Mittwoch, 31. August 2016

Es war einmal ...

... ein kleines, süßes, verschlafenes Dorf mit gut 500 Seelen. Dort regierte seit rund 20 Jahren ein kleiner König, wie es ihm gefiel. Das halbe Dorf war verwandt und verschwägert, niemand traute sich, seine Meinung zu sagen, und wer brav war, wurde mit Geschenken bedacht. Entscheidungen wurden heimlich gefällt, Aufträge an wohlgefällige Unternehmen verteilt, Land so eingezont, dass der "Hofstaat" begeistert war. Dafür wurde ein schöne alte Kirche geopfert, um sie gegen ein hässliches Architektur-Monster auszutauschen, und auch sonst war der Erhalt des alten Dorfbildes zugunsten eigener (finanzieller) Vorteile nicht von Interesse.

In diese "Idylle" sind wir nun eingebrochen und haben uns erdreistet, sogleich Einsprachen gegen spekulative Bauvorhaben einzureichen. Darüber hinaus gibt es seit einer Ewigkeit für die anstehenden Wahlen mal wieder einen weiteren Kandidaten aus unserer Nachbarschaft. Das erzürnt den König, und man darf gespannt sein, wie sich die Lage weiter zuspitzen wird.

Dies ist der Grund, warum Rosalie aktuell schon wieder jeden Abend am Schreiben ist, aber leider nicht für den Blog, sondern um für den Erhalt des Dorfes in seiner jetzigen Form zu kämpfen. Zum Glück haben wir schon zwei Familien gefunden, die sich ebenfalls dafür einsetzen, aber das reicht nicht. Wir müssen jetzt aktiv werden und versuchen, viele Einwohner zu mobilisieren. Unter der Hand hört man hier und da Kritik, aber kaum einer traut sich, dies laut zu sagen, aus Angst, seine Stellung im Dorf in Gefahr zu bringen und Repressalien zu erleiden.

Für einen Großstädter wie mich ist das schon eine kaum vorstellbare Erfahrung, welcher Filz in einem Dorf herrschen kann. Sicherlich gibt es auch in einer Stadt solche Erscheinungen, Seilschaften, Lobbyisten, Schmiergeldaffären. Doch dass EIN Mann, der natürlich durch seine Tätigkeit über wichtige Kontakte zu vielen anderen Entscheidungsträgern in den Ämtern verfügt und uns damit das Leben noch schwerer macht, gänzlich ohne Gegenwehr über das Wohl eines ganzen Dorfes entscheiden kann, und das schon über 20 Jahre lang, hätte ich heutzutage nicht gedacht.

Bis Freitag muss die eine Einsprache fertig werden, eine Woche später schon die zweite. Es wird also noch etwas still sein auf dem Blog meiner Liebsten. Aber das ist jetzt notwendig, geht es doch auch um die künftige Nachbarschaft unseres Hauses.

Dienstag, 30. August 2016

Berlin erwacht

In den letzten Jahren klingelte mein Wecker wochentags stets um 4:05 Uhr und ich war größtenteils lange vor dem Morgengrauen im Büro.

Seit gestern kann ich nun täglich eine Stunde länger schlafen und erlebe Berlin, wenn es gerade erwacht. Um 6 Uhr ist die Stadt schon deutlich lauter, es ist ein Grundrauschen hörbar, ohne dass man einzelne Geräusche genau definieren könnte. Das typische Surren eine Großstadt. In der U-Bahn sind schon viel mehr Menschen unterwegs. Einige checken die Timeline von FB (deutlich zu erkennen am Finger, der minutenlang zum Scrollen von unten nach oben über den Bildschirm schnellt), manch einer liest auf seinem eReader, Andere versuchen, noch etwas Schlaf nachzuholen, und die Männer aus der Nachtschicht fahren mit ihrem Feierabend-Bier nach Hause. Im Winter kommen noch Obdachlose dazu, die in der Wärme des U-Bahn-Waggons ein wenig ausruhen und teilweise üble Gerüche im Zug verbreiten.

All das werde ich kaum vermissen, wenn ich ab November nach 10 Jahren ÖV wieder mit dem Auto fahren werde. Dann erlebe ich das Erwachen der Schweizer Hauptstadt. Der einzige Vorteil am Abend, in der Bahn auf dem Heimweg schon etwas abschalten zu können, ist zu verschmerzen. Dafür bin ich unabhängig, kann laut Musik hören (und ungestraft mitsingen) und habe es deutlich bequemer. Und anders als in Berlin brauche ich kaum kilometerlange Staus während der Rush Hour zu befürchten.

So Vieles ändert sich bald. Es wird eine spannende Zeit.

Montag, 29. August 2016

Mein Objekt der Begierde

Da ist er - DER Ausweis! Nun bin ich ein ganz kleines bisschen Schweizer und kann endlich alle weiteren Formalitäten in Angriff nehmen: Krankenkasse, Bankkonto, und natürlich mein Auto zulassen!

Nur noch sieben Mal nach Hause fliegen, nur noch 35 Mal zur Arbeit fahren, dann ist Ende in Berlin.

Der Countdown läuft!

Freitag, 26. August 2016

Endlich ...

... ist Wochenende!
... ist meine Aufenthaltsbewilligung auf dem Weg zu mir.
... muss ich nicht mehr jeden Tag um 4 Uhr aufstehen! Ab Montag bummle
    ich Überstunden ab und beginne täglich eine Stunde später.
... ist mein Schatz mit einem Post zurück!

Und damit gebe ich ab an Rosalie! :-) Viel Spaß beim Lesen und ein schönes Wochenende!

Donnerstag, 25. August 2016

Läuft bei mir!

Was die Vorbereitungen meines Umzuges betrifft, kann ich mich momentan wirklich nicht beklagen. Auch die Frage nach dem "Wohin mit meinen Möbeln", die ich hier vor ein paar Tagen stellte, könnte nun beantwortet sein. Es deutet sich im Augenblick eine für mich geniale Lösung an.

Vor gut einer Woche war mein Vermieter mit einem Kaufinteressenten für die Wohnung bei mir. Es war der erste, der wirklich den Eindruck machte, die Wohnung kaufen zu wollen. Was genau er damit vor hat, blieb zwar im Dunkeln, aber er machte Fotos und schien recht begeistert. Nun werden seine Absichten tatsächlich ernst, und das Beste: Er ließ über meinen Vermieter anfragen, was ich denn für die Inneneinrichtung als Ablöse haben wolle!

Das wäre natürlich DER Knaller - ich übergebe die Wohnung ohne zu malern mit allen Möbeln, die ich sonst hätte verkaufen, verschenken oder wegwerfen müssen! Und da ich auch sonst nichts mitnehmen möchte, blieben zusätzlich Geschirr, TV, Lampen usw. drin. Statt viel Arbeit und Mühe bekäme ich nun noch ein paar Euro als Geschenk obendrauf (ist mehr ein symbolischer Preis, ich wäre ja froh, wenn ich mich um nichts kümmern muss, das ist Vorteil genug).

Der Interessent war sehr angetan von meinem Vorschlag und hat mich gestern Abend bereits nach meiner Kontonummer gefragt. Es sieht also so aus, als würde der Berlin-Ausflug mit Auto Ende Oktober kaum Stress bedeuten, sondern eher zu einem gemütlichen Abschieds-Wochenende mutieren. Ist das nicht toll?

Montag, 22. August 2016

Qualen im Warteraum

Nun ist sie also vorbei, die Verhandlung. Und eigentlich fängt damit erst alles an ...

Ende des letzten Jahres waren wir schon einmal im Gericht, auch damals wurde nur französisch gesprochen und ich verstand kaum ein Wort. Doch zumindest saß ich hinter Rosalie und konnte ihr ein wenig das Gefühl vermitteln, nicht allein zu sein.

Diesmal sollte alles anders kommen. Als wir in den Saal gingen, hatte ich schnell Platz genommen, bis ich plötzlich gebeten wurde, doch besser draußen zu warten. Es könnte sein, dass ich als Zeuge gebraucht würde.

Ich konnte meiner Liebsten gerade noch einen flüchtigen Blick zuwerfen, dann ging ich hinaus und nahm auf einer Holzbank in einem ca. 15 m2 großen Warteraum ohne Fenster Platz. Es begann das große Warten. Und es war furchtbar. Auch wenn ich beim letzten Mal nicht viel verstand, aber zumindest an der "Energie" im Raum und dem Klang der Stimmen konnte ich doch ein wenig mitverfolgen, wie die Lage war. Diesmal war ich völlig blind und taub und konnte nichts tun. Mein Schatz war ganz auf sich allein gestellt und ich konnte nur hoffen, dass der Anwalt ihr zur Seite stand. Das tat er immerhin gut, wie ich später erfuhr.

Es dauerte zehn, zwanzig, dreißig Minuten. Irgendwann waren sämtliche Nachrichten auf meinem Handy gelesen, und noch immer kein Zeichen aus dem Saal.

Nach etwa 45 Minuten hörte ich dann endlich die Tür und Rosalie kam zu mir. Alle guten Wünsche waren leider erfolglos. Wir sind keinen Schritt weiter und müssen nun Klage einreichen. Ein Verfahren, dessen Ausgang aufgrund der rechtlichen Situation ziemlich ungewiss ist, aber wir haben keine andere Wahl.

Statt das Thema nun also abschließen zu können, wird es uns, wie vor der Schlichtung schon befürchtet, noch über Monate beschäftigen, Ausgang offen. Sehr ärgerlich, aber nun müssen wir da durch. Um so mehr bin ich froh, bald bei meiner Liebsten sein zu können, um sie von anderen Dingen zu entlasten.

So richtig vorwärts geht es im Moment mit den Formalitäten leider auch nicht. Vor zwei Wochen habe ich meinen Antrag für die Aufenthaltsbewilligung gestellt, ohne die ich weder Konto noch Auto noch Versicherung bekomme. Nachdem sich nichts rührte, hat meine Liebste heute mal telefonisch nachgefragt. Die lapidare Antwort: Ich müsse noch Geduld haben, man könne nicht sagen, wie lange es dauert. Es sei halt Urlaubszeit ... Und ich dachte, diese typische Behörden-Ausrede gäbe es nur in Deutschland. Nun habe ich mein Auto zwar bezahlt, kann es aber nicht in Besitz nehmen. Wie gemein!

Sonntag, 21. August 2016

Wochenend und Sonnenschein

Nein, mit diesem Post möchte ich nicht davon erzählen, dass ich dieses Lied der Comedian Harmonists vor rund 30 Jahren noch selbst gesungen habe - obwohl das vielleicht auch ein paar Zeilen wert wäre. Heute geht es darum, dass ich diesmal ein komplettes Wochenende in der Schweiz genießen kann, ohne auf die Uhr schauen zu müssen, um meinen Flieger nach Berlin nicht zu verpassen.

Was für ein schöner Sonntagmorgen war das, die Sonne schien, der Kaffee stand am Bett, die Liebste saß neben mir und wir beide gingen einer unserer Lieblingsbeschäftigungen nach - Lesen!

Wie man auf dem Bild unschwer erkennen kann, sind wir am Nachmittag zunächst mit einem Glas Wein auf den Balkon umgezogen, und inzwischen sitzen wir auf der Terrasse. Nein, stimmt nicht ganz, Rosalie ist am Jäten und ich genieße die Ruhe, die frische Luft, und lasse mich inspirieren. Das ist genau die Situation, die wir uns damals vorgestellt haben, als wir so angetan von dem Haus waren und überlegten, es zu kaufen. Einfach schön!

Nicht ganz so schön ist der Termin morgen, denn wer sitzt schon gern in einem Gerichtssaal. Auch dort wird es um das Haus gehen. Das ist eines der beiden Themen, weshalb mein Schatz in letzter Zeit so wenig Zeit für Anderes hatte. Leider wird die Verhandlung auf französisch abgehalten, aber ich möchte zumindest moralischer Beistand für Rosalie sein. Und wer von Euch gern Daumen drücken möchte, damit es ein positives Ende dieses Rechtsstreits gibt, der kann um 10 Uhr an uns denken.

In diesem Sinne - ich wünsche uns allen einen guten Start in die Woche!

Freitag, 19. August 2016

Romantische Lobhudelei

Der Eine oder Andere wird mich wohl schon jetzt oder gleich als hoffnungslos romantisch oder liebestoll oder verrückt bezeichnen. Sei es drum, Männer sollen ja zu ihren Gefühlen stehen. *grins* Ich hab dann hier noch was zum Wochenende ...

Über das Jahr 2013 und die erste Begegnung zwischen Rosalie und mir habe ich hier schon kurz und erst recht im alten Blog in aller Ausführlichkeit geschrieben. Ich finde es dabei besonders spannend, dass wir uns allein durch Worte und ohne aktiv zu suchen gefunden haben. Die einschlägigen Online-Portale, auf denen ich mich vorher immer mal wieder kopfschüttelnd aufgehalten habe, bieten entweder eine Fleischbeschau, bei der man in Sekunden diverse Fotos "scannt" und immer weiter blättert, bis man es leid ist, oder man wird über ein Matching zu vermutlich passenden Profilen geführt. Und dann verliebt man sich für elf Minuten ... oder so ähnlich. *g*

Wer darauf verzichtet und lieber auf das Leben in seiner Vielfältigkeit vertraut, wird potenzielle Partner und Partnerinnen meist im realen Leben durch eine Kombination aus Worten, Mimik, Gestik, Stimme, Geruch und natürlich auch durch das Aussehen entdecken.

Bei uns waren es zunächst nur geschriebene Worte, ganz klassisch, wie in alten Zeiten, als man noch Briefe schrieb. Alles Andere, was über diese Entfernung möglich ist, also Bild und Stimme, folgte erst später. Es kommt nicht von ungefähr, dass Rosalie viele Klicks und Follower auf ihrem Blog hat. Ihr Stil, ihre Art, Dinge zu beschreiben, und die Liebe zum Detail findet man nicht überall in der Bloggerwelt. Und so hat sie auch mich in ihren Bann gezogen, und die Schmetterlinge waren schon längst da, bevor wir uns das erste Mal sahen. Das kann gefährlich sein, denn es gehört eben im Leben fernab des Internets viel mehr dazu als nur das geschriebene Wort. Zweifel vor dem ersten Flug hatte ich trotzdem nicht (dazu demnächst noch ein paar Zeilen). Und tatsächlich wurde es so schön, wie wir es uns erträumt hatten. Es gibt ein Bild von dieser ersten Begegnung mit unseren beiden Händen. Wir hielten uns damals schon ganz fest und hatten ein gutes Gefühl dabei. Das ist bis heute so geblieben.

Was ich, außer dem Schreibstil, besonders an ihr schätze? Sie ist liebevoll, sensibel, immer gut gelaunt, großzügig, mit einem besonderen Faible für Altes in neuem Gewand (und umgekehrt), ausgestattet mit einer beeindruckenden Ausdauer und einem großen Perfektionismus (der manchmal ihre Effizienz ausbremst), einem tollen Händchen für ihren Garten, und darüber hinaus sieht sie einfach hinreißend aus.

Mein Schatz ist dabei längst nicht das Mauerblümchen, zu dem ihr Ex sie immer wieder gern degradieren wollte. Sie ist stark und kämpft, wo es notwendig ist, mit aller Hingabe, lässt nicht locker, solange nur die geringste Hoffnung besteht, etwas erreichen zu können. Das ist bewundernswert. Und natürlich ist sie immer für ihre Kinder da!

Wenn sie das jetzt liest, wird sie ganz sicher rot, aber das merkt ja keiner. Und schließlich ist alles wahr. Für diese Traumfrau verlasse ich nun bald Deutschland, am Mittag wieder fürs Wochenende und schon bald für immer!

Sonntag, 14. August 2016

Ein schönes Wochenende in Berlin

Schon ist es wieder vorbei, das gemeinsame Wochenende in meiner alten Heimat. Aber schön war's!

Nicht nur, dass ich Rosalie überreden konnte, zumindest schon mal ein paar Blog-Kommentare zu schreiben und ihr eigenes Blog nach zwei Jahren Pause wieder sichtbar zu machen (wer es noch nicht kennt, kann sich bei Interesse also ein wenig einlesen!), wir haben auch wieder Einiges unternommen. Ob Shopping-Tour, Cocktails in einer Strandbar an der Spree (es war gerade Happy Hour und der Alkohol-Gehalt der Drinks tendierte gegen Null), Plane-Watching vom Bett aus (nein, wir hatten keine Langeweile!) oder von einer Dachterrasse ganz in der Nähe des Flughafens (zugegeben, klingt etwas seltsam, ist aber durchaus beeindruckend, zumindest, wenn man den Krach ansonsten nicht täglich und Tag und Nacht ertragen muss), oder dem Besuch im Theater.

Wir haben uns eine urkomische Boulevard-Komödie mit Jochen Busse angesehen. Ein Stück, das diesem herrlich schrulligen Typen auf den Leib geschrieben ist und für zahlreiche Lacher gesorgt hat. In den knapp 2,5 Stunden haben wir uns bestens unterhalten und am Abend gleich Karten für eine weitere Komödie im Oktober im selben Theater gebucht.

Apropos - ich habe nun auch die letzten Flüge gebucht, sodass bis zu meinem Umzug Ende Oktober alle Wochenenden durchgeplant sind. Nach so langer Zeit ist es schon ein ungewohntes Gefühl zu wissen, dass ich so schnell keine Flüge mehr benötigen werde! Stattdessen habe ich vorhin den Mietvertrag für meinen Parkplatz unterschrieben, sodass ich dann sehr entspannt ab November mit dem Auto ins Büro fahren kann.

Nun ist mein Schatz wieder unterwegs zurück in die Schweiz und ich räume noch ein wenig auf, denn morgen sind wieder zwei Wohnungsbesichtigungen geplant. Ich hoffe, dass sich jemand findet, der möglichst alles umbauen will, sodass ich vor dem Auszug hier nichts mehr tun muss und dann nach dem Leerräumen einfach die Tür hinter mir zuziehen kann. Das wäre perfekt!

Also dann - auf in die neue Woche, an dessen Ende ich hoffentlich meinen nagelneuen Ausländer-Ausweis in den Händen halten kann!

Freitag, 12. August 2016

Abschied auf Raten

Diese Woche erhielt ich eine aktuelle Übersicht der Namen und Durchwahlen meines bisherigen Büro-Teams. In dieser Liste bin ich gar nicht mehr aufgeführt und meine Telefonnummer ist bereits einem anderen Mitarbeiter zugeteilt worden (ich mache zurzeit Projektarbeit und war zuletzt nur selten an meinem Arbeitsplatz). So schnell geht das also. Und ab übernächster Woche werde ich täglich eine Stunde weniger arbeiten, um meine Überstunden bis zum letzten Arbeitstag abzubauen.

Am Montag war ein potenzieller Nachmieter bei mir zu Hause zur Besichtigung, und gestern habe ich endlich den Auflösungsvertrag unterschrieben. Damit ist auch das Ende meines Arbeitsvertrages besiegelt.

Und wie fühlt es sich an? Ich empfinde nichts dabei, höchstens Erleichterung und Vorfreude. Ich hatte eine schöne Zeit im Büro, zuletzt war es aber eher mühsam, mich zu motivieren, und man sagt nicht umsonst, dass man sich alle sieben Jahre verändern soll. Es wird jetzt Zeit und ich freue mich auf etwas Neues!

Und nun mit Rosalie auf in die City im herbstlichen Berlin. Schönes Wochenende!

Donnerstag, 11. August 2016

Der Zauberspiegel - ein Rückblick

Angestoßen durch Frau Vau und den Kommentar von Aysenputtel® zu meinem letzten Post habe ich auch versucht, mich an den Beginn meiner Bloggerei zu erinnern, was gar nicht so leicht fiel. Es ist schon lange her, und meinen allerersten Blog gibt es leider inzwischen nicht mehr. Er wurde irgendwann automatisch deaktiviert, schade. Ich weiß allerdings noch, dass ich mich damals, so gegen 2004, durch Zufall mal mit dem Bloggen beschäftigt habe und es ziemlich spannend fand. Irgendwann begann ich, hier und da Kommentare zu schreiben. Und letztlich war es diese Dame, die sowohl meinen Blognamen "erfand", als auch den Anstoß gab, selbst etwas zu schreiben. Und so begann es ...

Natürlich hätte ich niemals gedacht, dass damit irgendwann mein Leben auf den Kopf gestellt werden würde. Lange war es eine Möglichkeit, mich mit mir selbst zu beschäftigen, meine Gedanken zu ordnen und auch mal den Kopf gewaschen zu bekommen (gern und oft von Elisabetta - danke dafür!).

Und dann war es 2013. Ich war seit drei Jahren wieder Single (wobei, eine richtige Beziehung war es zuvor auch nicht, ich wollte es nur nicht wahr haben) und kommentierte immer noch gern hier und da. Und so begab es sich, dass ich beim Kommentieren auf Rosalie und sie auf mich stieß. Und da mir die Art des Kommentierens sehr sympathisch war, wurde ich neugierig und landete auf ihrem Blog.

Woran ich mich dann erinnere, ist der Zauberspiegel. Ein Bild in einem ihrer Posts und ein Text, der mich fasziniert hat. Und nachdem ich diesen Beitrag kommentiert hatte, begann ich zu lesen, ein Post nach dem anderen, bis ganz zurück zum Anfang.

Der weitere Verlauf ist ja den Meisten hier bekannt: das erste Treffen, das zweite, dritte, unsere kleine Krise, und nun das Happyend, das zu diesem Blog hier geführt hat.

Und der Spiegel? Es gibt ihn wirklich, und er steht im Schlafzimmer ganz in der Nähe unseres Bettes. Nun erinnert er mich immer an die spannende und aufregende Zeit des Kennenlernens, und ich schmunzle, wenn ich hinein schaue.

Rosalie und ich sind ja nicht die Einzigen, die sich auf diesem Wege gefunden haben. Wir sind also keine Ausnahme, aber trotzdem ist es eine faszinierende Geschichte. Auf Single-Portalen habe ich lange vergeblich gesucht, letztlich war es dann doch eine zufällige "Begegnung", die mein Leben gravierend verändert hat. Ob es nun Glück oder Schicksal war - wer weiß. Ich bin jedenfalls sehr dankbar, dass wir uns gefunden haben!

Das Bloggen ist inzwischen "nur" ein schöner Zeitvertreib in der Freizeit. Einige Leser/-innen und Blogger aus der vergangenen Zeit gibt es noch, viele haben inzwischen aufgehört, neue sind hinzugekommen. Ich hoffe, dass auch Rosalie bald wieder Zeit fürs Schreiben findet. Themen haben wir beide jedenfalls noch genug.

Mittwoch, 10. August 2016

Zu Hause zu Gast

In dieser Woche bleibe ich mal daheim! Kein Flug, kein Wein beim Warten in der Business Lounge, keine Kühe und Schafe (also die richtigen, vierbeinigen) vor der Tür. Stattdessen Lärm und Hektik. Und trotzdem ganz viel Wohlfühlen! Mein Schatz wird mich besuchen kommen (wer Rosalie also mal live sehen möchte, sollte morgen Nachmittag nach Flugzeugen Richtung Berlin Ausschau halten *g*) und wir werden uns ein paar schöne, möglichst gemütliche Tage in der Stadt machen.

Es wird das vorletzte Mal sein, dass ich Rosalie in meiner Wohnung als Gastgeber empfangen werde. Beim übernächsten Mal, Ende Oktober, ist dann von meinen vier Wänden nichts mehr übrig (also von dem, was drinnen stand!) und wir machen gemeinsam die Tür hinter uns zu. Künftig werde ich in meiner Heimatstadt dann auch "nur noch" Gast sein, ein Zimmer buchen, mich mit den Touri-Massen durch Berlin drängeln und Familie oder Freunde besuchen.

Das wird sicher ein ganz neuer Blickwinkel sein. Es werden einem Veränderungen schneller auffallen und vielleicht mag ich dann die Stadt auch wieder mehr als derzeit? Wer weiß. Fehlen wird mir nichts, und es ist genug für mich, alle paar Monate mal Großstadtluft zu schnuppern. Gerade gestern fragte mich meine Chefin, wie ich mich denn fühlen würde und dass sie die Sicherheit mag und sich gar nicht vorstellen könne, in DEM Alter noch mal etwas ganz Neues zu beginnen (sie ist genauso alt wie ich und darf das sagen *g*). Und ich hab ihr geantwortet, dass ich sehr ENTspannt sei und GEspannt auf die Zukunft, mich total freue und bisher keine Sekunde gezweifelt habe, dass es tatsächlich die richtige Entscheidung war.

Ich denke, diese Einstellung ist perfekt, um den Schritt zu wagen! Inzwischen wäre es ohnehin zu spät zum Umkehren, zurück kann ich ja kaum noch. Wohnung, Telefon und Job gekündigt, Arbeitsvertrag unterschrieben, Auto gekauft - der Weg ist klar und ich will ihn genau so. Auf ins neue Leben!

Dienstag, 9. August 2016

Ja, ich will ...

... nein, nicht heiraten. Ich möchte eine Aufenthaltsbewilligung für die Schweiz! Ohne die kann ich meine neue Stelle nicht antreten. Das Verfahren ist für EU-Bürger mehr oder weniger Formsache, solange man einen gültigen Arbeitsvertrag vorweisen kann.

Erfreulicherweise muss man für diesen Antrag nicht persönlich vorsprechen, sondern kann die Unterlagen samt Passbildern per Post an die zuständige Behörde schicken. Das habe ich an diesem Wochenende getan, und nun warte ich gespannt auf die Ausstellung meines Ausländer-Ausweises, mit dem ich mich dann bei der Gemeinde anmelden und mich um Bankkonto, Krankenkasse und Versicherungen kümmern und auch das Auto anmelden lassen kann. Schick sieht er leider nicht aus, ist nur ein Papier-Büchlein, aber es kommt ja auf den Inhalt an! *g*

Da ich natürlich weiterhin Deutscher bleibe, kann ich meinen Personalausweis behalten, im Gegensatz zum Führerschein, den ich dann innerhalb eines Jahres gegen ein Schweizer Dokument umtauschen muss. Da ich auch Fahrzeuge bis zu 7,5 t fahren darf, muss ich neben dem obligatorischen Sehtest auch noch zu einem Vertrauensarzt (was immer der untersuchen soll) - oder verzichte auf diese zusätzliche Berechtigung.

Falls man übrigens die Frist versäumt, muss man unter Umständen eine Kontrollfahrt absolvieren, um den Führerschein zu erhalten. Also mache ich auch das am besten recht bald! Womöglich blamiert man sich noch in dieser Prüfungssituation. :-)

Montag, 8. August 2016

Ein verrückter Tag

Manchmal muss man einfach verrückt sein, oder?

Eine meiner Aufgaben bis zum Umzug ist, einen günstigen und praktischen Weg zur Arbeit zu finden. Es gibt verschiedene Varianten, alle in Kombination von Auto und ÖV. Es sei denn, ich würde einen Parkplatz in unmittelbarer Nähe zum Büro finden. In jedem Fall werde ich aber ein Auto brauchen! Die Frage ist nur, was für eins? Für einen kurzen Weg zum Bahnhof reicht sicher ein winziges Auto, aber für längere Wege über die Autobahn wäre dann etwas mehr Komfort und Sicherheit auch gut und wichtig.

Nun habe ich letzte Woche ein Angebot für einen Stellplatz entdeckt, der sehr gut gelegen ist, und hab mich sofort beworben. Fehlt also nur noch ein Auto ...

Die erste Frage - welche Marke? Bezahlbar natürlich, aber Spaß sollte das Fahren auch machen! Recht schnell kam ich auf Skoda, eine Marke, mit der ich schon in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht hatte - viel Komfort zum fairen Preis!

Nächste Frage - wo kaufen? Mein Budget stand ja fest, Neuwagen schieden aus. Also Preise vergleichen. Und siehe da, die Preise in der Schweiz unterschieden sich im Grunde nicht von denen in Deutschland, erst recht, wenn man noch die Bürokratie bedenkt, um das Auto dann zu überführen.

Also standen die Rahmenbedingungen fest und ich konnte auf die Suche gehen. Ein Skoda sollte es sein, mit Klima und Navi, nicht all zu alt, und wenn möglich in schwarz.
Nach zwei Tagen Suche im Netz, letzten Freitag, fand ich einen Kandidaten, gut ein Jahr alt, mit reichlicher Sonderausstattung, zu einem attraktiven Preis. Ich habe nicht lange gezögert und für den nächsten Tag einen Termin für eine Probefahrt vereinbart.

Am Samstag gegen 11 Uhr waren wir da, bekamen den Schlüssel, und schon von außen habe ich mich ein bisschen verliebt. Dann stiegen wir ein, mein Handy hatte gleich eine Bluetooth-Verbindung zum Bordcomputer und spielte mein Lieblingslied. Da war es fast um mich geschehen ... Als das Auto danach meldete, es hätte alle meine Kontakte im Computer gespeichert, konnte ich praktisch gar nicht mehr zurück! Ach ja, gefahren bin ich auch noch!  :-) Ein fast perfektes Auto, dem nur ein wenig vom Luxus des alten Volvos von Rosalie fehlt, was aber für den Preis nicht der Rede wert ist.

Nach gut einer Stunde kamen wir wieder beim Händler an. Der meinte, solche Autos seien sehr gefragt und gingen in der Regel in kurzer Zeit weg. Und so habe auch ich nicht gezögert und direkt unterschrieben! Als kleinen Bonus gab es noch ein Jahr Garantie und eine kostenlose Inspektion obendrauf.

In drei Wochen steht er zur Abholung bereit, und ich freue mich sehr darauf. Neun Jahre lang war ich ohne Auto, nun bin ich also wieder mobil.

Okay, ich habe bisher weder eine Aufenthaltsbewilligung noch einen Parkplatz, Versicherung oder Krankenkasse, aber schon das Auto. Die Reihenfolge mag verrückt sein, aber was soll's - alles Weitere wird sich nun auch noch finden!

Und hier ist er:

Freitag, 5. August 2016

Reisebekanntschaften

Es ist Freitag und damit höchste Zeit, heute Mittag endlich wieder nach Hause zu fliegen! Dabei finde ich es ein wenig erstaunlich, dass ich bei meinen regelmäßigen Flügen seit mehr als 3 Jahren bisher keine neuen Bekanntschaften gemacht habe (und mich die Flugbegleiterinnen noch immer nicht mit Handschlag begrüßen *g*). Schließlich könnte ich mir vorstellen, dass es mehrere Leute wie mich gibt, die regelmäßig pendeln. Aber das liegt zum Teil sicher auch daran, dass ich immer ganz zuletzt einsteige und, da ich vorn meinen Platz habe, nicht sehen kann, wer so alles im Flieger sitzt. Mit rund 200 Passagieren ist die Chance, öfter neben der selben Person zu sitzen, außerdem doch sehr klein.

Vor rund einem Jahr habe ich beim Abflug in Berlin einen Mann gesehen, dessen Gesicht mir bekannt vorkam. Er saß zwei Reihen vor mir und in der Business Class, und als wir uns zufällig ansahen, nickten wir uns zu, ohne dass ich genau wusste, woher ich den Mann kennen würde. Ich vermutete, ich hätte ihn irgendwann einmal an Bord als Flight Attendent gesehen. Aber schon bald war ich mit meinen Gedanken wieder woanders.

Ein paar Tage später in Zürich passierte ich gerade das Drehkreuz auf dem Weg zum Flieger, als hinter mir ein Mann angerannt kam, seine Krawatte und Jacke in die Tasche stopfte und ebenfalls durchs Drehkreuz ging. Es war der Herr vom Donnerstag, noch in Dienstuniform - er hatte gerade Feierabend und kam vom Flieger am Gate nebenan! Diesmal schüttelten wir uns ganz spontan die Hände und kamen während des Wartens auf den Einstieg ins Gespräch. Bei ihm ist es genau anders herum - er ist nach Berlin zu seinem Partner gezogen und fliegt nur zur Arbeit nach Zürich! Er hat ein wenig von seinem Job als Flight Attendant erzählt und ich von meinen Beweggründen fürs Pendeln und meiner damals gewonnenen Reise. Dann schwärmte er von Key West und der Fahrt mit dem Auto über die langen Brücken. Da er dann im Flugzeug ganz hinten saß und ich ganz vorn, haben wir uns beim Einsteigen verabschiedet.

Danach sind ein paar Monate vergangen, und wir haben uns noch einmal in Tegel wieder getroffen, diesmal war er in Begleitung seines Partner unterwegs und wir haben uns während des Wartens auf den Einstieg wieder nett unterhalten.

Das war aber auch schon alles. Sicher unterhält man sich mal spontan mit einem Sitznachbarn, und hin und wieder ergeben sich auch nette oder kuriose Gespräche, wie z. B. mit einer Opernsängerin, die so wenig Geld verdient, dass sie zusätzlich in der Schweiz als Zugbegleiterin arbeiten muss. Oder mit völlig hektischen Amis, denen ich während der gesamten Landung mehrmals erklären musste, wie sie am schnellsten zum Terminal E kommen und ihren Anschlussflug erreichen, weil unser Flieger 20 Minuten Verspätung hatte und sie in Sorge waren, den Flug nach NY zu verpassen. Oder mit einem Professor, der vor vielen Jahren ein Haus in der Schweiz geerbt hat und nun alle paar Wochen hinfliegt. Und das Haus steht gleich im Nachbardorf von Rosalies bisheriger Wohnung. Oder mit einer kalifornischen Studentin, die gern zu ihrem Freund nach Zürich ziehen wollte und von der Schweiz geschwärmt hat (bis auf die Kälte im Winter ...). Aber meist waren die weit mehr als 200 Flüge doch eher monoton. Und nun ist es zum Glück bald vorbei, weniger als 10 Mal muss ich noch pendeln!

Ein schönes Wochenende, hoffentlich nicht so verregnet wie gerade hier in Berlin!

Donnerstag, 4. August 2016

Schweizer Mentalität (ein Post nur für Nicht-Schweizer)

Ich hatte in den letzten drei Jahren genügend Zeit und Gelegenheit, die liebenswerten Eigenheiten der Eidgenossen kennen zu lernen. Was ist mir so aufgefallen?

Besonders (oder nur?) als Berliner bemerkt man überall das geringere Tempo des Alltags. Mit Ausnahme vielleicht des Supermarktes im Hauptbahnhof hat man eigentlich stets das Gefühl, Ruhe, Gelassenheit und besonnenes Handeln sind feste Grundsätze, übertriebene Hektik und Eile findet man eher selten vor. Für mich war das zu Anfang schon eine Herausforderung. Ich erinnere mich an eine Situation an der Kasse eines Marktes, als Rosalie in aller Ruhe Kleingeld und dann auch noch eine Bonuskarte zusammen suchte. Das Ganze dauerte gefühlt eine kleine Ewigkeit. In Berlin hätten die wartenden Kunden schon mit Schnappatmung reagiert. Ich merkte, wie ich leicht panisch die Warteschlange betrachtete, aber niemand machte Anstalten, ungeduldig zu werden. Faszinierend! Genauso wie an der Ampel, wo keiner hupt, wenn man nicht schon bei Gelb losfährt. Das ist vielleicht hier in der Großstadt besonders ausgeprägt, aber es fällt mir dadurch sehr angenehm auf. Es wird auch nicht gedrängelt beim Ein- und Aussteigen im ÖV, alles wirkt irgendwie sehr entspannt!

Der Schweizer an sich ist sehr, sehr höflich. Er bedankt sich eher einmal zu viel als zu wenig, stellt Fragen lieber im Konjunktiv als direkt und erkundigt sich selbst in der S-Bahn mit: "Isch da no frey?", auch wenn ich im Viererabteil ganz offensichtlich allein sitze und niemanden erwarte. In einem Buch über Schweizer habe ich gelesen, dass diese Höflichkeit zwar überall vorhanden sei, es allerdings schwierig wäre, darüber hinaus persönliche Kontakte herzustellen. Der Schweizer sei da sehr zurückhaltend. Ob das stimmt, kann ich nicht beurteilen, da bisher immer Rosalie an meiner Seite war und mich in fremder Gesellschaft eingeführt hat.

Apropos Höflichkeit - merkt der Deutsch-Schweizer, dass sein Gegenüber keinen einheimischen Dialekt spricht, switcht er im Normalfall automatisch auf Hochdeutsch um. Das finde ich sehr angenehm, da die Verständigung sonst u. U. leiden könnte. Bei Rosalie und mir führt es dazu, dass sie auch mit mir noch immer nur selten Mundart spricht, auch wenn ich es inzwischen recht gut verstehe. Ich muss sie immer wieder daran erinnern.

Sobald man sich im Privaten etwas näher kennt, ist es zwischen Männern und Frauen üblich, dass man sich drei (!) Mal zumindest symbolisch auf die Wange küsst (links-rechts-links). Wann man damit beginnt, entscheidet sich spontan. In jedem Fall spricht man sich dabei am besten mit dem Vornamen an. Das gilt auch für das beliebte Zuprosten. Gar nicht so leicht, wenn man in eine größere Runde von Menschen kommt, die man alle eben erst kennen gelernt hat. Am besten hört man dann den Anderen gut zu und hängt sich ran. ;-)

Ich bin gespannt, ob mir auch im beruflichen Alltag Dinge auffallen werden, die anders sind als gewohnt. Da ich mich als "pflegeleicht" einschätze und mich zudem in einem neuen Umfeld, sowohl beruflich als auch privat, zu Beginn immer sehr zurückhalte und erst einmal beobachte, sollte ich kaum in mögliche Fettnäpfchen treten, hoffe ich. Die ersten Kontakte, sowohl persönlich als auch per Mail, waren schon mal sehr positiv, und ich bin optimistisch, dass ich mich gut ins Team integrieren werde. In gut einem Monat werde ich mehr wissen, wenn ich meinen künftigen Kollegen und Kolleginnen beim gemeinsamen Ausflug erstmalig begegne.

Mittwoch, 3. August 2016

Apothekerpreise

Ich erinnere mich noch gut an den ersten Abend mit Rosalie. Wir waren zu Gast in einer Pizzeria mit Selbstbedienung. Ich wartete am Tisch, mein Schatz holte unsere Bestellung ab. Auf dem Tablett lag auch der Bon für die Rechnung, und der Betrag belief sich für zwei Pizzen, Wasser und zwei Gläser Wein auf mehr als 60 Franken. Ich war wirklich geschockt! War das eine Anzahlung, um den ganzen Laden zu kaufen?

Inzwischen habe ich mich zum großen Teil an dieses Preisniveau gewöhnt. Immer seltener rechne ich um und vergleiche mit den Preisen in Deutschland. Es ist einfach ALLES teuer, für Deutsche um so mehr, seit der Franken noch stärker geworden ist. Und es relativiert sich das auf den ersten Blick ordentliche Gehalt sofort, wenn man Steuern, Versicherungen und die üblichen Lebenshaltungskosten dagegen rechnet. Wer einmal in einem Schweizer Supermarkt einkaufen war, wird feststellen, dass die Summe der Preise ganz schnell dreistellig wird. Der Inhalt des Wagens ist dabei noch sehr "übersichtlich". Und ein ordentliches Steak essen wir dann gern mal in Berlin und weniger in einem Schweizer Restaurant ...

Der Unterschied wird auch schnell sichtbar, wenn man mal eine Handwerkerrechnung in den Händen hat. Ein Stundenlohn von 90 Franken ist ganz normal, und bei einem fünfstündigen Einsatz sind ohne Material, Anfahrt usw. pro Handwerker damit also schon 450 Franken weg. Ganz zu schweigen von den Ansätzen, die Anwälte verlangen. Da tränt einem nicht nur EIN Auge! Mein Schatz macht diesbezüglich gerade sehr leidvolle Erfahrungen.

Doch wer das Eine will, muss natürlich das Andere mögen. Und insgesamt passt das Preisgefüge dann am Ende eben doch für Schweizer - sonst würden ja alle am Hungertuch nagen oder auswandern. Ich muss nur aufhören umzurechnen, so wie man das auch gern mit Euro und D-Mark tut. Es lohnt einfach nicht, sich darüber aufzuregen. ;-)

Dienstag, 2. August 2016

Unser Haus

Rosalie, einige Leser werden sich bestimmt an ihre Posts erinnern, war nie ein Freund von 0815-Wohnkultur. Der Charme lag und liegt im Besonderen. Das gilt sowohl für das Interieur als auch für das Haus selbst.

Vor rund zwei Jahren haben wir das besondere Haus gefunden - über 140 Jahre alt, mit unglaublich viel Platz und der idyllischen Terrasse mit dem tollen Ausblick. Ziemlich verrückt war das damals, aber wir hatten beide das Gefühl, es wäre die richtige Entscheidung.

Aus verschiedenen Gründen konnte mein Schatz damals noch nicht gleich einziehen. Während dieser ganzen Zeit seit dem Kauf zeigte sich das Haus dann von der weniger schönen Seite, überall kamen Mängel zum Vorschein, und auch sonst gab es mehr Ärger als Freude. Ja, es schien, als wollte sich das Haus wehren und uns wieder los werden. Bei Rosalie kamen immer öfter Zweifel auf, ob denn unsere Entscheidung richtig gewesen sei, und überhaupt - eigentlich wolle sie doch gar nicht weg dort, wo sie seit vielen Jahren zu Hause ist.

Nun, zwei Jahre und viele graue Haare später, haben wir den Schritt gewagt und sind eingezogen (und prompt hat es auch mit dem Job geklappt!). Die Sorge war immer noch da, dass das Fortgehen eine Lücke hinterlassen und die alte Heimat fehlen würde. Doch nichts von dem ist passiert! Schon vom ersten Tag an haben wir uns sehr wohl gefühlt. Rosalie meint, es fühle sich noch ein wenig wie Urlaub an, aber die bisherige Wohnung würde ihr gar nicht fehlen. Selbst das Haus scheint "zufrieden" zu sein und die Mängel treten ein wenig in den Hintergrund, auch wenn sie natürlich noch da sind.

Dieses Haus, von uns liebevoll "Schlössli" genannt, hat nicht nur viel Platz, sondern auch ganz viel Potenzial, und einige Ideen werden wir in den nächsten Jahren nach und nach in Angriff nehmen, wenn ich dann auch eingezogen bin. Nur einen kleinen Wunsch haben wir uns schon erfüllt: Eine Tischtennisplatte unter dem Dach, sodass wir uns jederzeit ein paar Bälle um die Ohren schmettern können.

Mehr Details zu unserem Projekt möchte ich hier erst einmal nicht erzählen, das überlasse ich meinem Schatz! Es wird dafür eigens eine neue Adresse geben, die verrate ich, sobald es dort etwas zu lesen gibt.

Montag, 1. August 2016

Happy Birthday

Geburtstag hat heute die Schweiz, sie wird stolze 725 Jahre alt! Für mich wird das erst im nächsten Jahr ein Feiertag sein, heute muss ich leider noch arbeiten, und Rosalie feiert allein zu Hause.

Ich habe schon einen Nationalfeiertag in der Schweiz miterleben dürfen und festgestellt, dass der Nationalstolz dort wesentlich stärker ausgeprägt zu sein scheint als hierzulande. So ist es ganz selbstverständlich, dass man zumindest ein paar Fähnchen in oder um das Haus platziert. In den Geschäften gibt es vor diesem Tag allerlei "Zeug" mit dem Schweizer Wappen zu kaufen, von Servietten über Tassen, Handtüchern, Feuerzeugen bis hin zu Bettwäsche. Hier in Deutschland habe ich etwas Derartiges nur vor EM und WM gesehen!

Außerdem ist es beliebt, sich an diesem Tag zu treffen, zu grillieren und abends Raketen in den Nachthimmel zu schießen, mehr noch als an Silvester. Davon abgesehen, dass dies in Deutschland verboten ist, habe ich hier stets den Eindruck, dass man froh ist, nicht arbeiten zu müssen, aber ob es nun der Tag der deutschen Einheit oder Pfingstmontag ist, das macht überhaupt keinen Unterschied.

Also, alles Gute, liebe Schweiz, und bleib, wie Du bist!