie sie am schnellsten zum Terminal E kommen und ihren Anschlussflug erreichen, weil unser Flieger 20 Minuten Verspätung hatte und sie in Sorge waren, den Flug nach NY zu verpassen. Oder mit einem Professor, der vor vielen Jahren ein Haus in der Schweiz geerbt hat und nun alle paar Wochen hinfliegt. Und das Haus steht gleich im Nachbardorf von Rosalies bisheriger Wohnung. Oder mit einer kalifornischen Studentin, die gern zu ihrem Freund nach Zürich ziehen wollte und von der Schweiz geschwärmt hat (bis auf die Kälte im Winter ...). Aber meist waren die weit mehr als 200 Flüge doch eher monoton. Und nun ist es zum Glück bald vorbei, weniger als 10 Mal muss ich noch pendeln!

Ein schönes Wochenende, hoffentlich nicht so verregnet wie gerade hier in Berlin!